3. Werk und Wesen

Die Leute sollten nicht immer soviel nachdenken, was sie wohl tun sollen, sie sollten lieber bedenken, was sie sein sollen. Wären Sie nur gut und ihre Art, so möchten ihre Werke sehr leuchten. Bist du gerecht, so sind auch deine Werke gerecht. Denke nicht, dein Heil zu setzen auf ein Tun: man muss es setzen auf ein Sein. Denn die Werke heiligen uns nicht, sondern wir müssen die Werke heiligen. Und seien’s noch so fromme Werke, sie heiligen darum, weil wir sie verrichten, uns auch nicht im mindesten: sondern soweit wir Sein und Wesen haben, soweit heiligen wir all unser Tun, gleich ob Essen, Schlafen, Wachen oder was sonst. Die nicht von großem Wesen sind, was die auch schaffen, da wird nichts draus. Entnimm hieraus, wie man allen Eifer darauf richten muss, dass man ein Guter sei: nicht so sehr, was man tue, oder in welche Gattung die Werke schlagen, sondern wie der Grund der Werke sei. Der Grund, auf dem es beruht, ob des Menschen Wesen gut sei, der Grund zugleich, von dem des Menschen Werke ihren Wert empfangen, ist: ob unser Gemüt gänzlich zu Gott gekehrt sei. Darauf setz all dein studieren, dass Gott in dir groß werde und dein Ernst und Eifer ihm gelte in allem Tun und Lassen! Um so besser fürwahr werden, welches Namens immer, auch deine Werke sein. Suche Gott, so findest du Gott und alles Gute dazu. Ja, du könntest in solcher Gesinnung auf einen Stein treten, und es wäre eher ein frommes Werk, als wenn du bloß um deinetwillen den Leib des Herrn nähmest, deine Gesinnung also der Abgeschiedenheit ermangelte. Wer sich an Gott hängt, dem hängt Gott sich an und alles Tüchtige. Und was du zuvor suchtest, das sucht nun dich, welchem du zuvor nachjagtest, das jagt nun dir nach, und was du zuvor fliehen musstest, das flieht nun dich. Darum: zu dem, der sich an Gott hängt, zieht sich, was göttlich ist, und weicht von hinnen, was Gott unähnlich und fremd ist.