Kölner Kirchenzeitung 3/15 16. Januar 2015

Von der ..Seitenwechsel-Funktion“ des Karnevals

Messe mit Kölner Karnevalisten zur Eröffnung der Session

KÖLN. Wenn der Erzbischof die Gottesdienstbesucher mit „Schön, dat ihr all do sit“ begrüßt, wenn er während der Predigt ein Karnevalslied anstimmt und zur Gabenbereitung ein Pittermännchen (Anmerkung: kölscher Ausdruck für ein Fass Bier) gebracht wird dann wird ein ganz besonderer Gottesdienst im Kölner Dom gefeiert. Erstmals zelebrierte Kardinal Rainer Maria Woelki die traditionelle Messe zur Eröffnung der Karnevals-Hochzeit mit dem Festkomitee Kölner Karneval, dem Dreigestirn und fast allen Karnevalsgesellschaften. „Drink doch eine met, stell dich nit esu ahn ...“ hob er in seiner Predigt an, die Musikkapelle der Domstädter stimmte ein und die Messbesucher sangen mit.

Das zur Gabenbereitung gebrachte Schiffchen (Anmerkung: Karnevalskappe)
setzte Kardinal Rainer Maria Woelki sich gleich auf.

Was in diesem Lied der Black Fööss nostalgisch und idealtypisch beschrieben werde, greife im Grundmotiv auf, was das Evangelium uns ins Herz lege, erklärte Woelki. „Lass keinen allein und lass keinen stehn.“ Im mit rund 4000 Teilnehmern gefüllten Dom erinnerte er an die „Seitenwechsel-Funktion“ des Karnevals: „Die Dinge mal mit anderen Augen sehen, lernen, was wirklich wichtig ist.“ Auch wenn es dem Karneval nie gelingen werde, die Welt zu ändern oder zu verbessern - es gehe darum, den Blick zu weiten, die Verhältnisse aufs Korn zu nehmen, den Gedemütigten eine Stimme und den Armen Macht zu geben. „Wer richtig Karneval feiert, nimmt davon etwas mit in den Alltag, in dem das Recht des Stärkeren und die Macht des Geldes den Ton angeben.“

Unter diesen Vorzeichen erinnerte der Erzbischof an die Not der Menschen auf der Flucht. Die Gesellschaft brauche keine Formen der Ausgrenzung und der Stimmungsmache gegen andere, besonders jene, die unsere Hilfe brauchten wie Flüchtlinge. Deshalb begrüßte er, dass das Festkomitee mit seiner Aktion „Laachende Hätze“ Kindern in Kölner Flüchtlingsunterkünften Freude schenken wolle.

Für das Festkomitee entzündete Präsident Markus Ritterbach die Karnevalskerze, die bis Aschermittwoch im Dom brennen wird. Die Fürbitten sprachen das Dreigestirn Prinz Holger Kirsch, Bauer Michael Müller und Jungfrau Sascha Prinz sowie das Kinder-Dreigestirn mit Prinz Julian Schwamborn, Bauer Jacob Rehfus, Jungfrau Victoria Sion und der Nestor des Festkomitees, Hans Bauhoff.

In der Gabenbereitung brachten Mitglieder des Rheinischen Tanzcorps „Echte Fründe“ dem Erzbischof den Mottoschal „social jeck - kunterbunt vernetzt“, Pappnase, Karnevalsorden, Schiffchen, Pittermännchen und Muuzen.

Immer wieder gab Woelki launige Bemerkungen dazu zum Besten, etwa dass die Berliner zu Muuzen umständlich „Pfannkuchen“ sagen würden.

Vor dem Segen wünschte der Erzbischof den Karnevalisten viel „Spass an der Freud“, dass sie „unerbitterlich nett zueinander“ sein sollten, dass das Wetter gut werde und alle Feiern sowie Umzüge sicher ablaufen. Immer wieder erhob sich Applaus während der Messe von den Gottesdienstbesuchern. Der Festkomitee-Präsident dankte zum Abschluss kurz und prägnant mit: „Herr Kardinal, es war einfach wunderbar!“

Bernhard Raspels

 

Auszug aus dem Katechismus der Katholischen Kirche (= KKK) zur Heiligen Messe

1367 Das Opfer Christi und das Opfer der Eucharistie sind ein einziges Opfer: „Denn die Opfergabe ist ein und dieselbe; derselbe, der sich selbst damals am Kreuze opferte, opfert jetzt durch den Dienst der Priester; allein die Weise des Opferns ist verschieden“. „Und weil in diesem göttlichen Opfer, das in der Messe vollzogen wird, jener selbe Christus enthalten ist und unblutig geopfert wird, der auf dem Altar des Kreuzes ein für allemal sich selbst blutig opferte ... [ist] dieses Opfer wahrhaft ein Sühneopfer“ (K. v. Trient: DS 1743) (Vgl. dazu auch 1545).

1545  Das Erlösungsopfer Christi ist einmalig und wurde ein für allemal vollzogen. Und doch wird es im eucharistischen Opfer der Kirche gegenwärtig. Das gleiche gilt vom einzigen Priestertum Christi: es wird durch das Amtspriestertum gegenwärtig gemacht, ohne daß dadurch der Einzigkeit des Priestertums Christi Abbruch getan würde. „Und deshalb ist allein Christus wahrer Priester, die anderen aber sind seine Diener“ (Thomas v. A., Hebr. 7,4) (Vgl. dazu auch 1367, 662).