Mein Soldat

1. Meine Sendung und deine Sendung

Maria:

1. Mein Sohn, höre nun auf das, was ich dir sagen will, und bemühe dich, den Sinn recht zu erfassen.

Ein Geheimnis habe ich dir zu offenbaren, ein Geheimnis, das uns beide betrifft.

2. Als mir der Engel Gabriel ankündigte, der Sohn Gottes wolle aus mir geboren werden, verkündete er mir gleichzeitig, daß dieser Erlöser, mein Sohn geworden, sich Jesus, nennen würde. Da verstand ich, daß er, der Erlöser, mich teilnehmen lassen wollte an seinem Erlösungswerk. Ich sah, daß ich mich durch meine Einwilligung bereit erklärte, mitzuwirken im Geheimnis der Menschwerdung und zugleich der Erlösung.

Ich gab mein Fiat.

Von diesem Augenblick an habe ich bis zum letzten Atemzuge Jesu mit Ihm an der Rettung der Menschen mitgewirkt. Von mir stammte Fleisch und Blut des Opferlammes; ich zog es auf im Hinblick auf das Kreuzesopfer; meine Gebete und Leiden vereinte ich mit Seinen Gebeten und mit Seinen Leiden, meinen Willen mit Seinem Willen. Ich brachte meinen Sohn dem himmlischem Vater als höchstes Opfer dar. Jesus war Erlöser; ich die Miterlöserin.

3. Bedenke nun wohl, daß Gottes Gaben und Berufungen Ihn nicht reuen! Die Mitwirkung, die ich meinem Sohn in Nazareth und auf Kalvaria geboten, die muß ich Ihm bis ans Ende der Zeiten leisten.

Ich habe Jesus am Tag der Menschwerdung der ganzen Welt geschenkt; ich muß Ihn im Laufe der Jahrhunderte jedem einzelnen Menschen schenken. Ebenso setzt sich mein Mitwirken im Werk der Erlösung bei jeder einzelnen Seele fort. Denn die Erlösung ist in ihrer tatsächlichen Auswirkung noch nicht vollendet. Die Gnade des Heils ist zwar auf Kalvaria allen Seelen verdient worden, doch sie muß noch jeder besonders zugewendet werden.

Siehe, das ist meine Sendung bis ans Ende der Zeiten. Mit Jesus habe ich an der Rettung aller Seelen mitgewirkt; mit Jesus soll ich auch an ihrer Bekehrung und Heiligung mitarbeiten.

4. Könnte es auch anders sein? Indem ich die Mutter Jesu wurde, bin ich auch zugleich die Mutter all derer geworden, die einst seine Brüder werden sollten. Muß ich denn nicht als wahre Mutter über das Leben und Heil meiner Kinder wachen?

5. Du siehst also, es ist eine apostolische Sendung, die mir Gott am Tage meiner Aufnahme in den Himmel anvertraut hat; eine apostolische Sendung, die sich auf alle Menschen erstreckt, wie es auch meine Tätigkeit als Miterlöserin gewesen war, und wie es jetzt meine geistige Mutterschaft ist.

6. Ich bin die Königin der Apostel, nicht nur deshalb, weil ich mit mütterlicher Liebe über die ersten Apostel wachte, nicht nur, weil auch ihre Nachfolger durch mich segensreich für die Seelen wirkten, was ohne mich nicht möglich gewesen wären, sondern weil ihr Apostolat nur eine begrenzte Teilnahme an jenem allgemeinen Apostolat ist, das mir anvertraut wurde, mir in erster Linie.

7. Dieses Apostolat ist ein Kampf. Jede einzelne Seele muß ich dem Teufel entreißen und zu Jesus und dem Vater führen.

Als der Verführer über den Fall der ersten Menschen triumphierte, sagte Gott seinen Sturz voraus: „Ich will Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau, zwischen deiner und ihrer Nachkommenschaft. Sie wird dir den Kopf zertreten.“

Ich habe sein Haupt durch meine unbefleckte Empfängnis zertreten. Doch das war nur das erste Glied einer langen Kette von Siegen. Bis zum Ende der Zeiten werde ich ihm das Haupt zermalmen. Ich bin seine unversöhnliche Gegnerin, gefährlicher als ein wohlgeordnetes Heer.

8. Im Kampf um die Seelen habe ich ihm schon in den ersten Jahren der Kirche Niederlagen beigebracht. Seit dieser Zeit habe ich die Irrlehren besiegt und ungezählte Sünder auf den Weg des Heiles zurückgeführt.

So hat Gott gewollt, daß meine Eroberungen von Jahrhundert zu Jahrhundert stets offenkundiger werden, und Er will, daß sie in Zukunft vor aller Augen in noch nie gesehenem Glanz erstrahlen.

9. Satan scheint der Sieger in der Welt zu sein. Fürchte nichts! Eben wegen seiner stets wachsenden Macht will Gott, daß ich mehr hervortrete, um ihm das Haupt zu zermalmen. Mein Reich muß in der ganzen Welt aufgerichtet werden; dann wird das Reich meines Sohnes mit seiner ganzen Segensfülle kommen.

Ist es dir noch nicht aufgefallen, daß man seit der Verkündigung des Dogmas meiner Unbefleckten Empfängnis, - des Geheimnisses meines ersten Sieges über die Hölle -, den Heiland besser kennt, inniger liebt und Ihm treuer dient: daß Seine Person, Sein heiligstes Altarssakrament, Sein heiligstes Herz und Sein Königtum mit einer Verehrung umgeben werden, wie sie in ihrer Hingabe und Glut vorher noch nie geübt wurden. Seines Reiches wird, wie der Engel es vorhergesagt, kein Ende sein. Jetzt aber wie damals bin ich es, die der Welt ihren König schenken soll.

Das letzte Zeitalter der Kirche wird ganz besonders mein Zeitalter sein. Wunderbares wird durch mich und für mich gewirkt werden. Wie noch nie zuvor wird dann Satan von der Ferse einer Frau zertreten werden. Die Kirche wird eine Fruchtbarkeit offenbaren und eine erobernde Macht entfalten, wie man sie noch nie gesehen. Jesus wird dann von immer mehr Seelen geliebt werden und auch jene werden Ihm huldigen, die Ihn am hartnäckigsten bekämpft haben.

10. Das ist nun mein Anteil am Geheimnis, das ich dir offenbaren wollte.

Und nun der deine:

Es ist Gottes Ratschluß, die Menschen, gewisse Menschen besonders, an der Ausführung der Werke Seiner Liebe teilnehmen zu lassen. Von der Treue dieser Menschen zu ihrer Berufung will Er den Erfolg dieser Werke abhängig machen. Jesus brauchte - denn so war es sein Wille - die Mithilfe Seiner Apostel und ihrer Nachfolger, um auf Erden die vom Vater erhaltene Sendung fortzusetzen. Ebenso brauche auch ich Gehilfen und Soldaten, um meine Sendung zur Eroberung der Welt erfüllen zu können.

Wann wird man die Wunderwerke sehen, die ich angekündigt? Erst dann, wenn meine Kinder meine apostolische Aufgabe verstehen und einwilligen werden, an meiner Seite und unter meiner Führung den Kampf aufzunehmen.

11. Du aber, du hast meine Aufgabe verstanden. Willst du mein Soldat sein? Willst du mir helfen, meine Kinder Satan zu entreißen, um sie zu Jesus zu führen? Willst du auch Anteil haben an dem Sieg, der mir zugesichert ist?

Nach dem Beispiel deines göttlichen Vorbilds hast du dich mir ganz hingegeben. Mir hast du deinen Leib, deine Seele, all dein Arbeiten geweiht. Möchtest du deine Weihe rückgängig machen, da du nun weißt, wozu ich dich brauche?

12. In der Kindesliebe zu mir sahst du zuerst vielleicht bloß das Vertrauen eines Kindes, das auf dem Schoß seiner Mutter ruht. Und ich, ich führe dich aufs Schlachtfeld. War Jesus nur in der Vertrautheit von Nazareth mein Kind? War er es nicht ebenso sehr auch dann, als Er das Reich des Fürsten dieser Welt vernichtete und das Menschengeschlecht befreite? Ist Er denn nicht gerade darum mein Sohn geworden, um Erlöser der Menschen zu werden?

Er hat auch dich berufen, eines meiner Lieblingskinder zu sein, und so wollte Er, daß auch du mithilfst, Seelen zu retten. Sei entweder Apostel oder entsage der Ehre, mein bevorzugtes Kind zu sein!

 

Die Seele:

O Maria! Dein bin ich ganz und gar, und alles, was mein ist, ist dein!

Mit dir und unter deiner Führung will ich arbeiten, kämpfen, leiden und sterben. - Maria duce! (Unter Mariens Führung) soll mein Losungswort sein!