30. Wer soll exorzieren?

Durch ttlichen Auftrag sowie durch die Pflicht der Gerechtigkeit und der Liebe sind es die Bischöfe, die diese Gewalt direkt oder indirekt ausüben sollen. Die Vollmacht z u exorzieren, ist die Macht, die Seelen, deren sich ein oder mehrere Dämonen bemächtigt haben, zu befreien. Die Seelen von den finsteren Mächten des Bösen zu befreien, ist das unmittelbarste Apostolat, weil auch ich durch das Geheimnis meiner Menschwerdung um den Preis meines kostbaren Blutes den Dämonen und ihrer grausamen Tyrannei die Seelen entriß.

Alle Getauften müssen sich noch mehr als Brüder lieben und sich gegenseitig Gutes tun!

Habe ich meiner Kirche nicht genaue Vorschriften und praktische Weisungen über die Bruderliebe gegeben? Habe ich nicht Beispiele für die Verwirklichung der Liebe durch die Erfüllung der leiblichen und geistigen Werke der Barmherzigkeit gegeben?

Wer aber ist mehr krank und der Hilfe bedürftiger als ein vom Bösen Beeinflußter, der ständig seelisch und körperlich leidet und darum Verständnis und Beistand braucht? W e r ist befugter, ihn zu unterstützen, ihm zu helfen und ihn zu befreien als der Bischof, der die Fülle der priesterlichen Macht besitzt?

 

Leiden, die unersetzliche Waffe

Wenn der Bischof wirklich heilig ist, wird ihm weder das feinfühlige Verständnis noch die Gnade fehlen, wirksam den böse Beeinflußten zu behandeln.

Mein Sohn, um dem Feind mit offenem Visier entgegenzutreten, braucht es Glauben, Mut, Stärke und andere Gaben, die ihre Wurzeln nicht im Hochmut, sondern in der Demut haben. Du kannst überall suchen, aber einen tapferen und starken Exorzisten findest du nur unter den Demütigen, nie unter den Strebern nach Geltung, Reichtum und Bequemlichkeit, sondern nur unter den Armen; denn wer die Welt liebt, der ist nicht in Gott und auch nicht bereit, ein solch schweres Apostolat auszuüben, das völlig auf Gott und auf das Wohl der Seelen ausgerichtet ist.

Der Exorzist, der wahrhaft erfolgreich zu wirken vermag, ist gern bereit, Leiden als Gabe Gottes anzunehmen, als notwendige und wesentliche Waffe für seinen Kampf, eine Waffe, die den Gegner einschüchtert und erschreckt. Das ist für ihn schon ein Teil des angestrebten Erfolges.

Mein Sohn, die sinnlosen Vorwände der meisten Bischöfe gegen den Exorzismus finden darin ihre Erklärung. Ich habe gesagt, daß die Zeit gekommen ist, vorbehaltlos und klar zu sprechen, denn wie wäre ein Erfolg möglich gegen einen Feind, dessen Beute und Gefangener man selbst ist?

In meiner erneuerten Kirche will ich keine Verkrustungen irgendwelcher Art, alles muß zur Sauberkeit und Klarheit zurückkehren, wie es zu Beginn war.

Der Offizier, der im Krieg seinen Soldaten nicht vorangeht, ist kein guter Offizier. Er kann nicht auf einen Sieg zählen; der Sieg winkt nicht den Feigen, sondern den Tapferen.

 

Der Exorzismus ist die außergewöhnlichste Art der Seelsorge

Wiederholt habe ich dir gesagt: Wenn man an mein Evangelium glaubt, darf man meinen Worten keinen Sinn unterlegen, den ich ihnen nicht gegeben habe. Meine Worte über den Auftrag an meine Apostel sind klar, einfach und eindeutig: «Geht und verkündet mein Evangelium ... heilt die Kranken und treibt die Dämonen aus Diese meine Worte sind, wie alle anderen, ewig und unabänderlich. Man glaubt ihnen oder man glaubt ihnen nicht!

Wenn man an sie glaubt, warum verwirklicht man sie nicht? Wenn man nicht an sie glaubt, warum will man dann Hirte sein und den wichtigsten Zweck der Seelsorge verraten?

Manche versuchen sich unter dem Vorwand auszureden, diese Pflicht könne indirekt durch einen beauftragten Priester erfüllt werden... Mein Sohn, ich habe dir schon gesagt, daß man nicht im Auftrag lieben kann. So verhält es sich auch mit dem Guten. Wenn wir die Möglichkeit haben, es selbst direkt zu tun, muß man es persönlich tun und darf es nicht anderen überlassen. Das darf nur geschehen, wenn besondere Umstände es rechtfertigen. Was ist aber geeigneter als der Exorzismus, diese außergewöhnlichste Art der Seelsorge?

Dem Gesagten muß hinzugefügt werden, daß der Bischof die heilige Pflicht hat, den Priestern mit dem Beispiel voranzugehen. Der Bischof hat die Fülle des Priestertums, die Fülle der priesterlichen Macht. Deshalb kann der Bischof, der sein Amt ausübt, eine Kraft und eine ganz besondere Macht entfalten, die dem bischöflichen Charakter zusteht.

Die Bischöfe, die diese ihre besondere Macht, Dämonen auszutreiben, indirekt durch Beauftragung eines oder mehrerer Priester ihre Diözese ausüben, bekunden damit oft Mangel an Glauben, Fehlen seelsorglicher Feinfühligkeit ohne Blick für die Wirklichkeit dieser wahrhaft traurigen Lage. Denn heute sind böse Beeinflußte äußerst zahlreich, und sehr viele flehen um Hilfe, finden sie aber nicht.

Genug, jetzt, mein Sohn, wenn auch das Thema nicht erschöpft ist.

Ich segne dich, und zusammen mit dir segne ich alle, die dir teuer sind. 11. November 1978