31. Exorzieren: Das direkte Vorgehen in der Seelsorge

Schreibe, mein Sohn. Ich will dir einige Regeln geben, die du schon kennen solltest und an die du dich halten mt:

1. Warum bewirken die Segnungen oft nicht das, wozu sie ihrem Wesen nach die Macht haben? Aus welchen Gründen?

Es ist klar und offensichtlich, daß der Spender des Segens im Stand der Gnade Gottes, ein Mann großen Glaubens und echter christlicher Frömmigkeit sein m. Aber auch der, der um den Segen für sich oder für einen anderen bittet, muß in der Gnade Gottes sein.

2. Es ist tig, die zu segnende Person von allen Leuten abzusondern, die nicht christlich leben, auch von Neugierigen und von allen anderen, die den Exorzismus nicht mit Gebet und Opfer unterstützen.

3. Hochmütige und anmaßende Seelen sind sogar ein Hindernis, denn sie verstärken und vermehren in hohem Maß die Anwesenheit und die Macht des Feindes.

4. Der Spender des Segens muß nicht nur klug, sondern auch sehr weise sein. Der G egner unternimmt alles, um ihn zu verwirren, zu ermüden und zu erschöpfen. Daneben aber darf man nicht vergessen, daß der Gegner H, Hochmut und Zwietracht t. Im Segnenden müssen also Demut, Liebe und Festigkeit vorhanden sein; das macht den Feind feige und entmutigt ihn.

5. Wer segnet, muß sich durch Gebet vorbereiten und auch der Gebetshilfe guter, frommer Personen sicher sein.

6. Es ist nicht klug, wenn der Segnende sich in ein Gespräch einläßt; das soll nur in seltenen, bestimmten Fällen geschehen.

7. Nicht alle, die von bösen Geistern besessen sind, sind es im gleichen M. Es gibt Geister, die sich nach der Intelligenz, der Willenskraft und der Fähigkeit zu täuschen voneinander unterscheiden.

8. Es gibt Dämonen, die nur durch heiligmäßige, wahrhaft heilige Exorzisten überwunden und vertrieben werden können.

9. Die allgemeine Regel der Weisheit und Klugheit verlangt, sich vor Beginn der Segnung durch drei Kreuzzeichen abzuschirmen, oder besser noch, für sich selbst den Exorzismus zu beten.

10. Wenn das ganze priesterliche Wirken darauf ausgerichtet ist, Satan und der Hölle Seelen zu entreißen, um sie für Gott zurückzugewinnen; wenn der Zweck, zu dem der himmlische Vater seinen eingeborenen Sohn auf die Erde sandte, darin bestand, sich am Kreuz zum Opfer zu bringen, so ist klar und offensichtlich, daß der Exorzist die unmittelbarste Seelsorge gegen die finsteren Mächte des Bösen ausübt. Wer segnet und exorziert, ist einem Soldaten zu vergleichen, der sich nicht nur auf die Verteidigung beschränkt, sondern den Feind in seiner Festung mutig angreift. Der Exorzist stellt sich stark und mutig dem Feind von Angesicht zu Angesicht entgegen. Er führt einen Zweikampf, der den Zorn und die Rache seines Feindes herausfordert. Alle mutigen, heldenhaften Taten sind stets mit einem Risiko verbunden.

11. Wehe dem eingebildeten, oberflächlichen Exorzisten, der sich geistig nicht vorbereitet. Er gleicht einem unvorsichtigen, waffenlosen Soldaten, der einem stärkeren, kampfgewohnten und besser ausgerüsteten Feind gegenübertritt. Diese Auseinandersetzung muß für ihn unglücklich verlaufen. Der weise Exorzist wagt nie, seinen Feind anzugreifen, wenn er nicht überzeugt ist, sich in guter geistiger Verfassung zu befinden.

12. Selten kann der Exorzist wissen, ob er einem kampfgewohnteren Feind, der von Natur aus stärker und mächtiger ist, gegenübersteht. Er kennt weder seinen Rang noch seine persönlichen Fähigkeiten.

13. Der vom bösen Feind Besessene m, sofern es ihm möglich ist, den Segnenden in seinem Vorgehen mit Demut und Reue unterstützen und versuchen, die Dinge oder Handlungen unwirksam zu machen, die mitgeholfen haben, daß der Feind sich seiner bemächtigen konnte.

14. Ich wiederhole dir, mein Sohn, daß es eine weise Regel ist, den Besessenen a b z u s o n d e r n , um die diabolischen Listen der finsteren Mächte möglichst auszuschalten, denn diese suchen stets Freunde und Mitarbeiter in Personen, die ein Hindernis bilden können, das die Wirksamkeit des Exorzisten oft zunichte macht. Dies geschieht besonders dann, wenn der Exorzist sich nicht in einem guten geistigen Zustand für einen solchen Kampf befindet.

Ich segne dich, mein Sohn, und mit mir segnet dich meine heiligste Mutter, und zusammen mit dir segnen wir alle heiligmäßigen Priester, die nach meinem Evangelium leben, und alle guten Laien, die mit diesen heiligen Priestern tapfer kämpfen für den Triumph meines Reiches in den Seelen. 16. April 1977