Zeichen Gottes

 

Eucharistisches

Blutwunder in Rodalben

1952

Pater Gebhard Heyder OCD

 

Erklärung des Autors

Nachdem von Papst Paul VI. approbierten und von ihm in den A.A.S. 58/16 vom 29.12.1966 promulgierten Dekret der Kongregation für die Glaubenslehre vom 15.11.1966 ist es gestattet, ohne Imprimatur — d.h. ohne kirchliche Druckerlaubnis — Schriften über Erscheinungen oder Offenbarungen zu veröffentlichen.

Der Autor/Herausgeber erklärt, dass er mit der Veröffentlichung der Botschaften dem kirchlichen Urteil nicht vorzugreifen beabsichtigt.

Herausgeber der ersten Auflage: P. Gebhard Heyder OCD

Druck der ersten Auflage 1982

Copyright bei St. Raphael-Verlag, Ulm, Marienstraße 9

Genehmigter Nachdruck 2004, zweiter Nachdruck 2008 Herstellung: DRUCKEREI Joh. van Acken, 47800 Krefeld Herausgeber und Copyright: Joachim Pache, 47839 Krefeld, Von-Harff-Straße 34

www.adoremus.de

 

Zeichen Gottes

Die heilige Eucharistie
ist das Herz- und Kernstück

unseres Glaubens

 

Vorwort zur 2. Auflage

Der 48. Eucharistische Weltkongress fand auf Wunsch des Heiligen Vaters Johannes-Paul II. 2004, in Guadaljara (Mexiko) statt. Er stand unter dem Motto: „Die Eucharistie, Licht und Leben für das neue Jahrtausend.“

1881 fand in Lille (Frankreich) der erste Eucharistische Kongress statt. Die Initiative dazu kam nicht von einem Papst oder einem Bischof, sondern von einer Frau, in deren Herzen eine tiefe Liebe zur Eucharistie lebte und die darunter litt, dass durch die Folgen der französischen Revolution der eucharistische Glaube nahezu erloschen war. Emilie Tamisier (1834-1910) erkannte die zentrale Stellung der Eucharistie, als sie zu den Stätten pilgerte, an denen eucharistische Wunder geschehen waren.

Damit werden der Sinn und die Bedeutung eucharistischer Wunder deutlich. Sie werden von Gott selbst der Kirche geschenkt, um die zentrale Stellung der Eucharistie zu bestätigen.

Immer wenn diesem großen Mysterium ernsthafte Gefährdung droht durch Fehlentwicklungen in der kirchlichen Praxis oder durch Mangel an Glaube und Ehrfurcht, hat Gott durch besondere Zeichen reagiert.

Eucharistische Wunder stehen deshalb nicht neben dem Geheimnis der Eucharistie und dürfen auch nicht isoliert davon gesehen oder gar als Ersatz dafür verehrt werden. Im Gegenteil, in ihnen wird die verborgene Wirklichkeit des Altarssakramentes konkret und anschaulich bestätigt.

Wenn der Herr seine Kirche im Laufe der zweitausendjährigen Geschichte immer wieder durch eucharistische Wunder beschenkt hat, dann deshalb, weil die heilige Eucharistie das größte Geschenk ist, das er seiner Kirche bis zu seiner Wiederkunft anvertraut hat.

Die Eucharistie ist das Herz- und Kernstück der Kirche.

Joachim Pache, Krefeld

Marianische Gebetsgruppe Krefeld

 

Gebet zum Kostbaren Blut

Im Namen des Kostbaren Blutes komme ich zu Dir, o Jesus, Dich zu bitten, Dich zu drängen, Dich anzuflehen.

Obwohl Du meine Bitten zurückzuweisen scheinst, werde ich Deine bluttriefenden Füße nicht verlassen, ehe Du mich erhört hast. Zuviel Gnade, zuviel Barmherzigkeit ist mir schon von Deinen Wunden zugeflossen, als dass ich nicht bis zum Ende auf die Wirksamkeit Deines göttlichen Blutes vertrauen würde. Deshalb, o Jesus, durch Deine sieben Blutvergießungen, durch jeden Tropfen jenes hochheiligen Kaufpreises meiner Erlösung und durch die Tränen Deiner unbefleckten Mutter bitte und beschwöre ich Dich, mein Gebet bald zu erhören.

O Maria, Quelle des Kostbaren Blutes, ich beschwöre dich, lass diese Gelegenheit nicht vorübergehen, ohne das Blut zu verherrlichen, das Dich unbefleckt erhalten hat. Amen. Wir bitten Dich, o Herr, komme Deinen Dienern zu Hilfe, die Du mit Deinem Kostbaren Blut erlöst hast.

 

„Sine sanquinis effusione non fit remissio.
Ohne Blutvergießung gibt es keine Sündenvergebung“ (Hbr 9, 22).

Vorwort

Zwischen dem Ablauf des Geschehens und der nunmehrigen Kundgebung liegt ein dreißigjähriges Schweigen. Auf das „Zeugnis“ und die Bilddokumentation in dieser Schrift könnte man in zeitgeschichtlicher Abwandlung das Bibelwort anwenden: „Was wir wissen, das reden wir, und was wir gesehen haben, das bezeugen wir; dennoch nehmt ihr unser Zeugnis nicht an.“ (Joh 3, 11). Es erging dem Autor ähnlich wie dem Psalmisten: „Solange ich schwieg (schweigen musste), welkte dahin selbst mein Gebein. Da sagte ich mir: Nun will ich es bekennen. Und du hast hinweggenommen meine Schuld.“ (n. Ps 31, 3-5)

Nachdem nun manche Barriere gefallen ist, soll die Kunde von diesem Gnadengeheimnis ungehindert seinen Lauf nehmen und, entsprechend seiner Eigenart, den eucharistischen Glauben und das Vertrauen zur Muttergottes Maria und ihrer Gnadenvermittlung in den Herzen der Leser stärken.

Da noch Angehörige der in Frage stehenden charismatischen Person leben, sind die diesbezüglichen Namen und Orte nur in Monogrammform angegeben, liegen jedoch beim Autor in Vollschrift auf.

Mit Ausnahme eines Bildberichtes in „Neue Illustrierte“, Köln, 20. August 1952 — 7. Jahrg. Nr. 34, S. 8 — 9, einiger Artikel des Bruders J. W., einer kurzen Notiz in „Vox fidei“, Februar 1982, und ähnlich in dem Buch von Franz Weiss, Gottes Blut, Christiana-Verlag 1975, S. 73-82, ist über dieses religiöse Ereignis nichts publiziert worden. Es bleibt dabei zu hoffen, dass vorliegendes Büchlein einmal noch einen inhaltsreichen Ergänzungsband nach sich rufen wird.

Regensburg, am Feste Kreuzauffindung 1982 der Autor

Sei uns gegrüßt, o Kostbares Blut,
komm uns und den armen Seelen zugut!

 

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

I. Charismatisches Gnadenwirken des Heiligen Geistes heute noch

II. Das Opferblut in der biblischen Gottesverehrung

1. Im Alten Bund von Abel bis Auszug aus Ägypten

2. Bundesblutopfer am Sinai

3. Liturgische Gesetze für das Blutopfer am Tempel

4. Das Opferblut im Neuen Bund

III. Kurze Lebensskizze der charismatisch begnadeten AEW

IV. Bericht über die Entstehung des Blutzeichens mit authentischer Bilddokumentation

1. Letzte Vorbereitung

2. Auf dem Weg zur Erseheinungsstätte

3. Empfang im Wald hinter dem Friedhof

4. Höflichkeit der Gegner

5. Nächtliche Belagerung des Hauses der Wfk

6. Beginn des charismatischen Geschehens

7. In der Schau des Gekreuzigten

8. Im Anblick der blutenden Füße Christi

9. Kuss auf die Füße des Heilandes am Kreuz

10. Darreichung des Linnentuches an die Muttergottes zum Kuss

11. Blick zurück auf die Beter im Haus

12. Die große Stunde der gekreuzigten Liebe

13. Das Toben der Hölle; Schüsse peitschen durch die Reihen der Beter

14. Im ersten Anblick des Himmelszeichens

15. Wirkung auf die Beterschar

16. In seliger Schau des Himmelszeichens

17. In stiller Andacht

18. „Brot des Lebens“ aus Engelshand an eine Freundin der AEW

19. AEW empfängt selbst das Himmelsbrot aus Engelshand

20. Das Himmelszeichen in klarer Sicht

21. In Erwartung des Abschieds der Himmelskönigin

22. In seliger Schau der Gottesmutter

23. Ernste Botschaft vom Himmel

24. Letzte Niederschrift der himmlischen Botschaft und Abschied

25. Zeugen, die nicht lügen

26. Wohnhaus der Familie von der Straße her gesehen

27. Kurzbericht über die letzten Lebensjahre der AEW

V. Größenbeschreibung des Blutzeichens in seinen Teilen

VI. Versuch einer mathematisch-geometrischen Analyse des Blutzeichens

1. Kreis um das ganze Blutzeichen mit zwei eingeschriebenen gleichseitigen Dreiecken und Schnittpunkt im Hostienzeichen

2. Der „Goldene Schnitt“

3. Viereck mit Hostienform im Kreuzschnitt

4. Zwei geometrisch errechnete stilisierte Kelche im Blutzeichen

VII. Das Blutzeichen von R. und das kirchenamtliche Tribunal

VIII. Litanei und Gebete zu Ehren des Kostbaren Blutes

IX. Heilige Messe zu Ehren des Kostbaren Blutes

 

X. Anhang

1. Blutzeichen in Großaufnahme mit Eintragung der geometrischen Zeichnungen

2. Die zwei geometrisch errechneten stilisierten Kelchformen

3. Grundriss für einen Sakralraum

4. Messkelch

5. Speisekelch

6. Fotos von AEW

 

Allmächtiger Gott,

Du hast Deinen eingeborenen Sohn zum Erlöser der Welt eingesetzt und wolltest durch Sein Blut Dich versöhnen lassen; so lass uns denn, wir bitten Dich, den Lösepreis unseres Heiles verehren und durch Seine Kraft vor den Übeln dieses Lebens auf Erden beschirmt werden, so dass wir uns im Himmel ewig seiner Frucht erfreuen dürfen: durch Ihn, unseren Herrn. Amen.

aus der Liturgie

 

I. Charismatisches Gnadenwirken des Heiligen Geistes heute noch?

„Das Christentum ist hier kalt geworden“, mit dieser Feststellung verabschiedete sich ein afrikanischer Pastor von seinem dreieinhalbjährigen Aushilfsdienst, den er in einer evangelischen Gemeinde in Bayern geleistet hatte (MZ Nr. 73; 27./28. III. 1982). Der farbige Kirchenmann hat damit wohl bewusst ein Wort aufgegriffen, das wir in der Tagesoration des Festes der Stigmatisation des heiligen Franziskus finden (Altes Missale, 17. Sept.): „Frigescente mundo ... Als die Welt begann, kalt zu werden, hast Du, o Herr, am Leibe des heiligen Franziskus die Stigmata Deiner Passion erneuert, um unsere Herzen aufs neue in der Liebe zu Dir zu entflammen.“ Wäre zu fragen, ob der von Christus seiner Kirche zur Stärkung und Tröstung verheißene Gottesgeist (Lk 24, 49; Joh 14, 25 — 26) nicht auch in unserer Zeit äußere, sichtbare „Zeichen und Stigmata“ setzen könne, da „die Gottlosigkeit überhandgenommen, die Liebe bei vielen erkaltet ist“ und sichtlich jene „späteren Zeiten“ angebrochen sind, von denen „der Geist ausdrücklich sagt, dass gar viele apostasieren werden“ (Mt 24, 12; 1 Tim 4, 1). Wenn Christus ferner versichert, dass der Heilige Geist, der göttliche Anwalt seiner Kirche, „der Welt beweisen wird, was Sünde, was Gerechtigkeit und was Gericht ist“ (Joh 16, 7 — 8), dann kann dies nur so verstanden werden, dass der Heilige Geist die ganze Heilszeit hindurch, nicht nur in der sog. apostolischen Zeit, durch sein außergewöhnliches Gnadenwirken, durch seine Charismen äußerlich sichtbare Zeichen und Wunderdinge wirken wird, durch die die Welt, die Weltmenschen und nicht zuletzt die verweltlichte Christenheit samt ihren Lehrmeistern und Hirten im wahren Glauben an Christus und sein Erlösungswerk gestärkt, bzw. zu diesem wieder zurückgebracht werden sollen. Die charismatischen Gnadengaben sind freie, vom menschlichen Verdienst unabhängige Geschenke des Heiligen Geistes. Es sind Zeichen und Warnungssignale vom Himmel an eine glaubensschwache Menschheit zur Umkehr zu Christus und sein Evangelium. Jesus verheißt bei seinem Abschied den Jüngern — und in diesen seiner ganzen künftigen Kirche —: „Denen, die glauben, werden diese Wunderzeichen folgen: In meinem Namen werden sie Teufel austreiben und in fremden Sprachen reden. Schlangen werden sie aufheben, und wenn sie etwas Tödliches trinken, wird es ihnen nicht schaden. Kranken werden sie die Hände auflegen und diese werden gesund werden“ (Mk 16, 17 — 18). Zur Bestätigung dieser Verheißung heißt es weiter: „Jene zogen aus und predigten überall. Der Herr aber wirkte mit und bekräftigte das Wort durch die dabei erfolgenden Wunderzeichen“ (Mk 16, 20).

 

II. Das Opferblut in der biblischen Gottesverehrung

1. Im Alten Bund von Abel bis Auszug aus Ägypten

Der erste biblische Bericht von der Verehrung Gottes durch ein Opfer erzählt uns: „Abel opferte von den Erstlingen seiner Schafherde. Und der Herr blickte auf Abel und seine Opfergabe“ (Gen 4, 4). Das Lammopfer wurde auf dem Altar verbrannt, das aufgefangene Opferblut rings um den Altar ausgegossen. — Kurz danach hören wir vom Brudermord des Kain: „Er erhob sich gegen seinen Bruder Abel und erschlug ihn“' (Gen 4, 8). Der Herr sprach zu Kain: „Was hast du getan? Die Stimme des Blutes deines Bruders schreit vom Erdboden bis zu mir herauf“ (Gen 4, 10). Damit wird das Blut Abels indirekt auch als Opferblut charakterisiert, das zum Himmel ruft, aber nicht als Stimme der Anbetung und des Dankes, sondern als Ruf nach Vergeltung und Strafe (vgl. Apk 6, 9—10). So legt es schon der Apostel aus, wenn er das messianische Erlöserblut mit dem Blut des getöteten Abel vergleicht: „Wir sind hinzugetreten zu Jesus, dem Mittler des Neuen Bundes, zur Besprengung mit dem Blute, das besser redet, als das des Abel“ (Hbr 12, 24). So ist nicht nur sein Opferlamm, sondern auch Abel selbst ein Typus, ein Schattenbild, das prophetisch hinweist auf die Tötung, Opferung des unschuldigen Jesus und sein Opferblut.

Die Bedeutung und Wirkung des Opferblutes wird besonders eindrucksvoll gezeigt an dem Osterlammopfer beim Auszug aus Ägypten: „Jeder nehme für seine Familie ein fehlerloses Lamm ... Die ganze Gemeinde der Kinder Israels soll es gegen Abend schlachten. Sie sollen von dem Blute nehmen und damit die beiden Türpfosten und die Oberschwelle an den Häusern bestreichen ... Das Blut an den Häusern, in denen ihr wohnt, soll euch zu einem Schutzzeichen sein. Wenn Ich das Blut sehe (spricht der Herr), dann schreite Ich an euch vorüber. So wird euch die verderbende Plage nicht treffen, wenn Ich das Ägypterland schlage ... Niemand darf dann bis zum Morgen aus der Türe seines Hauses treten. Der Herr wird umhergehen, um Ägypten zu schlagen. Sieht Er dann das Blut an der Oberschwelle und an den Türpfosten, dann wird Er an dieser Türe vorübergehen und wird es dem Todesengel nicht gestatten, in eure Häuser einzutreten, um euch zu schlagen.“ (Ex 12, 4-7.13.22-23) So wurde das Opferblut des typischen Osterlammes zum „Schutzzeichen“ des alttestamentlichen Gottesvolkes. So soll noch mehr in der messianischen Heilszeit das Blut des wahren Oster- und Gotteslammes durch gläubige Verehrung zum wirksamen, übernatürlichen „Schutzzeichen“ der treuen Christenschar in den Bedrängnissen ihrer Zeit sein. — Wie singt die Kirche in ihrem alljährlichen Osterjubel: „Das sind die österlichen Feiern, da jenes wahre Osterlamm geschlachtet, mit dessen Blut die Türpfosten (Herzen) der Gläubigen geheiligt werden. — Cuius sanquine postes fidelium consecrantur.“ (Exultet)

 

2. Bundesblutopfer am Sinai

„Dann beauftragte Moses die Jungmannschaft der Kinder Israels, Brandopfer darzubringen und Tiere zum Friedopfer für den Herrn zu schlachten. Moses nahm die Hälfte des Blutes und goss es in Schalen. Die andere Hälfte des Blutes sprengte er auf den Altar. Hierauf nahm er das Buch des Bundes und las es dem Volke vor. Sie antworteten: Alles, was der Herr gesprochen, wollen wir gerne befolgen. Dann nahm Moses das Blut, besprengte damit das Volk und sprach: Seht das Blut des Bundes, den der Herr mit euch auf Grund dieser Satzungen geschlossen hat.“ (Ex 24, 5 — 8) Den Ausdruck: „Blut des Bundes“ hat Christus bei der Stiftung des Neuen Bundes „in Seinem Blute“ wörtlich übernommen (Mk 14, 24). Analog der alten Bundesschließung wird auch der neutestamentliche Gläubige, der Christ, in der Taufe und den übrigen Sakramenten mit dem Bundesblut des Gotteslammes geheimnisvoll besprengt. Ganz wie uns der erste Papst Petrus in seinem ersten „Apostolischen Schreiben“ versichert: „Ihr seid nicht mit Silber oder Gold losgekauft, sondern mit dem kostbaren Blute Christi als des makellosen und unbefleckten Lammes.“ (1 Ptr 1, 18-19)

 

3. Liturgische Gesetze für die Blutopfer am Tempel

Hierüber finden wir die ausführlichen Vorschriften im Buche Leviticus Kap. 1-7. Da heißt es: „Das Opfertier soll man vor dem Herrn schlachten. Die Söhne Aarons aber, die Priester, sollen das Blut opfern und es rings um den Altar sprengen. Das Ganze aber (Opferfleisch) lasse der Priester auf dem Altar in Rauch aufgehen, damit es ein Brandopfer sei, ein Feueropfer, dem Herrn zum lieblichen Wohlgeruch. Das Blut werde zum Altar gebracht, um an ihm ausgegossen zu werden. Beim Taubenopfer soll das Blut an der Wand des Altares ausgepresst werden“ (Lev 1, 5.9.15). Das Blut gehört also wesentlich zum Opfer und färbt und weiht den Altarstein so recht zum Opferaltar.

Sehr anschaulich und drastisch lauten die liturgischen Vorschriften für die Sündopfer. „Der gesalbte Priester nehme vom Tierblut und bringe es in das Offenbarungszelt hinein. Der Priester soll seinen Finger in das Blut tauchen und siebenmal von dem Blut vor den Herrn gegen den Vorhang des Heiligtums sprengen. Danach soll der Priester einen Teil des Blutes an die Hörner (Ecken) des Räucheraltares des Herrn streichen ... Alles übrige Tierblut soll er an den Sockel des Brandopferaltares hingießen.“ (Lev 4, 1 — 7)

 

4. Das Opferblut im Neuen Bund

Im ganzen Neuen Testament ist 40 mal vom kostbaren Blut Christi die Rede. Jesus selbst spricht 7 mal von seinem Erlöserblut. In der Verheißungspredigt des Altarssakramentes hören wir: „Wahrlich, wahrlich, Ich sage euch, wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esset und Sein Blut nicht trinket, werdet ihr das Leben nicht in euch haben. Wer Mein Fleisch isst und Mein Blut trinkt, der hat das ewige Leben, und Ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tag ... Denn Mein Fleisch ist eine wahrhaftige Speise und Mein Blut ist ein wahrhaftiger Trank. Wer Mein Fleisch isst und Mein Blut trinkt, der bleibt in Mir und Ich in ihm.“ (Joh 6, 53 — 56) Bei der Einsetzung des eucharistischen Geheimnisses lesen wir: „Dann nahm Jesus den Kelch, sprach das Dankgebet und reichte ihnen denselben dar, indem Er sprach: Trinket alle daraus! Denn das ist Mein Blut des (Neuen) Bundes, das für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden.“ (Mt 26, 27-28) Bei Mk 14, 24 heißt es: „Das ist Mein Blut, des (Neuen) Bundes, das für viele vergossen wird.“ Und bei Lk 22, 20 lesen wir: „Dieser Kelch ist der Neue Bund in Meinem Blute, das für euch vergossen wird.“ Aus dem Munde der Christusgegner hören wir 4 mal vom Blute des Herrn. Judas greift nach dem Strick mit dem Aufschrei: „Ich habe gesündigt, ich habe unschuldiges Blut verraten!“ (Mt 27, 4) Pilatus sucht sich seine Blutschuld von den Händen zu waschen mit den Worten: „Ich bin unschuldig am Blute dieses Gerechten. Seht ihr zu.“ (Mt 27, 24) Bei ihrem gerichtlichen Verhör wirft der Hohepriester den Aposteln vor: „Ihr wollt das Blut dieses Menschen über uns bringen.“ (Apg 5, 28) Doch dies tat der Hohepriester in Wirklichkeit selbst, als er dem Pilatus entgegenrief: „Sein Blut komme über uns und unsre Kinder!“ (Mt 27, 25) Der Apostel Paulus spricht in seinen Briefen, einschließlich Hebräerbrief, 18 mal vom Erlöserblut Christi. Nur einige Stellen seien hier angeführt. „Diesen Jesus hat Gott (— Vater) hingestellt als Erlösungsopfer in Seinem Blute, wirksam durch den Glauben.“ (Rom 3, 25) — „In Ihm besitzen wir die Erlösung durch Sein Blut, die Vergebung der Sünden.“ (Eph 1, 7) — „Er stiftete Frieden durch Sein Blut am Kreuze.“ (Kol 1, 20) — „Das Blut Christi, der Sich selbst kraft des ewigen Geistes als makelloses Opfer Gott dargebracht hat, wird unser Gewissen reinigen von den toten Werken.“ (Hbr 9, 14) —

Aus den Briefen des Apostels Johannes seien die Worte angeführt: „Das Blut Jesu, Seines (des Vaters) Sohnes, reinigt uns von alle Sünde.“ (1 Joh 1, 7) — „Jesus, der Sohn Gottes, dieser ist es, der durch Wasser und Blut gekommen ist.“ (Taufwasser und Erlöserblut; 1 Joh 5, 6) — In seinem Evangelium gibt uns der Liebesjünger, der als einziger Apostel unmittelbar neben dem Kreuzaltar stand, das authentische Zeugnis vom Opferblut des Herrn: „Einer von den Soldaten stieß Ihm seine Lanze in die Seite und sogleich floss Blut und Wasser heraus.“ (Joh 19, 34) — Noch ein Zeugnis dieses Evangelisten zieht uns in seinen Bann. Seine erste Begegnung mit Jesus fasst er in die Worte: „Tags darauf stand Johannes (der Täufer) wieder da mit zwei von seinen Jüngern. Mit dem Blick auf Jesus, der vorüberging, rief er aus: Seht, das Lamm Gottes! Kaum hörten ihn die beiden Jünger (deren einer der Evangelist selbst war) das sagen, so folgten sie Jesus nach.“ (Joh 1, 35 — 36) — In seiner Geheimen Offenbarung schildert uns Johannes seine charismatische Christusschau: „Ich sah inmitten des Thrones und der vier Lebewesen und inmitten der Ältesten das Lamm stehen wie geschlachtet (geopfert). Dabei sangen die Heiligen ein neues Lied: Würdig bist Du, die Buchrolle zu empfangen und ihre Siegel zu öffnen; denn Du bist geschlachtet worden und hast Menschen erkauft für Gott in Deinem Blute.“ (Apk 5, 6.9) Es ist eindeutig, dass Johannes in dem geschlachteten Lamm Christus als das geopferte, am Kreuze verblutende Gotteslamm schaute. So hat der Blick auf das geschlachtete, blutende gottmenschliche Opferlamm den ganzen Glauben, die ganze Erinnerung, die ganze Dankbarkeit, Sehnsucht und Liebe des Johannes vom Anfang bis zum Ende geprägt und ihm mit Recht den Namen eines Liebesjüngers eingetragen, jenes Jüngers, „den Jesus lieb hatte, der beim Mahle an Seiner Brust geruht hat.“ (Joh 13, 23; 21, 20) —Nachfolger seiner Art hat Johannes immer gehabt und wird sie haben, auch hinsichtlich seiner charismatischen Christi-Blutschau, bis zur großen Wiederkunft des Herrn, den er herbeisehnt mit dem Ruf: „Veni, Domine Jesu. Komm, Herr Jesu!“ (Apk 22, 20) — Es ist zu bedenken, dass Johannes mehr als sechzig Jahre nach der blutigen Opferung des Christuslammes auf Golgotha die charismatische Schau des geschlachteten Gotteslammes gehabt hat und selbst Jahrzehnte hindurch das göttliche Opferlamm bei seinem eucharistischen Gottesdienst auf den Altar herabgerufen hatte. Kann da der allmächtige Gottessohn, bei dem „tausend Jahre sind wie ein Tag“ (2 Ptr 3, 8), trotz seiner himmlischen Verklärung, nicht auch in unseren Tagen also tun? „Bei Gott ist kein Ding unmöglich.“ (Lk 1, 37)

 

III. Kurze Lebensskizze der charismatisch begnadeten AEW

Am Ostertag 1952 erhielt ich eine mündliche Nachricht von merkwürdigen religiösen Vorgängen im westlichen Grenzgebiet der deutschen Lande, in der Familie Wfk, in dem Städtchen R. in der Rheinpfalz. Nach einem Briefwechsel bekam ich am 7. Mai 1952 von der in Frage stehenden Person Frl. AEW eine schriftliche Antwort, in der sie ihre große Freude zum Ausdruck brachte, dass endlich ein erstes wohlwollendes Priesterwort an sie gelangt sei. Sie fügte die Bitte an, ich möchte mich etwas um sie annehmen, da ihr seelisches Leid das körperliche noch um ein gut Stück überwiege. Deshalb fuhr ich einige Zeit später nach R., um die Dinge persönlich in Augenschein zu nehmen. Ich begrüßte den Vater, ein mittelgroßer Mann in den Fünfzigern, Meister in einer Schuhfabrik in P. Er war rührig von früh bis spät, um seiner Familie mit fünf Töchtern und einem Sohn den Lebensunterhalt zu erwerben. Sein stilles, in sich gekehrtes Wesen, das bei allen merklichen Kümmernissen doch wieder ein freundliches Lächeln zeigte, wirkte angenehm beruhigend. Aber auch er musste die Gehässigkeit seiner Landsleute, denen er zeit seines Lebens nie Anlass zu einem Streit gegeben, fühlen. Einzig wegen der außerordentlichen Phänomene um seine Tochter wurde er auf Betreiben von Leuten, von denen man es am wenigsten erwartete, im Juni 1952 als einziger Arbeiter aus der Fabrik ausgestellt. Ehrlos und brotlos sollten die verächtlich Wfks gemacht werden. Als der Vater mit seiner Entlassung heimkam, begab er sich, seinen inneren Schmerz verbergend, in seine Schlafstube, kniete sich am Bettrand nieder und betete den Rosenkranz. — Die Mutter, von gut großer, schlanker Statur, trug die abgehärmten Züge eines tiefen, sorgenvollen Leides in ihrem eingefallenen Gesicht. Sie war die erste beim Morgenrot und die letzte in später Abendstunde, unermüdlich rührig und besorgt für ihre große Familie. Ihr herbstes Leid war, dass sie mit ihrer Familie, der noch im vergangenen Sommer der Geistliche das schriftliche Zeugnis als einer der besten am ganzen Ort ausgestellt hatte, ohne irgendeine nur entfernt-sachlich lautende Begründung von der Kanzel herab exkommuniziert und vom Besuch des Gottesdienstes praktisch ausgeschaltet wurde. Ich beobachtete sie still, als frühmorgens die Glocken läuteten und sie mit tränenfeuchten Augen durch das Fenster zum Kirchturm hinüberschaute. Es blieben ihr wegen ihrer großen Kinderschar auch die gemeinsten öffentlichen Beschimpfungen und Spottvergleiche nicht erspart. Sie betrieb mit ihren größeren Töchtern eine kleine Strickerei. Freilich wurde selbst dieser bescheidene Erwerb durch einen förmlichen Boykott der bösartigen Gegner soviel wie unmöglich gemacht. Es hieß, die Wfks seien verrückt und hysterisch geworden, wie alle, die es mit ihnen halten und mit ihnen den abendlichen Rosenkranz beten. Die Sache hatte aber unerwartet das bewirkt, was der Seelenhirte in den 25 Jahren seiner dortigen Tätigkeit nicht fertiggebracht hatte, nämlich dass seine Pfarrkinder geschlossen hinter ihm stünden. Wie wenig jedoch die Herde in Wirklichkeit hinter ihrem Hirten stand, und sogar die Auslese der Kolpingschar, beweist ein Zitat aus dem Rundschreiben vom 26.5.1952: „Die Kolpingfamilie steht in einer Krise, die ihre Existenz bedroht. Wenn sie ihre Mitglieder persönlich und schriftlich bittet, und die meisten folgen nicht einmal dieser Einladung, so ist etwas faul im Staate Dänemark. So war es nicht nur am 11. Mai, sondern auch bei der letzten Theaterveranstaltung. Wenn zu einer Pflichtversammlung 10-20 Mann erscheinen, so ist da etwas nicht in Ordnung.“ — Wenn nun aber die nämliche Vereinsschar eine derartige einheitliche Folge leistet, dass sie ein religiöses Mädchen samt ihren Angehörigen wie ein Freiwild verfolgt — wir werden später Näheres erfahren —, „dann war da auch etwas nicht in Ordnung im Staate Dänemark.“

Den Eltern Wfk wurde am St. Stephanstag 1925 ihre drittälteste Tochter geboren, die in der Taufe den Namen AE erhielt. Sie besuchte acht Jahre die Volksschule ihres Heimatstädtchens und leistete in der damaligen Nazizeit ihr HJ-Pflichtjahr in Neumarkt bei Breslau. Hernach besuchte sie in P. einen halbjährigen Handelskurs und wurde nach guter Absolvierung desselben Büroangestellte in dem Sägewerk des G. K. Von dort kam sie bald an die Kreissparkasse P., Zweigstelle R., wo sie 1943 bis 1951 tätig war. Ein erstklassiges Zeugnis des damaligen Direktors bestätigt dies. AEW war als Mädchen eine gefällige Erscheinung, 1,70 Meter groß, hatte dunkles, etwas spärliches Haar, das ihr bei einer Kinderkrankheit ausgefallen, jedoch nach einer Wallfahrt nach Walldürn, wie sie behauptete, wieder notdürftig nachgewachsen war. Sie war immer sauber und hübsch gekleidet, doch ohne Auffälligkeit und übertriebenen Schmuck. Außer den Kinderkrankheiten der Masern und Diphtherie befielen sie seit ihrem zehnten Lebensjahr langwierige Leiden, die in Abwechslung fast sämtliche Organe durchwanderten. Nach Aussage der Mutter ertrug sie all diese Krankheiten mit großer Geduld. Auf einer Fahrt nach Freiburg i. Br. erlitt sie 1945 durch ein herabstürzendes Gepäck eine Gehirnerschütterung. Ein lebensgefährlicher Unfall traf sie auf ihrer Urlaubsreise in die Schweiz im Juli 1951. Als sie in Waldshut am Oberrhein die Straße überqueren wollte, wurde sie von einem Motorradfahrer mit aller Wucht angefahren und in die Höhe geschleudert, so dass sie bewusstlos liegen blieb. Unter anderen starken Verletzungen trug sie eine schwere Gehirnerschütterung davon. Da sie nicht transportfähig war, wurde sie in das Krankenhaus Waldshut eingeliefert. Es stellten sich infolge der Gehirnerschütterung schlimme Anfälle ein, die sich nach Überbringung in ihre Heimat noch steigerten. Dies war für AEW der Anfang einer seelischen Läuterung, von der die Schrift sagt: „Gott hat sie geprüft und seiner würdig erfunden. Wie Gold im Feuer hat Er sie erprobt und sie dann als Brandopfer angenommen.“ (Wsh 3, 6) Das war zugleich für AEW die Zubereitung und Hinführung zu ihrer charismatischen Begnadigung. In einer Erscheinung teilte ihr die Muttergottes mit, dass sie geheilt werde, und zwar am 24. November, damals noch der Festtag des Doctor mysticus, des heiligen Johannes vom Kreuz, mit der heiligen Theresia von Spanien der Reformator des Karmelitenordens. Die Heilung erfolgte dann auch plötzlich und vollständig. Es wiederholte sich von da an kein Anfall mehr. Sämtliche Ärzte, darunter Fachleute, hatten die Krankheit für aussichtslos erklärt und ihr baldiges Ableben angesagt. Unterbrochen wurden die Tage nach ihrer körperlichen Heilung durch ihr vom Himmel geschickte Leiden ganz anderer Art. Es war dies ein geheimnisvolles Erleiden der Passion Christi, der Geißelung und auch einer inneren, äußerlich nicht sichtbaren Stigmatisation in der Fastenzeit und besonders am Gründonnerstag und Karfreitag des Jahres 1952. Am Spätnachmittag dieses Tages fiel sie in eine todesähnliche Ohnmacht, um — ohne natürliche Medikamente — an Ostern wieder frisch zu erwachen und an den Auferstehungsfreuden des Herrn teilzunehmen. Obwohl von den Angehörigen wiederholt gebeten, erschien niemals eine Vertretung kirchlicherseits zur Beobachtung und Prüfung dieser Vorgänge, so dass die diesbezüglichen Berichte, die trotzdem an das höhere Hirtenamt geschickt wurden, jeder Autopsie und Beweiskraft entbehren. Ich selbst war kein unmittelbarer Zeuge dieser Vorgänge; dazu war meine Anwesenheit bei der Familie zu kurz und selten. Ich sah jedoch Kleidungsstücke mit zahlreichen, länglichen Blutspuren, die gut von Geißelhieben stammen konnten.

Auch an äußerer, gewalttätiger Verfolgung fehlte es in dieser Zeit nicht. Am Abend des 8. Januar 1952 wurde von vier unbekannten Personen ein Überfall auf AEW verübt, wobei sie einen heftigen Schlag mit einem harten Gegenstand auf den Kopf erhielt, der ihr erneut eine Gehirnerschütterung mit starken nachwirkenden Schmerzen verursachte. Die früheren Anfälle jedoch traten nicht mehr auf. Ihr charismatisches Visionsleben setzte sich vom November 1951 bis Ende Juni 1952 fort durch öftere Erscheinungen der Muttergottes, des leidenden und auch auferstandenen Heilandes, des heiligen Joseph, der in fremder (aramäischer) Sprache zu ihr redete, sowie der heiligen Gemma Galgani. Seit ihrer Exkommunikation an Weihnachten 1951 erschien auch wiederholt ein Engel mit Kelch und Hostien, der ihr und allen, die in ihrem Elternhaus den Rosenkranz mitbeteten, in geheimnisvoller Weise „das Brot des Lebens reichte“, wie der Gottesbote selbst diese Art geistiger Kommunion nannte.

Als letztes und abschließendes Ereignis ihres visionären Erlebens wurde ihr die Erscheinung der Gottesmutter und des göttlichen Heilandes für den 1. Juli 1952 angekündigt. Für diesen Tag wurde ihr ein für alle sichtbares Zeichen versprochen, damit alle glauben könnten. Es sollte in einem Waldstück hinter dem Friedhof geschehen, in aller Öffentlichkeit. Auf ihre Bitte hin verhieß ihr die Muttergottes, zum Abschied am 2. Juli, Maria Heimsuchung, nochmals zu kommen, und zwar zu Hause. Sie ahnte, dass dieser Abschied für sie sehr schmerzlich sein werde, und sie wollte dabei nicht den Blicken der Leute ausgesetzt sein. Die himmlische Mutter ging auf diese Bitte ein.

Charakter und religiöse Grundeinstellung können hier nur in kurzen Strichen gezeichnet werden, wie es eben eine verhältnismäßige kurze Beobachtungszeit ermöglicht. Im Denken und Urteilen legte AEW eine Nüchternheit an den Tag, die zuweilen die Grenzen des Rationalismus tangierte, auch in religiösen Dingen. So lehnte sie bis zur Zeit ihrer eigenen charismatischen Erlebnisse nicht nur sämtliche neueren Erscheinungen ab, sondern stand selbst Lourdes und Fatima kritisch gegenüber. Als z. B. ihre etwas schwächliche Schwester A. eine Pilgerfahrt nach Lourdes machen durfte, äußerte AEW: „Wäre gescheiter, wenn sie ins Allgäu fahren und sich dort erholen würde“, welcher Ausspruch ihr allerdings einen scharfen Tadel der Mutter, verbunden mit dem Verbot einer Romfahrt, die sie hätte machen dürfen, eintrug. Sie stand auch ihren eigenen Visionen ablehnend gegenüber und wünschte, dass die Muttergottes dieselben ihrer jüngeren Schwester C. gebe. Sie war auf religiösem Gebiet jeglicher Schwärmerei und Gefühlsbetonung abhold. Zu den Vielbetern gehörte sie auch damals nicht. Wenn sie jedoch betete, dann war sie ganz bei der Sache. Sie hatte ein gutes Empfinden für die wirklich wesentlichen Stücke der katholischen Frömmigkeit. Unauffällig gestand sie mir in einer Unterhaltung: „Als das wertvollste Gebet habe ich schon immer das heilige Messopfer betrachtet. Wenn ich das nicht gehabt habe, dann meinte ich, es sei für diesen Tag all mein übriges Tun nichts wert. Das kann ich sagen: Ich bin nie in der heiligen Messe gewesen, ohne dass ich nicht auch zur heiligen Kommunion gegangen wäre. Dies wäre mir vorgekommen wie das Wort des Heilandes: „Die Geladenen waren dessen nicht wert.“ (Mt 22, 8) — In ihr inneres Seelen- und Gebetsleben wollte sie sich nur schwer hineinschauen lassen. Als sie mir so nebenbei von einer Laienkatechetin erzählte, die behauptete, das betrachtende Gebet sei nur für studierte Leute etwas, lächelte sie über diesen Ausspruch und freute sich dann, als ich ihr eine Broschüre über das betrachtende Gebet gab. Sie konnte oft nur einige Stunden in der Nacht schlafen. Gefragt, wie sie denn die langen Stunden der Nacht verbringe, antwortete sie: „Ich denke.“ Dies ist dieselbe Antwort, welche die kleine Theresia als Mädchen auf die Frage, was sie in ihren stillen Stunden tue, gab: An Gott und Seine Größe, Seine Allgegenwart, Erbarmung und Liebe denken, Ihm danken und Ihn lieben. Sie besaß eine ausgeprägte intellektuelle Veranlagung und eine starke Willenskraft, die beide sich nur durch strickteste Beweisführung überzeugen und biegen ließen. Dabei war sie von natürlicher Heiterkeit und lebensfrischem Frohsinn und war aufgeschlossen für alles Vernünftige und Wahre. Bezüglich der Menschenkenntnis meinte sie einmal: „Ich schaue nur in die Augen und auf die Hände, dann weiß ich, wen ich vor mir habe.“

Mit Interesse und Freude betrachtete sie die Natur als das große Bilderbuch Gottes. Als ich abends in der Küche mich mit ihr unterhielt, rief sie plötzlich in heller Freude aus: „Da guck, ein Mäusle! Wie nett! Ich kann ihm nichts antun. Einen Menschen könnte ich operieren, aber einem Tierlein könnte ich nichts zuleide tun.“ Ihre Mutter fasste einmal ihr Urteil über AEW dahin zusammen: „Zwei Eigenschaften hatte AE schon von Jugend auf: Eine unüberwindliche Geduld im Leiden, wo sie nie etwas sagte, bis sie nicht mehr konnte — und zu leiden hatte sie schon seit ihrem zehnten Lebensjahr — dazu eine übergroße, mitleidige Nächstenliebe, die überall helfen will.“ Ich konnte aber beobachten, dass das Mädchen gerade hinsichtlich letzterer Eigenschaft vielfach nicht verstanden wurde und manchmal auch schwer zu verstehen war. So meinte die Mutter mir gegenüber, dass auch jenes Verhältnis der AE zu einem jungen Mann, mit dem sie einige Zeit verlobt war (ohne Wissen der Angehörigen), mehr eine Sache ihres übergroßen Mitleids gewesen sei, weil er kränklich war und sie ihm helfen wollte. AE war ein nach Erkenntnis ringendes Menschenkind, in vielem noch nicht ausgegoren, damals, in den Jahren 1952/53. Ihr stark cholerisches Temperament machte ihr noch lange zu schaffen. Neigung zu Eigenwillen, übertriebene Mitleidigkeit, eine die Grenzen der Klugheit zuweilen missachtende Selbstsicherheit konnten ihr noch schwere Prüfungen verursachen. Auch hatte sie manche Angewohnheit, die wohl während ihres langen Krankseins entstanden, nicht entschieden genug bekämpft, woraus ihr ebenfalls nicht geringe Schwierigkeiten erwuchsen. Sie hätte gerade damals eine feste Hand gebraucht, die sie wohl mit verstehender Güte aber mit ebenso großer Unnachgiebigkeit geführt hätte. Doch dies wurde gerade durch die eigenartige Haltung der hier in Frage stehenden Instanzen vereitelt.

Was ihr Verhalten zur Kirche betrifft, so ist sie derselben trotz der bitteren Erfahrungen treu geblieben. Freilich mag sie im harten Kampf um die wahrheitsgetreue Beurteilung und Berichterstattung der charismatischen Vorgänge um sie nicht immer die rechte Mäßigung gefunden haben. Sie trug eine tiefe Ehrfurcht vor dem Priestertum als solchem in sich und war von einer freudigen Verehrung des Heiligen Vaters, damals Pius XII., erfüllt. Als den größten seelischen Schmerz empfand sie daher die über sie und die Ihrigen so grundlos verhängte Strafe der Exkommunikation. Sie wandte sich Mitte Juni 1952 nochmals brieflich an ihren Oberhirten in Sp. und bat, dass sie in persönlicher Aussprache alles darlegen dürfe. Sie drückte die Hoffnung aus, dass bei Kenntnis der wahren Sachlage der Hochwürdigste Herr sicher die verhängte Strafe aufheben werde. Eine Antwort aber erhielt sie nicht.

Denkbar wäre, dass der Brief, obschon persönlich an den Oberhirten adressiert, nicht in dessen Hände gelangte.

Da mir durch kirchenbehördliche Bestimmung seit Anfang August 1952 jede weitere Beschäftigung mit der Sache AEW untersagt worden war, konnte ich von da an keinen beratenden und seelsorglichen Einfluss mehr ausüben und habe auch ein ganzes Menschenalter hindurch in der Öffentlichkeit geschwiegen. Da nun aber durch päpstliches Dekret (AA.S. 58; 1966) es nicht mehr untersagt ist, Berichte über Erscheinungen und Wunder ohne kirchliches Imprimatur zu veröffentlichen, hielt ich es für eine Gewissenspflicht, über das erlebte, aus nächster Nähe beobachtete eucharistische Geschehen noch vor meinem Ableben (stehe im 78. Lebensjahr) Zeugnis abzulegen. — Es scheint dem ganzen Geschehen um AEW ein geheimnisvoller Plan Gottes zugrunde zu liegen, der die kirchlichen Zeitverhältnisse irgendwie widerspiegeln soll, deren innere Zusammenhänge und Eigenart aber erst richtig durchschaubar sind, wenn der ganze innere und äußere Komplex abgelaufen ist. Gebe Gott, dass dieser Zeitpunkt nicht mehr allzu ferne liegt.

 

IV. Bericht über die Entstehung des Blutzeichens mit authentischer Bilddokumentation

1. Letzte Vorbereitung

Für das zum 1. Juli 1952 angekündigte Wunderzeichen musste AEW auf die Mitteilung eines Engels hin ein grobleinenes Tüchlein von 40/40 cm herrichten. Da Frl. AEW mich bereits brieflich und persönlich kennengelernt hatte, fragte sie die Muttergottes in der Vision am 31. Mai und nochmals am 13. Juni 1952, ob dieser Priester gegenwärtig sein soll, wenn das Zeichen gegeben wird. Als Antwort erhielt sie: „Es wäre Mir lieb, wenn er dabei sein würde.“ Daraufhin entschloss ich mich, für den 1. Juli 1952 nach R. zu kommen, um so mehr, als ich mit Bekannten im Auto mitfahren konnte. Ich selbst wusste aber bis dahin noch nichts von dem Tuch und noch weniger, was es damit für eine Bewandtnis haben sollte. Erst am 1. Juli gegen Mittag vertraute mir AEW an, dass sie mir ein Tüchlein geben müsse; die Muttergottes habe dies so angeordnet. Sie übergab mir es dann mit der Aufforderung, es genau zu besichtigen, um festzustellen, dass nichts darauf sei. Es hatte die Form eines Korporales, wie es der Priester bei der heiligen Messe hat, um den Kelch daraufzustellen. Ich sollte das Tüchlein für die Erscheinungsstunde mitnehmen und es ihr erst geben, wenn sie es während derselben verlange. Ich sollte es aber unmittelbar zuvor noch allen Anwesenden zeigen und es herumreichen, damit alle sich überzeugen könnten, dass es in keiner Weise prägniert oder gezeichnet sei. Den Tag des 1. Juli 1952 verbrachte AEW in stiller Vorbereitung auf die große Stunde. Sie erlitt auch noch heftige Versuchungen des bösen Feindes, der sie zum Widerwillen und zur Verzagtheit reizen wollte. Dieser Kampf steigerte sich, je mehr die Stunde der angekündigten Erscheinung näher rückte. Ich suchte sie mit dem Hinweis auf Jesus am Ölberg zu trösten, der noch viel mehr durchgekostet habe.

 

2. Auf dem Weg zur Erscheinungsstätte

Gegen 8 Uhr abends gingen die mit der Familie Wfk befreundeten Bekannten in kleinen Gruppen, um nicht aufzufallen, zum Friedhof am Rand der Ortschaft und von dort zur Waldstätte, welche die Muttergottes als Ort des Geschehens bezeichnet hatte, etwa 1/2 km hinter dem Gottesacker. Mit ihnen gingen auch der Chefredakteur W. Sch. und sein Photograph E. H., die mit mir gekommen waren. Sie wurden mit erhobenen Fäusten begrüßt (Bild) und man drohte ihnen, ihre Apparate zu zerschlagen, wenn sie wagten zu photographieren. Um 1/2 9 Uhr folgte auch AEW in Begleitung ihrer Mutter (der Vater blieb als Hauswächter daheim), ihrer Schwestern und des Bruders. Auch ich schloss mich an. Kaum hatten wir die Haustüre hinter uns, als auch schon die Schmäh- und Spottrufe hörbar wurden. Wir setzten dennoch unseren Weg fort, bis wir am Friedhofausgang dem Walde zu ankamen. Dort stellte sich uns eine geschlossene Kette von Männern entgegen, die uns gewaltsam am Verlassen des Friedhofs und am Weitergehen hinderten.

Die Lästerungen und Gemeinheiten, die sie uns zuschrien, sind nicht wiederzugeben. Einige ließen sich sogar zu tätlichen Angriffen gegen mich hinreißen. Ich fragte sie, wer ihnen das Recht gebe, friedlichen Menschen den öffentlichen Weg zu versperren, und ersuchte sie um ihre polizeiliche Vollmacht. Die Antwort war ein grölender Tumult unter Ausrufen: „Wir sind vom Kolpingverein. Du Gotteslästerer, du falscher Hund“ und andere derartige Titulationen wurden mir zugeworfen. Als ich nochmals ersuchte, mir den Weg freizumachen, griff man mich wieder tätlich an und stieß mich zurück. Nach einer dritten ebenfalls vergeblichen Aufforderung betonte ich, dass ich die Polizei sprechen wolle, die sich an der Erscheinungsstätte befand. Nach wiederholten Versuchen gelang es mir dennoch die Phalanx der Kolpingbrüder zu durchbrechen. Unter einem dauernden Spießrutenlaufen von Faust- und Stockdrohungen, gelangte ich schließlich zum Polizeichef. Dieser suchte dann mit völlig unzulänglichen Kräften, einem Schutzmann und einem Forstbeamten, die nach Hunderten zählende wütende Menge zu bändigen. Besonders waren es Jugendliche, die in nicht wiederzugebender Weise die 40 - 50 friedlichen Beter bearbeiteten, die sich am Erscheinungsort eingefunden hatten. Ich zeigte dem Polizeibeamten meine Kennkarte und meinen KZ-Ausweis und bat ihn, uns den Weg am Friedhof doch freizumachen, da wir hierher gehen wollten, um privat einige Gebete zu verrichten. Daraufhin erklärte mir der Beamte, der in Zivil gekommen war, dass das Forstamt jegliche Versammlung und Veranstaltung hier im Walde verboten habe. (Soweit reichte also der gegnerische Einfluss.) Ich versicherte, dass wir weder eine Versammlung noch eine Rede noch eine Veranstaltung halten, sondern nur beten wollten. Ich wiederholte meine Bitte, uns den Weg, der ein öffentlicher für jeden Staatsbürger sei, dennoch freizumachen. Nun ging der Beamte mit mir zum Friedhof zurück. Dort hatte sich die Menge noch stärker in Positur gestellt und geriet in hellen Fanatismus, als sie mich mit dem Beamten kommen sahen. Dieser forderte nun, wenn auch in nicht gerade tatkräftiger Weise, die Leute auf, den Weg freizumachen. Ein infernales Gebrüll war die Antwort. Die Gesichter dieser Menschen waren dabei zu dämonischen Fratzen verzerrt. Hierauf erklärte mir der Beamte: „Sie sehen, es ist unmöglich, der Aufruhr wird nur größer. Es bleibt nichts übrig, als dass sie nach Hause gehen.“ So musste ich der Gewalt weichen und mit meiner Begleitung den Heimweg antreten. Ich bat den Beamten, er möge uns polizeilichen Schutz dorthin gewähren. Ein gellendes Triumphgeheul und eine weitere Flut von Lästerungen der Gegner begleiteten uns. Ich hörte, wie einige Rowdys dem Polizeimann, der uns gegen die stärksten Übergriffe in Schutz nahm, zuschrien: „Glaubst du etwa selbst daran, weil du zu diesen hältst?“ Als ich sagte, dies sei ein organisierter Widerstand, antwortete der Beamte: „Aber nicht von uns.“ Ich versicherte ihm: „Wir kennen die Organisatoren wohl.“ Ich gab jedoch unser Vorhaben, zum Erscheinungsfelsen vorzudringen, noch nicht auf. Nach einem einstündigen Verhör im Polizeigebäude und einer Strafanzeige meinerseits, die ich wegen öffentlicher Beleidigung und Misshandlung erstattete, fuhr ich noch nachts gegen 11 Uhr mit einem mir geliehenen Wagen nach P., um die Hilfe der M. P. anzugehen. Trotz längerer Aussprache war diese aber nicht zum Eingreifen bereit, da der Captain versicherte, nur eingreifen zu dürfen, wenn amerikanische Bürger oder Soldaten mit verwickelt seien. Erst gegen 12.00 Uhr kam ich zum Elternhaus der AEW zurück, wo ich auch nur mit Hilfe der Polizei die Haustüre erreichen konnte. Als ich erfuhr, dass eine Anzahl Frauen und Mädchen von der Erscheinungsstätte noch nicht zurückgekehrt sei, ging ich um Mitternacht mit polizeilicher Begleitung nochmals in den Wald hinaus. Dort fand ich die geängstigte Schar immer noch von den Gegnern, Männern und Frauen, heftig umdrängt. Ich bat sie, mit mir heimzugehen, und wir erreichten, unter gemeinsten Schmähungen des Pöbels, nach Mitternacht das Haus der Wfk.

Inzwischen hatte ein Engel der Visionärin mitgeteilt, dass das Himmelszeichen noch in dieser Nacht gegeben werde und wenn es daheim im Zimmer sein müsse. Hier hatten sich an die 60 Beter eingefunden, mit denen AEW den Rosenkranz zu beten begann. Es waren Leute darunter aus allen Ständen und Altersstufen, Katholiken, aber auch einige Andersgläubige. Auf Wunsch der Gottesmutter sollte ihre jüngste Schwester C. (etwa 15 Jahre alt) links und ich rechts von AEW knien und während des ganzen Geschehens nicht von ihrer Seite weichen. — Ich hatte von zu Hause die heilige Krankenkommunion mitgenommen, da AEW seit langem nicht mehr kommunizieren konnte, und legte das heilige Sakrament in der kleinen Pyxis auf das geschmückte und mit Kerzen beleuchtete Hausaltärchen, wie dies bei Hauskommunionen der Brauch ist. Daher beteten wir, soweit möglich kniend, vor dem Allerheiligsten den Rosenkranz (siehe Bild 6. Beginn des charismatischen Ereignisses). Was aber ging draußen vor sich? Die fanatisierten Gegner hatten sich durchaus nicht, wie wir vermuteten, nach Hause begeben. Sie hatten sich vor dem Hause zusammengerottet und verharrten noch immer unter höhnendem Geheul in ihrer feindlichen Haltung. Es flogen Steine gegen das Haus. Gegen 12.30 Uhr ging ein Bombardement sämtlicher Fenster los. Ängstliche Rufe gingen durch die Reihen der Beter. Wir wollten das Überfallkommando anrufen, aber es war unmöglich, das Haus zu verlassen. Erst nachdem ein guter Nachbar aus eigenem Antrieb zur Polizei ging und um Verstärkung bat, legte sich allmählich der furchtbare Umtrieb. Versteckte Gruppen hielten sich aber immer noch.

 

3. Empfang im Wald hinter dem Friedhof

Die erhobene Faust vorne deutet an, was die Beter zu erwarten haben. — Rückwärts in der Mitte ist ein Forstaufseher zu erkennen und links die Mütze eines Schutzmannes. Rechts vorne machen sich bereits die „Empfangsdamen“ bereit. Links vorne sind zwei vernünftigere Jungmänner im Begriff wegzugehen, die Hände in den Hosentaschen, zum Zeichen, dass sie sich nicht aktiv betätigen wollen.

 

4. Höflichkeit der Gegner

Diese lässt nichts zu wünschen übrig und bedarf keiner Erklärung. Hier nur ein kleiner Ausschnitt der tobenden Menge. Bessere Aufnahmen waren wegen Belästigung des Photographens nicht möglich — auch nicht nötig. Den Waldhang links hinauf wäre die Felswand mit der Erscheinungsstätte. Diese wurde schon seit Tagen von Schandbuben in übelster Weise besudelt und mit ordinärsten Sprüchen beschmiert. — Hinter dem Gebüsch rechts wäre ungefähr der Friedhof zu suchen, mit langen Reihen von Kriegergräbern aus den Grenzkämpfen 1939/40. Hinter dem Wald, mehr nach rechts, liegt die Ortschaft.

 

5. Nächtliche Belagerung des Hauses der Wfk

Hier noch eine der ruhigsten Szenen, wo überhaupt eine Aufnahme gelang. Vorne ruhige Beobachter. Gegen rechts, dem Haus zu, horcht man gespannt, was da drinnen vorgeht. Ist es hier ähnlich wie einstens vor 2000 Jahren um den Kalvarienhügel herum? Erklärte, hasserfüllte Gegner voll Grausamkeit, Spott und Hohn. Viele Neugierige, Gleichgültige, aber auch manche Besinnliche. Wie es heißt: „Als die Volksscharen, die zu diesem Schauspiel zusammengeströmt waren, die Vorgänge sahen, schlugen sie an die Brust und kehrten um.“ (Lk 23, 48) — Möchten auch viele der hier Stehenden „umkehren“, in sich gehen, sich zum gekreuzigten, blutenden Gotteslamm bekehren.

 

6. Beginn des charismatischen Ereignisses

Es war gegen Ende des Rosenkranzes, als sich plötzlich das Aussehen der AEW veränderte. Das Gebetbüchlein entglitt ihren Händen. Ihre Augen öffneten sich groß und wurden von etwas unendlich Erhabenem angezogen. Ihr Gesicht schien von einem überirdischen Licht übergössen. Ihr Blick strahlte das unsagbar Große und Schöne wider, das vor ihr Geistesauge trat. Die Königin des Himmels stieg unter den Klängen des Lourdesliedes: „Ave, ave, ave Maria“, das die begleitenden Engel sangen, in himmlischer Lichtfülle zu ihrer Dienerin im Erdental hernieder. Es war 12.40 Uhr in der Nacht vom Feste des Kostbaren Blutes auf das Fest Maria Heimsuchung 1952. Mein Pressefreund hatte unter den Betern Platz genommen, während sein Kameramann einen Meter links vom Hausaltärchen seinen Apparat aufgebaut hatte. Bei diesem letzten Visionserleben, das ja vom Himmel für die Öffentlichkeit bestimmt war, ließ AEW einen Photographen zu, um ein unbestechliches Beweismaterial für die Beurteilung des Geschehens zu haben. Früher hatte sie das Photographieren ihrer charismatischen Zustände stets strickte abgelehnt. — Links im Bilde auf dem Hausaltärchen das allerheiligste Sakrament (Krankenkommunion); rechts davon ein kleines sog. „Ewiges Licht“, Kerzen und Blumen; ganz vorne ihre jüngste Schwester C., dann AEW und rechts hinten der Autor.

 

7. In der Schau des Gekreuzigten

Neben der Muttergottes sieht nun hier AEW im heiligsten Sakrament den gekreuzigten Heiland Seiner ganzen Gestalt nach, über und über mit Blut überronnen. Sie sieht also „das Lamm Gottes wie geschlachtet“, so wie es der Liebesjünger in seiner Geheimen Offenbarung geschaut hat (Apk 5, 6). Voll Sehnsucht hebt sie die Hände, als wollte sie die gekreuzigte Liebe vom Marterholz herabnehmen und in ihre Arme schließen. Schmerz und Liebe sprechen gleicher Weise aus ihrem Gesicht, das bis in die letzte Faser von dem Geschauten erfasst und hingerissen ist. — Der Rosenkranz ist ihr aus der Hand in den Arm zurückgeglitten. Auf dem Hausaltärchen steht hinter der heiligen Hostie eine (nicht gut sichtbare) Statue der Muttergottes von Lourdes, vor der die Familie mit ihren Bekannten die abendliche Hausandacht in Form des gemeinsamen Rosenkranzes zu verrichten pflegte. Daneben rechts eine Herz-Jesu-Statue. Blumen, Kerzen und Lampen vollenden den Schmuck der häuslichen Andachtsstätte.

 

8. Im Anblick der blutenden Füße Christi

Der himmlische Lichtglanz hat die Sinne der AEW so in Bann geschlagen, dass sie für die Außenwelt unempfänglich sind. Für das visionäre Auge ist alles äußerlich Wahrnehmbare entschwunden: Zimmerwände, Altärchen, Statuen, Kerzen, Blumen und Menschen. Es reagiert auf nichts von all dem. Auch der Apostel wusste in seiner Paradiesesvision nicht, ob er dabei „in oder außer seinem Leibe war“ (2 Kor 12, 2-4). — Der Blick der AEW ist ganz gefesselt von den blutenden Wunden des Gekreuzigten, die sie so nahe unter der heiligen Hostie schaut, obwohl sie selbst hernach gar nicht wusste, dass sie sich dabei unter das Altärchen gebückt hatte, auf dem das heiligste Sakrament lag. Auch hernach, als sie das heilige Blut mit dem Tüchlein auffing, sah sie dieses nur aus der Herzwunde Christi fließen, nicht aus der Hostie selbst. Sie schaute eben in der konsekrierten Hostie den ganzen sich am Kreuze opfernden Heiland.

 

9. Kuss auf die Füße des Gekreuzigten

Aufgefordert von der Muttergottes, die in der Vision ihr alles sagte, was sie tun sollte, beugt sich AEW hier über die Blumen und küsst in Ehrfurcht die für sie sichtbaren Füße des Heilands. Sie wandte sich dann schweigend zu mir, zog mich am Arm nach vorne und ihr stummer Blick lud mich ein, dasselbe zu tun wie sie, obwohl ich selbst nichts sah. Dann stand AEW auf, und ich beobachtete als nächster Zeuge, wie sie den Kopf hob, dorthin, wo sie das blutende Herz des Erlösers schaute. Sie öffnete leicht den Mund und schob die Lippen vor, als wollte sie etwas von oben Herabfließendes trinken. Da käme hier nur das aus dem durchbohrten Herzen fließende Erlöserblut in Frage, wobei man Jesu Worte in ihrem Verbalsinn nehmen müsste: „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt“, und ferner: „Mein Blut ist ein wahrhaftiger Trank.“ (Joh 6, 54-55) Wollte Christus hier in einem charismatisch-visionären Vorgang unserer glaubensarmen Zeit beweisen, dass seine Gegenwart im eucharistischen Sakrament dem Fleisch und Blute nach wirklich „realiter et essentialiter“ zu verstehen ist?

 

10. Darreichung des Linnentuches an die Muttergottes zum Kuss

Kurz darauf sprach AEW im Flüsterton zu mir: „Tuch, Tuch.“ Nun zog ich dieses aus meiner Brusttasche. Ich entfaltete es vor den Augen aller anwesenden Beter und ließ es, wie mir aufgetragen war, von Hand zu Hand gehen mit der Aufforderung, es ja genau anzusehen und zu prüfen, ob nicht etwas darauf gezeichnet oder geprägt sei. Manche hielten das Tuch gegen die elektrische Lampe, einzelne zerrieben es mit den Fingern, doch niemand konnte etwas finden. Hierauf faltete ich das Tuch wieder zusammen, wie der Priester das Korporale bei der heiligen Messe zusammenlegt. So gab ich es der immer noch im visionären Zustand sich befindenden AEW. Mit freudestrahlendem Gesicht hielt diese es zunächst nach links hoch (Bild), wie wenn sie es jemandem zur Ansicht oder zur Berührung darreichen würde. Wie hernach erklärt, verlangte die Muttergottes das Tuch zum Kuss. Dann ging AEW mit dem zusammengefalteten Tuch nach unten, wo sie immer noch die blutenden Füße des Gekreuzigten sah, und legte das Tuch auf dieselben. Ich achtete genau darauf, konnte aber keinerlei Änderung oder Vorgang im Tuch bemerken. — Während des ganzen Geschehens kam das Tuch keinen Augenblick aus meinen Augen. Auch die Beter hatten es beständig im Blickfeld. Irgendeine Fingerfertigkeit, Betrug oder Täuschung oder gar Vertauschung mit einem anderen Tuch ist absolut ausgeschlossen. Über vierzig Augenzeugen haben dies mit ihrer eidlichen Unterschrift bekräftigt. (Die Zeugenliste liegt heute noch beim Autor vor.)

 

11. Blick zurück auf die Beter im Haus

Die Augen der über sechzig Beter im Wohn- und Nebenzimmer verfolgen unverwandten Blickes jede Bewegung, jede Wendung, die vorne am Hausaltärchen vor sich geht. Es sind Leute aus verschiedenen Ständen, ältere und jüngere, letztere sogar in der Überzahl, Frauen und Männer. Das geringste Verdächtige wäre sofort entdeckt worden. Dazu tickte ständig die Kamera und das Blitzlicht des Photographen, dessen Apparat jede Szene des Geschehens mit unbestechlicher Objektivität festhielt. — In der Mitte die Mutter der AEW, rechts rückwärts ein Gärtnermeister, davor seine Schwester, ganz rechts der Arm eines Pädagogikstudenten, links vor der Mutter kniend die Witwe eines gefallenen Offiziers, ganz vorne rechts von der Mitte ein Mädchen mit breiter Stirne, das ein charismatisches Erlebnis hatte. Von den Leuten waren, soweit mir bekannt, 15 von Rodalben selbst, 10 aus Pirmasens, 4 von Fehrbach, einige von Rittersheim und Kaiserslautern, 2 aus Nürnberg, 4 aus Neumarkt/Opf.

 

12. Die große Stunde der gekreuzigten Liebe

Nachdem die Muttergottes das Linnentüchlein durch ihren Kuss geheiligt, sagte sie zu AEW: „Nun, Mein Kind, fange mit dem Tuch das Blut auf, das aus dem Herzen Meines Sohnes fließt.“ Daraufhin nahm AEW das gefaltete Tuch mit beiden Händen und hielt es zunächst stehend vor aller Augen hoch, dorthin, wo sie die durchbohrte Seite des gekreuzigten Heilandes über der heiligen Hostie erblickte. Im Raum trat eine heilige Stille ein, nur unterbrochen von dem kurzen Stoßgebet: „Sei uns gegrüßt, o heiliges Blut, komm uns und den armen Seelen zu gut.“ — Mir war es, als hörte ich etwas Flüssiges auf das hingehaltene Tuch herniederplätschern. In diesem Augenblick sah ich, wie sich im weißen Tuch ein dunkler Fleck bildete, der sich zusehends vergrößerte. Dies war, wie später von der Visionärin erzählt, der Beginn des vom Himmel angekündigten Zeichens. — Nach kurzer Zeit ging AEW wieder in die Knie, entfaltete das Tuch und hielt es unter das heiligste Sakrament, das immer noch auf dem Hausaltärchen lag (Bild). Sie hielt mit geöffneten Händen und ausgestreckten Fingern nur die Ränder des Tuches an die Vorderkante des Altartischchens, während der größere Teil des Tuches rückwärts frei herunterging (Bild). Augenscheinlich scheute sich AEW, die Mitte des Tuches zu berühren aus Ehrfurcht vor dem, was sie selbst dort bereits Wunderbares entstehen sah. Der innere Grund der Hinwendung der Visionärin von der charismatischen Schau des Gekreuzigten zur heiligen Hostie war der, dass der kausale Zusammenhang des mystischen Vorganges mit dem heiligsten Sakrament, in dem Christus wahrhaft und wesentlich mit Fleisch und Blut zugegen war und aus dessen eucharistischem Herzen in Wirklichkeit sich der Blutstrom in das Tuch ergoss, ostentativ betont werden sollte.

Man möchte diese heilige Szene „die priesterliche Stunde“ im Leben der AEW nennen. Sie, die von frühester Jugend an keinen heißeren Wunsch hegte als den, auch nur ein einziges Mal für eine Stunde Priester des Herrn sein zu dürfen — sie wollte als Mädchen schon immer ein Bub sein —, sie wurde vom ewigen Hohenpriester selbst gewürdigt, sein kostbares Opferblut aus Seinem durchbohrten Herzen für sich und für eine gerade im eucharistischen Glauben erkaltende Christenheit aufs neue in Empfang zu nehmen.

 

13. Das Toben der Hölle; Schüsse peitschen durch die Reihen der Beter

Im heiligsten Augenblick, da sich über der betenden Schar der Himmel geöffnet und die ersten Spuren des Wunderzeichens sichtbar wurden, war draußen die Hölle los. Es war eine buchstäbliche Belagerung des Hauses. Niemand von uns konnte ohne Lebensgefahr das Haus verlassen, um Verstärkung der Polizei anzufordern. Ein wildes Bombardement mit Steinen, Holzprügeln und Flaschen setzte von allen Seiten gegen das Häuschen ein. Die Wut des tobenden Pöbels steigerte sich zum rasenden Orkan und drohte, das ganze Haus zu stürmen. Sämtliche Fenster wurden zertrümmert und man suchte die Haustüre einzudrücken. Und im selben Augenblick, als ich das erste Blutzeichen im Tuche kommen sah, krachten von beiden Seiten Schüsse durch das Zimmer. Unsere erschrockenen Leute schrien vor Angst auf und warfen sich auf den Boden (rechts auf dem Bild), um von den Kugeln nicht getroffen zu werden. Ich beruhigte sie mit den Worten: „Fürchtet euch nicht; das Wunder ist bereits im Kommen!“ — Auch diese Untat der Gegner hat der Photographapparat festgehalten, treuer und unwiderleglicher als es Menschenzungen bezeugen könnten. Ich machte nächsten Tag bei der Polizei Anzeige wegen lebensgefährlichen Überfall, musste jedoch später auf strengen Befehl hin die Anzeige zurückziehen. — „Nos habemus legem, et secundum legem debet mori“ (Joh 19, 7), dieser vielsagende Bibelspruch ist auch heute noch nicht annulliert.

 

14. Im ersten Anblick des Himmelszeichens

AEW hatte das Tuch wieder zusammengefaltet und machte damit am Rande des Altärchens einige Bewegungen hin und her, als wollte sie etwas Flüssiges mit dem Tuch auffangen. Ihren Blick hielt sie jedoch unentwegt nach oben gerichtet, wo sie das blutende Herz Jesu sah. Dabei kniete ich unmittelbar neben ihr und sah eine dunkle Flüssigkeit in einem schmalen Streifen vorwärts schießen und sich zu einer Form ergießen, die ich näher noch nicht feststellen konnte. Die Flüssigkeit (Blut) floss so stark, dass es auf der Rückseite des zusammengelegten Tuches noch eine kräftige Spur zog. Gegen die Naturgesetze der Schwerkraft und Bewegung floss das Blut über die Biegungen des gefalteten Tuches hinweg und an der Unterseite des eingebogenen Teiles weiter dahin. — Hierauf nahm die Visionärin das Tuch, hielt es wieder nach links oben, der Muttergottes zum Kuss. Dann drückte sie es mit ehrfürchtiger Ergriffenheit und hingebender Liebe leicht an sich. Danach übergab AEW das immer noch geschlossene Tuch mir. Ich öffnete es nun und fand darin mit frischem Blut gebildet ein Herz, daraus ein Blutstrom quillt, einen Kelch, darüber wie schwebend eine größere Hostie, von einem Kreuz durchzogen. Das Blut sickerte vor meinen Augen an den Rändern noch langsam weiter. Ich glaubte auch, den süßlichen Geruch eines frischen Blutes wahrzunehmen. Diesen Geruch vernahm ich später nach Wochen noch viel deutlicher. — Im Bilde links hinter dem Bluttuch eine Statue der Muttergottes mit einer (etwas schlecht sichtbaren) hochgezackten Krone, ähnlich wie AEW es schaute. Rechts an der Wand ein Bild von Papst Pius XII., der seinen hohepriesterlichen Segen über das ganze Geschehen zu geben scheint. — AEW starb am Beisetzungstag Pius' XII. (13. Okt. 1958), an dem „alle Glocken auf der ganzen Welt läuteten“, wie sie es vorausgesagt hatte.

 

 

15. Wirkung auf die Beterschar

Als ich das Tuch mit dem blutfrischen Wunderzeichen hoch hielt und den Anwesenden zeigte, ging allen ein Schauer tiefster Erschütterung durch Mark und Bein und machte sich in lautem Aufschrei Luft. Sie beteten, schluchzten, weinten ob des Unbegreiflichen, das Gottes Allmacht in dieser Stunde vor ihnen gewirkt und das sie nun mit eigenen Augen schauten. Starke, junge Männer brachen in sich zusammen und schluchzten wie Kinder. Ich suchte die Leute zu beruhigen. In der Mitte des Bildes die Mutter mit erhobenen Armen, von seelischer Erschütterung überwältigt. Rechts davon eine junge Frau, auf deren Gesicht sich als Auswirkung des Wunders ein beglückender Seelenfriede spiegelte. Ganz rechts ein junger Student, dem der psychische Schock in Gesicht und Hand gezeichnet steht.

Nicht lange nach dem Eintreten des Wunders stürmte ein wildfremder Mann ins Zimmer und drängte sich bis unmittelbar zum Tuche vor. Ich stellte mich schützend davor. Der Mann warf grimmige und höhnische Blicke auf das heilige Zeichen und machte Miene nach ihm zu greifen. Ich wehrte ihm und lies es ihn weder berühren noch photographieren. Desgleichen schob sich eine Hand durchs halbgeöffnete Fenster und griff blindlings herein, als wollte sie nach dem Tuche langen. Ich erinnerte mich an die Mahnung der Muttergottes, wir sollten ja Acht haben; denn es würden Leute kommen, die uns das Tuch nehmen wollen. Die Hölle und ihre Garde wussten und spürten, was hier Göttliches vor sich ging, und war willens, es zu rauben und zu vernichten.

 

16. In seliger Schau des Himmelszeichens

Aus der Ekstase zurückgekehrt, sieht nun AEW mit irdischen Augen das ihr vom Himmel gegebene Wunderzeichen. Selig wie ein Kind schaut sie glückverloren auf ihr Himmelsgeschenk. Dieses blutgeschriebene Zeichen der Liebe und Allmacht des göttlichen Heilandes hatte sie nicht erwartet; eher hatte sie an eine Veronikaszene gedacht. Da schenkt ihr Jesus Sein Herz, dessen überfließende Liebe sich ergießt in Kelch und Hostie, die Symbole des heiligen Messopfers, alles mit dem kostbaren Blut des Gotteslammes geschrieben, geformt und erkauft. Betrachtete doch AEW von Kindheit an das heilige Messopfer als das wertvollste und wirksamste Gebet. — Links neben dem Kelchfuß ein abgesonderter Blutstropfen. Von der rechten Ecke des Kelchfußes geht ein feiner Blutstrahl aus bis zum Rand des Tuches. Es scheint hier das von der rechten Kelchseite herablaufende Blut mit dem vom linken Kelchfuß herüberkommenden so stark zusammengestoßen zu sein, dass es diesen feinen, langen Strahl ausspritzte. (Auf diesem Photo leider nur schwach zu erkennen.) Ich ließ das heilige Tuch nach 2 Uhr nachts nochmals photographieren. Ein Gleiches tat ich gegen 4 Uhr morgens. Ihre endgültigen Randformen nahmen die Blutzeichen erst in den Vormittagsstunden des 2. Juli an, wo das anfänglich frische Blut mehr eingetrocknet war.

 

17. In stiller Andacht

Wir verweilten einige Zeit in schweigender Ehrfurcht vor dem Blutbild. Dann rief ich die Eltern der Charismatikerin, damit sie aus nächster Nähe das Wunderzeichen besehen konnten, das der Himmel den Händen ihrer Tochter anvertraut. Weinend und nach Fassung ringend knieten die lieben Eltern vor dem Himmelszeichen, das vom frischvergossenen Erlöserblut triefte. Dann durften auch die übrigen Leute herzutreten und ihrer Verehrung Genüge tun. — Die Muttergottes selbst machte in ihrer Erscheinung eine Kniebeuge vor dem heiligen Blutzeichen ihres göttlichen Sohnes.

Infolge der vielen Leute im Zimmer und der schwülen Sommernacht waren wir in Schweiß gebadet. Ich schöpfte im Hof ein wenig Luft, während AEW sich im Nebenzimmer umkleidete. Nach einiger Zeit erschien sie in einem dunkelblauen Kleid wiederum zum Gebet. Nach Wunsch der Muttergottes sollten wir ja die ganze Nacht im Gebete vor dem heiligen Zeichen zubringen. Es wurde der Rosenkranz gebetet, währenddem das Bluttuch auf dem Hausaltärchen ausgebreitet lag. — Rechts ihre Schwester A.

 

18. „Brot des Lebens“ aus Engelshand an eine Freundin der AEW

Wiederum veränderte sich während des Rosenkranzgebetes das Aussehen der AEW, wenn auch nicht in dem Grad wie vorher. Wie sie hernach erzählte, erschien ein priesterlich gekleideter Engel in wallender, leicht gegürteter Albe, in der Hand einen mit Hostien gefüllten Kelch. AEW stimmte das Confiteor an. Dann nahm der Engel, so erzählte sie uns hernach, eine Hostie aus dem Kelch, machte mit großer Ehrfurcht und Feierlichkeit ein Kreuz damit und reichte der Reihe nach den Angehörigen der Familie Wfk und solchen, die mit ihnen immer den Rosenkranz beteten und z. T. auch lange Zeit nicht kommunizieren konnten, das „Brot des Lebens“. So nannte der Himmelsbote selbst diese Art Kommunion. — Eben empfängt eine Freundin der AEW das Himmelsbrot. AEW sah dabei immer nur den lichten Kelchengel und das Gesicht des jeweiligen Kommunikanten, auf das ihr Blick scharf gerichtet war. Alles andere trat für sie zurück. — Links auf dem Hausaltärchen das heilige Tuch mit dem eucharistischen Wunderzeichen.

 

 

19. AEW empfängt selbst das Himmelsbrot aus Engelshand

Nachdem zuerst die anderen das „Brot des Lebens“ empfangen hatten, kniete sich AEW selbst nieder, faltete die Hände, hob den Kopf, öffnete: den Mund, wobei sie die Zunge an den unteren Lippenrand legte — vorbildlich wie ein Erstkommunionkind —, und empfing so aus der Hand des für sie sichtbaren Himmelsboten das mystische Gottesbrot. — Um welche besondere Gnade mag sie dabei gebetet haben? Damit; sie all das Schwere und Unbegreifliche, das noch auf sie zukommen sollte, geduldig und mutig trage?

 

20. Das Himmelszeichen in klarer Sicht

„Ein Gedenkzeichen seiner Wunder hat gestiftet der gnädige und barmherzige Herr.“ (Ps 110, 4) Dieses Psalmwort können wir anwenden auch auf das eucharistische Blutzeichen, das der gnädige Himmel in der Nacht des Festes vom Kostbaren Blut 1952 durch seine Dienerin gegeben hat und die es uns hier mit ernstem Blick nochmals zeigt. Das Herz des göttlichen Erlösers hat sich in jener Nacht geheimnisvoll aufs Neue geöffnet, ähnlich wie es einst im Dunkel der wunderbaren Sonnenfinsternis beim Lanzenstich sich geöffnet und Blut und Wasser ausgeströmt hat. Hier hat der Gottessohn mit Seinem Erlöserblut Hostie und Kelch in Sein „Korporale, in Sein Leibtuch“ gegossen, um zu zeigen, dass Er im Mysterium des heiligen Messopfers wirklich und wesentlich gegenwärtig ist mit Fleisch und Blut, mit Gottheit und Menschheit.

In etwa erinnert das Bluttuch von R. auch an das große Linnentuch, in das die jungfräuliche Schmerzensmutter Maria den entseelten Opferleib ihres göttlichen Sohnes gehüllt hat und in das Jesus selbst das Bildnis Seiner ganzen Gestalt, wie Er im Grabe lag, so wunderbar eingeprägt hat, wie wir dies gerade in unseren glaubensarmen Tagen mit den modernsten technischen Mitteln wahrheitsgetreu aufhellen können.

Das vom Himmel gewirkte Blutbild liegt horizontal genau in der Mitte des Tuches, vertikal ist es etwas nach unten gerückt und ruht so symmetrisch gut im Gesamtrahmen. Die Gesamthöhe des Blutzeichens misst 27 cm und wird durch den oberen Kelchrand halbiert. Das Blut war bis zu den Morgenstunden trockener geworden und die Konturen hatten sich schärfer, zum Teil wie Dornspitzen herausgebildet.

 

21. In Erwartung des Abschieds der Himmelskönigin

Mit dem Geschenk des Blutzeichens sollte nach Mitteilung der Muttergottes das Hauptziel ihres Kommens erfüllt sein. Da aber AEW den Abschied von der seligsten Jungfrau als für sie sehr schmerzlich vorausahnte, bat sie, dass diese letzte Begegnung zu Hause erfolgen möge. Diese Bitte wurde ihr von der Gottesmutter für den nächsten Tag, dem Feste Maria Heimsuchung, gewährt. Es war die emsige Sorge der AEW, für diesen Abschiedsbesuch der Himmelskönigin das Hausaltärchen in einen besonders reichen Blumenschmuck zu hüllen. Auch ließ sie ein großes Gefäß mit Wasser aufstellen (hinter den Händen zu erkennen), das die Muttergottes zu weihen versprochen hatte. AEW hatte uns ferner gebeten, sie nach dem Abschied allein zu lassen. Wiederum lag das heilige Tuch auf dem Altärchen ausgebreitet, als wir gegen 8 Uhr abends den freudenreichen Rosenkranz zu beten begannen. Ein Teil der Beter, die sehr weit hergekommen waren, hatte schon in der Frühe abreisen müssen.

Da geschah es mitten im Beten, dass AEW nach oben horchte und von ferne die Klänge des Ave von Lourdes hörte, die seit Oktober 1951 immer das Kommen des charismatischen Ereignisses ankündigten. Nun das letzte Mal. — Wegen der großen Hitze im Raum begann der Film bereits zu zerfließen, was am Tuch und an der Stirne der AEW zu erkennen ist. Gegen den Höhepunkt der Abschiedsvision ging der Film überhaupt zu Ende. Es sollte wohl sein, dass die Szenen des intimsten seelischen Erlebens durch Preisgabe an die Öffentlichkeit von ihrer persönlichen Weihe nichts einbüßten. In der Bücherstellage liegt das Notizbuch bereit, das ihr in der Vision auf Verlangen gereicht werden sollte, damit sie die Mitteilungen gleich getreu niederschreiben konnte.

 

22. In seliger Schau der Gottesmutter

Das Bild spricht für sich. — Mit dem Ave der Engelchöre ist die himmlische Lichtfülle herniedergebrochen und spiegelt sich im Gesicht der Visionärin wider. Dürfen wir hier ein Apostelwort anführen? „Gott, der sprach, ,aus Finsternis strahle Licht auf’ (Gen 1, 3), der ließ auch in unseren Herzen Licht werden, hin zum Lichtaufbruch der Erkenntnis von der Gottherrlichkeit auf dem Antlitz Jesu Christi. Wir tragen aber diesen Schatz in irdenen Gefäßen, auf dass das Übermaß aller Wirkungskraft Gottes sei und nicht etwa von uns.“ (2 Kor 4, 6 — 7) Hier strahlt ein leiser „Lichtaufbruch“ der Christusherrlichkeit durch die irdische Hülle eines Menschenkindes. — Diesen Augen ist alles Weltliche entschwunden. Sie sehen im charismatischen Gnadenlicht die Himmelskönigin herniederschweben, gehüllt in ein leuchtendes Gewand, weiß wie Schnee und glitzernd wie Licht. „Man kann nie, nie mit eigenen Worten schildern, wie erhaben und schön Jesus, die Muttergottes und die Engel in der Vision sind“, gestand sie mir einmal. Diese Augen sehen etwas unendlich Schönes und sind ganz hingerissen davon. Dieses Gesicht lügt nicht und die Optik des Photographen ist unbestechlich. Von der zwingenden Echtheit dieses Bildes fällt ein neues Licht auch auf die Übernatürlichkeit des Blutzeichens, das ausgebreitet davor liegt.

 

23. Ernste Botschaft vom Himmel

AEW hat das Notizbüchlein verlangt, um die Worte der Muttergottes sogleich niederschreiben zu können. Sie hatte schon früher die Erscheinung um diese Erlaubnis gebeten. Wir können im aufgeschlagenen Büchlein genau die vorausgeschriebenen Fragen und den dazwischen freigelassenen Platz für die Antworten unterscheiden. Neben erfreulichen hört AEW noch mehr betrübliche Nachrichten über weitere Bedrängnisse, über den Unglauben der Menschen und deren Bestrafung und wohl auch über ihren eigenen harten Weg in die Zukunft. Das Weh und Leid hierüber spiegelt sich in ihrem Gesicht wider und eine Träne hängt an ihrer Wange. Der Blick ist unverwandt auf die himmlische Gestalt gerichtet und der leicht geöffnete Mund scheint eine Frage zu stammeln.

Die Muttergottes gab auch Anordnung über das künftige Geschick und die Verehrung des heiligen Tuches. Alljährlich sollten dort, wo es einmal aufbewahrt werde, vier große Wallfahrtstage sein: Am 1. Januar, dem Fest der Namengebung Jesu, wobei das Jesuskind die ersten Tropfen seines Erlöserblutes für uns vergoss. — 2. Am 1. April, gewöhnlich die Passionszeit. — 3. Am 1. Juli, Fest des kostbaren Blutes. — 4. Am 1. Oktober, Beginn des Rosenkranzmonats.

Während dieser Vision schwebte die Muttergottes auch zum Wassergefäß herab und segnete es, indem Sie Ihre Hand hineintauchte und ein Kreuz machte. Sie gab die Verheißung, dass mit diesem Wasser einst viele Kranke geheilt würden.

 

24. Letzte Niederschrift der himmlischen Botschaft und Abschied

Unter anderem enthielt diese letzte Botschaft der Muttergottes das Versprechen, dass durch das heilige Blutzeichen einmal noch viele Sünder bekehrt und gläubige Kranke geheilt werden. AEW erhielt auch private, persönliche Mitteilungen, die manch Bitteres besagten. Der Rest ihres Erdenlebens werde noch durch ein wirres Dornengestrüpp führen, was sich voll bewahrheitet hat. Dann nahte der Augenblick des Abschiedes, wovon jedoch kein Bild mehr gemacht werden konnte, da der Film zerflossen und ausgegangen war. Wer aber unmittelbarer Zeuge war, der weiß, dass da im ureigensten Bereich der Seele etwas vor sich ging, was durch neugieriges Eindringen nicht entweiht werden sollte. Nur soviel: AEW reichte nochmals ihren Rosenkranz hin und die Himmlische drückte einen letzten Abschiedskuss auf das Kreuzchen. Alsdann raffte AEW den für sie sichtbaren Kleidersaum der Himmelskönigin zusammen, barg ihr Gesicht darein als wollte sie sich verzweifelt daran festklammern. Doch der himmlische Gnadenbesuch entschwebte sacht ihren Händen. AEW schaute der auffahrenden Himmelskönigin mit einem Blick voll Schmerz und Weh nach und streckte die Arme aus, als müsste sie mitgenommen werden. Dann sank sie ohnmächtig in sich zusammen. — Ging hier etwas von dem vor sich, was wir im Evangelium bei der Erscheinung des Auferstandenen vor Maria Magdalena lesen? „Jesus rief ihr zu: Maria! Sie aber wandte sich um und umfing seine Füße (Mt 28, 9). Doch Jesus sprach zu ihr: Halte mich nicht fest!... Gehe vielmehr hin zu meinen Brüdern und verkünde ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater.“ (Joh 20, 16-17)

Die Angehörigen brachten AEW in ein Nebenzimmer und legten sie auf ein Ruhebett, wo sie bis in die Morgenstunden reglos liegen blieb, das Gesicht in ein Kissen vergraben. — So muss es sein, wenn die Seele beim Sterben Christus sieht — und von ihm weg muss, entweder für eine gewisse Zeit zur Buße, aber mit der sicheren Zuversicht, Ihn wieder und für immer zu sehen — das wäre das Fegfeuer — oder für immer weg mit der furchtbaren Gewissheit, ihn nie wiederzusehen — und das wäre die Hölle. Und gerade vor dieser die Menschenkinder zu bewahren, ist die Mutter der Barmherzigkeit mit dem Zeichen des Kostbaren Blutes Ihres göttlichen Sohnes ins Tal der Tränen herabgestiegen. — „Wohlan denn, unsere Fürsprecherin, wende Deine barmherzigen Augen uns zu und nach diesem Elende zeige uns Jesus, die gebenedeite Frucht Deines Leibes, o gütige, o milde, o süße Jungfrau Maria!“

 

25. Zeugen, die nicht lügen

Am nächsten Tag suchten wir die Wurfgeschosse zusammen, die nachts durch die Fenster geflogen kamen. Es waren kleinere und größere Steine, Holzprügel, Ziegelsteine, Flaschen u. ä. — Damit kehren wir wieder ungewollt zum traurigen Beginn des ganzen Geschehens zurück. Das Sakrilegische dabei war, dass diese Steinigung ja nicht bloß uns galt, sondern mehr oder minder Christus und Seiner heiligen Mutter selbst, welche in dieses Haus herniedergestiegen waren, um das Zeichen Ihrer Barmherzigkeit den verirrten Menschen anzubieten. Selbst auf den Betten lagen Schmutz und Steine. Es sah aus im ganzen Haus wie nach einer Bombennacht. Wir wollen von vielem Gemeinsten, was wir wissen, schweigen.

Eine tiefere Gesamtschau drängt zur Frage: Sollte das ganze Geschehen von damals ein typisches Vorspiel sein für den Kampf zwischen Licht und Finsternis, zwischen Kirche Christi und den Pforten der Hölle, der sich durch das ganze kommende Menschenalter bis herein in unsere Tage abspielt, öffentlich und geheim?

 

26. Wohnhaus der Familie von der Straße her gesehen

Nachdem die frühere Wohnstätte im Kriege 1939 — 45 schwer beschädigt worden war, zog die Familie Wfk hierher um. Dieses bescheidene Häuschen war also am 1./2.Juli 1952 der Schauplatz eines seltenen charismatischen Ereignisses aber nicht minder auch des Tobens der Hölle. Nach der Rückseite des Hauses liegt das Zimmer, in dem das Blut des Erlösers nach bald zweitausend Jahren aufs Neue sichtbar floss. Aus dieser Türe und über diese Stufen gingen wir am Abend des 1. Juli als friedliche Menschen heraus, um nach einigen Stunden, von einer schier dämonisierten Meute gehetzt, wieder hierher zurückzuflüchten. Durch diese Fenster flogen Steine und Kugeln in den Raum, wo der Himmel sich manifestierte. — Aber sind nicht auch auf Golgatha die Steine und Geschosse des Spottes und Hasses gegen denselben Jesus von Nazareth geflogen? Und sind es nicht die Nägel und Hammerschläge der Schergen gewesen, die das kostbare Blut des Erlösers zum Fließen brachten? „Mysterium pietatis — Mysterium iniquitatis, Geheimnis der Gottseligkeit — Geheimnis der Bosheit“, damals wie heute (1 Tim 3, 16; 2 Thes 2, 7)!

 

27. Kurzbericht über die letzten Lebensjahre der AEW

Den irdischen Lebenslauf der AEW nach dem großen Wunderzeichen begrenzte Gott auf sechs Jahre und rund dreieinhalb Monate. Da ich selbst aufgrund der über mich verhängten Verhaltungsmaßregelung für diesen Zeitraum nicht Augen- und Ohrenzeuge sein konnte, muss ich mich mit einem kurzen, zusammenfassenden Bericht über diesen Lebensabschnitt der AEW begnügen, wobei ich mich jedoch auf mir nahestehende, wahrheitsliebende Zeugen stützen kann.

Diese Zeit hernach war für AEW eine unstete, herbe Wanderschaft von Ort zu Ort, von Land zu Land, von einem Erdteil zu einem anderen und zurück. In der Schweiz wurde sie auf falsche Anklage hin für eine Nacht und einen halben Tag hinter Schloss und Riegel gesteckt, bis ihr Bruder zur höheren Polizeispitze vordringen und seine Schwester befreien konnte. Nun ja, Christus sagt es selbst: „Sie werden euch den Gerichten überliefern... Unter die Übeltäter wird Er gerechnet werden ... Ihr werdet weinen und weheklagen, indes die Welt sich freut.“ (Mt 10, 17; Lk 22, 37; Joh 16, 20) In einem entlegenen Bergdorf in Bayerns östlichem Waldgebiet fand AEW den längsten Herbergsaufenthalt. Auch der war mit körperlichen und seelischen Leiden und bitteren Erfahrungen erfüllt. Ihr charismatisches Erleben, das für die Öffentlichkeit bestimmt war, war abgeschlossen, nicht aber jenes, das privat für sie und ihre nächsten Angehörige war. So stellte sich vor allem das mystische Miterleben der Passion Christi wieder ein, vom Ölberg bis zum Mitsterben mit dem gekreuzigten Erlöser. Ein von ihrer Schwester einmal geheim gelungenes Photo zeigt AEW beim Erleiden der Geißelung. Ihr qualvoll entstellter Gesichtsausdruck gibt die furchtbaren Schmerzen in erschütternder Weise wieder. — Auch Blicke in die Zukunft gewährte ihr der Heilige Geist, dabei auch Bilder des kommenden Strafgerichtes, um dessen Abwendung sie betete, dass wenigstens eine Milderung und Abkürzung geschehe und ein Rest gerettet werde, der den kommenden Sieg der Muttergottes und die Neublüte der Kirche erleben und tragen solle. Es waren Schreckensbilder, ähnlich den apokalyptischen (Apk 6, 12-17; 8, 7-13; 9, 1-12 u. ä). Sie sah „das Ungeheuer, das aus dem Festland aufstieg“ (Apk 13, 11) und ganze Länder fraß. Mit Ungarn begann dieser „Länderfraß“, wie ihr bedeutet wurde.

Von ihrer eigenen Zukunft wurde ihr gezeigt, wo sie zuerst in das Grab gesenkt werde, dass sie aber da nicht lange bleibe, sondern bald exhumiert und in einem idyllischen Friedhof im Grabe ihrer Eltern für längere Zeit ihre Ruhestätte finden werde.

In den letzten Wochen befiel AEW eine andauernde Appetitlosigkeit, die einen allgemeinen Kräfteschwund zur Folge hatte, ohne dass jedoch eine organische Erkrankung festgestellt werden konnte. Der Arzt, der später den Leichenschein ausstellte, sprach offen seine Verwunderung aus, dass er keinerlei organische Krankheit entdecken könne, und gab als Todesursache die allgemeine Formel an: „Sie starb an Herzversagen.“ Während der letzten Nacht wachten ihre Angehörigen abwechselnd an ihrem Bette. AEW war bei Bewusstsein bis zum Schluss. Die letzten Worte aus ihrem Munde hörte ihre wachhabende Schwester M. klar und deutlich: „Am 29. Oktober, an diesem Tag…“ Bis hierher kam sie. Weiter zu sprechen hinderte sie ihre Schwester in der Meinung, AEW würde jetzt in ihrer Schwäche etwas aussagen, was sie nicht kundtun dürfe. Der 29. Oktober ist nämlich jenes Datum, an dem AEW 1951 das erste charismatische Erlebnis der Erscheinung der Muttergottes hatte. Daher ist wahrscheinlich, dass AEW etwas sagen wollte, was einmal an diesem Monatsdatum geschehen werde. Gegen 11 Uhr gab AEW ihre viel geprüfte, geläuterte und selten begnadete Seele dem Schöpfer zurück, ohne Todesschweiß, ohne Todeskampf. Sie schlief ruhig ein, fast unbemerkt von den Angehörigen, die lange Zeit zuwarteten, dass AEW wieder zu atmen beginne. Es war am 13. Oktober 1958, zur Stunde der Beisetzung von Papst Pius XII., da alle Glocken auf der ganzen Welt läuteten, wie es AEW schon 1952 von ihrer Todesstunde vorausgesagt hatte. Gott ist der Herr der Zeiten, und in seinem weisen Ratschluss ist alles nach Jahr, Tag und Stunde eingezeichnet. „Jesus Christus derselbe gestern, heute und in Ewigkeit“ (Hbr 13, 8).

 

V. Größenbeschreibung des Blutzeichens in seinen Teilen

Zu beachten ist, dass das ganze Blutzeichen den Charakter des Hineingegossenseins an sich trägt, mehr gewachsen als scharf gezeichnet erscheint. So kann es sein, dass bei wiederholten Messungen die einzelnen Ergebnisse um einige Millimeter variieren, je nachdem man das Metermaß an verschiedenen Einbuchtungen ansetzt. Auch wollte man anfangs das mit dem frischen Blut gezeichnete Linnen, in dem noch stundenlang das hl. Blut langsam sickerte, nicht allzusehr dehnen.

Das Tüchlein selbst misst, wie oben schon berichtet, 40 cm in der Länge und Breite. (Siehe Bild X, 1. Blutzeichen in Großaufnahme mit Eintragung der geometrischen Zeichnungen)

Die Gesamthöhe des Blutzeichens von der oberen Herzspitze bis zum unteren Kelchrand = 27 cm. Höhe des Kelches = 13,5 cm. Breite des Kelchfußes = 6, 5 cm. Breite des oberen Kelchrandes = 10,20 cm. Breite des Kelchknaufes = 3 cm.

Länge des Blutstromes aus der linken Herzseite in den Kelch = 6,5 cm. Breite dieses Blutstromes beim Austritt aus dem Herzen = 1 cm. Breite desselben bei seiner Mündung in den Kelch = 2,5 cm. Durchmesser der rundlichen Hostie = 4 cm.

Diagonale des Blutherzens von rechts oben nach Mitte links = 7,5 cm. Herzdiagonale von links oben nach Mitte rechts = 7,5 cm. Herzbreite in der Mitte bei 8 cm, somit das Zweifache des Hostiendurchmessers.

Entfernung vom oberen linken Herzrand bis zum oberen Kelchrand links = 12,5 cm.

Dieselbe Strecke auf der rechten Seite = 13 cm.

Nüchterne Zahlen zunächst, aber dennoch verrät das Gesamtbild eine ästhetische Wohlgestaltung, eine gute Disposition und eine anmutige Symmetrie. So wird der Blutstrom links von der Hostie rechts ausgeglichen und beide stellen die Verbindung zwischen Herz und Kelch her.

 

VI. Versuch einer mathematisch-geometrischen Analyse des Blutzeichens

Die blutgebildeten Gestalten von Herz, Kelch und Hostie liegen uns nicht in mit Lineal und Zirkel gezogenen Linien vor, sondern in freien, schier naturgewachsenen Formen. Bei einer mathematischen Untersuchung müssen wir daher jene Methode anwenden, die auch sonst bei Objekten der Natur gehandhabt wird. So liegen z. B. dem Aufbau vieler Pflanzen wie auch des menschlichen Körpers bestimmte rechnerische Gesetze und Figuren zugrunde, öfters der sog. „Goldene Schnitt“, wobei jedoch die Konturen des Naturwuchses frei neben den errechneten stilisierten Linien der geometrischen Figuren einherlaufen. Diese Eigenheit finden wir auch an unserem Blutbild. Der Gedanke an eine mathematische Untersuchung des Blutzeichens wurde durch die ästhetisch wirkenden Formen und die gefällige Disposition in mir schon am Tag nach dem Ereignis geweckt. Wenn die Sache schon Gott zum Urheber hat, dann muss er sie auch nach den Grundsätzen seiner Weisheit und Schönheit gestaltet haben, wie der Psalmist sagt: „Omnia in sapientia fecisti. Alles hast Du mit Weisheit geschaffen.“ (Ps 103, 24) Ich besprach mich später mit einem Architekten des Oberpostamtes in R., dem ich manch wertvolle Anregung verdanke. Folgendes will nur ein Versuch einer geometrischen Analyse sein, wie man sie auf Grund der mathematischen Laienkenntnisse erstellen kann, die man aus der Gymnasialzeit gerettet hat. Wir machen folgenden geometrischen Aufriss:

 

1. Kreis um das ganze Blutzeichen mit zwei eingeschriebenen gleichseitigen Dreiecken und Schnittpunkt im Hostienzeichen

Zunächst ziehen wir einen Kreis um das Blutbild in seiner Gesamthöhe. Die zwei Durchmesser von links nach rechts und von oben nach unten bezeichnen wir mit AB und CD, also je 27 cm und Radius 13,50 cm. Der Mittelpunkt M kommt genau in der Mitte des oberen Kelchrandes zu liegen, über dem herabhängenden Blutstropfen.

Von D aus tragen wir zunächst den Radius R= 13,50 cm auf den Kreisumfang nach links und rechts ab; dabei erhalten wir die Schnittpunkte E und F. — Nun verbinden wir E mit F, F mit C, und C mit E. So erhalten wir ein erstes dem Kreis eingeschriebenes gleichseitiges Dreieck EFC mit der Einheitsseite a = 23,50 cm.

Hierauf tragen wir von C aus den Radius r = 13,50 cm auf den Kreisumfang nach links und rechts ab und erhalten die Schnittpunkte G und H. Wir verbinden G mit H, und H mit D, und G mit D. Damit erhalten wir ein zweites dem Kreis eingeschriebenes gleichzeitiges Dreieck GHD mit der nämlichen Einheitsseite a = 23,50 cm.

Die zwei in sich verschobenen gleichseitigen Dreiecke bilden einen Sechseckstern, oder wenn wir die sechs Ecken DFHCGED miteinander verbinden, ein Sechseck mit der Einheitsseite b= 13,50 cm, also wieder = r. An den sechs Ecken entstehen durch die Schnittpunkte JKLM1NO sechs weitere kleinere gleichzeitige Dreiecke mit der gemeinsamen Einheitsseite c = 7,80 cm. Diese Größe zieht sich ebenfalls durch das ganze Blutzeichen.

Ferner verbinden wir N mit M und erhalten den Rhombus MLM1N. In diesem ziehen wir die zwei Diagonalen M-M1 und L-N. Der Schnittpunkt beider in P gibt den Mittelpunkt der Bluthostie mit dem Durchmesser = 4 cm = d.

 

2. Der „Goldene Schnitt“

Darunter versteht man den ästhetischen, idealen Aufbau und die gefälligste Gliederung eines künstlerischen Bildnisses wie auch des Menschen, bei dem der Goldene Schnitt an der unteren Grenze des Brustkorbes liegt. Die geometrische Formel lautet: Der kleinere Teil verhält sich zum größeren, wie der größere zur Gesamtgröße. Auf den Menschen angewandt: Scheitel — Brustkorb verhält sich zur Fußsohle — Brustkorb wie Fußsohle — Brustkorb zu Fußsohle — Scheitel. In Zahlen dargestellt heißt dies: 5:8 = 8:13.

Zur Auffindung des Goldenen Schnittes errichten wir von dem Hostienmittelpunkt P aus nach links die Senkrechte auf den Durchmesser C — D und erhalten den Schnittpunkt P1. Die Strecke P1-C = 10,20 cm, verhält sich nun zur Strecke P1-D =16,80 cm, wie diese Strecke P1-D =16,80 cm zur Gesamtstrecke C — D = 27 cm.

Durch Kürzungen mit 4 und 5 erhalten wir die Gleichung:

Somit ist P1 der sog. Goldene Schnittpunkt im Gesamtbild des heiligen Blutzeichens. Wir bezeichnen P1-C (=10,20 cm) als die „Goldene Strecke“ und nennen sie e.

Die „Goldene Schnittlinie“ geht von P1 aus nach rechts durch P, dem Mittelpunkt der Bluthostie. Diese erweist sich als Ausgangspunkt und Formplan des ganzen Blutzeichens. Wir finden die „Goldene Strecke“ von 10,20 cm wieder in der Breite des oberen Kelchrandes K1 — K2 wie auch in der Tiefe der Kelchkuppa M — R = 1/2 e = 5,10 cm.

Zusammenfassend können wir sagen: Es zieht sich eine geordnete und ästhetisch wirkende Norm durch die Gliederung und den Aufbau des ganzen Blutbildes, die ihm eine klassische Schönheit und Wohlgestalt verleiht. Der Mittelpunkt der Hostienform läuft auf dem Einser- und Dreiersystem (Kreis und Dreiecklinien), sowie auf dem Goldenen Schnitt. Auf die Hostienmitte sind die Kraftlinien von fast überallher zugeordnet, bzw. strahlen alle von ihr aus. So erscheint die Hostiengestalt als Quelle und Mündung aller übrigen Formen und Objekte.

 

3. Viereck mit Hostienform im Kreuzschnitt — (Bild X, 3. Grundriss für einen Sakralraum)

Drehen wir die ganze Zeichnung um etwa 30 Grad nach rechts, so fällt das Viereck EDHC in die Augen. In diesem Viereck liegt die Hostiengestalt in der Mitte zwischen den beiden Langseiten DH und EC (jede = 23,3 cm) und andererseits im Kreuzungspunkt der Querlinie NL mit der Diagonale MM1 — Die Querlinie NL teilt das Rechteck in zwei ungleiche Teile, wovon der obere Teil NLHC ein Drittel (= 7,8 cm) und der untere Teil NLDE zwei Drittel ( = 15,5 cm) vom ganzen Viereck ausmachen. Diese Gliederung entspricht wiederum dem Prinzip des Goldenen Schnittes:

 

 7,8 cm
15,5 cm


=

15,5 cm
23,3 cm

Dies ergibt durch Kürzungen mit 2 und 3:

4,3 cm
8,5 cm


=

 8,5 cm
12,8 cm

 

Verlängern wir die Diagonale MM1 nach oben bis A1 und nach unten bis Z, so erhalten wir im Viereck EDHC ein großes Kreuz. Im Schnittpunkt dieses Kreuzes liegt wiederum das Bild der Bluthostie als Zentrum des ganzen Raumes. Man kann an den Grundriss einer Kirche denken mit freistehendem Altar, der den Tabernakel mit der eucharistischen Hostie birgt (vgl. in etwa Kirche in Vierzehnheiligen).

 

4. Zwei geometrisch errechnete stilisierte Kelche im Blutzeichen — (Bild X, 2. Die zwei geometrisch errechneten stilisierten Kelchformen)

Wir ziehen um M einen Halbkreis nach unten mit dem Radius 1/4 der „Goldenen Strecke“ = 1/4 von 10,20 cm = 5,1 cm. Auf der unteren Grundlinie tragen wir die Breite des Kelchfußes = 6,5 cm ab und erhalten die Punkte S und T. (D liegt in der Mitte hievon). Dann fixieren wir von S aus M an, führen aber die Verbindungslinie nur durch bis zum Schnittpunkt R1 mit dem Halbkreis um M. Desgleichen fixieren wir von T aus M an und führen die Verbindungslinie nur durch bis zum Schnittpunkt R2 mit dem Halbkreis um M. Das so entstandene geometrische Bild ergibt einen stilisierten Kelch (Messkelch) von der Höhe 13,50 cm (= r) und einer Kelchkuppa, deren oberer Rand 10,20 cm (= Goldene Strecke) und deren Tiefe 5,10 cm (= Hälfte der Goldenen Strecke) misst. Kelchknauf R1— R2 = 2,50 cm. Nun gehen wir nach oben und ziehen um C einen Halbkreis nach unten mit Radius e = 10,20 cm (Goldene Strecke). Dieser schneidet die obere Grundlinie in U und V; unten trifft er mit dem Goldenen Schnitt P1 zusammen. Der entstandene Halbkreis bildet eine Schale mit dem Durchmesser oben U —V von 2 mal e, = 2 mal 10,2 cm, = 20,4 cm. — An der Grundlinie unten tragen wir e = 10,2 cm links und rechts von D so ab, dass D die Mitte bildet. Die beiden Endpunkte seien X und Y. Von X aus visieren wir oben C an, ziehen aber die Verbindungslinie nur bis zum Schnittpunkt P2 mit dem Halbkreis um C. Desgleichen visieren wir von Y aus C an, führen jedoch die Verbindungslinie nur bis zum Schnittpunkt P aus, der zugleich der Mittelpunkt der Bluthostie ist. Das ganze so entstandene geometrische Bild stellt einen stilisierten Kelch dar, einen sog. Speisekelch, von insgesamt 27 cm Höhe, wobei die Tiefe der Kelchschale 10,20 cm misst (= Goldene Strecke) und der Kelchstiel D — P1 17 cm (die größere Strecke vom Goldenen Schnitt). Der Kelchknauf P2 — P ist 4 cm breit, also = Durchmesser der Hostie. Oberer Kelchrand U — V = 20,40 cm = 2 mal Goldene Strecke. Eine Gesamtschau sowohl des naturhaften Blutbildes wie auch der geometrisch stilisierten Nachbildung zeigt uns einen wohldurchdachten Aufbau und eine gefällige Gliederung, die nach der klassisch-ästhetischen Norm des Goldenen Schnittes verläuft. Sollte dies ein Geist der Unordnung geschaffen haben, wie ein gegnerischer Vorwurf behauptete? Oder ist dies doch ausgedacht und gebildet von „Gottes Weisheit, die die Künstlerin von allem ist und alles lieblich ordnet.“ „Omnium artifex, et disponit omnia suaviter?“ (Sap 7, 21; 8, 1)

 

VII. Das Blutzeichen von R. und das kirchenamtliche Tribunal

Wie schon bemerkt, ist von kirchlicher Seite damals ein recht negatives Verhalten über das Geschehen in R. erfolgt. Dabei wäre immer noch zu fragen, ob die wahren Berichte damals wirklich auch an die oberste Kirchenleitung gelangt sind und wie dieselbe tatsächlich reagiert hat. Doch lassen wir dies alles dahingestellt sein und fragen wir: Ist gar nichts im positiven Sinn in der Sache des Blutzeichens von R. von der obersten kirchlichen Behörde geschehen?

War es Zufall — den es nicht gibt — oder war es ein innerer Antrieb des Heiligen Geistes, des zwar unsichtbaren aber doch primären Leiters der Kirche Christi, wenn Papst Johannes XXIII. am 30. Juni 1960, also acht Jahre später, am Vorabend des Fests des Kostbaren Blutes ein Apostolisches Schreiben veröffentlichte: „Über die Verehrung des Kostbaren Blutes Jesu Christi“, worin er die Christenheit zur gesteigerten Verehrung des Kostbaren Erlöserblutes auffordert? Er erinnert dabei, dass sein Vorgänger Pius IX. im Jahre 1849 zur Erfüllung eines Gelübdes die liturgische Verehrung des Kostbaren Blutes auf die ganze Kirche ausbreitete, ferner, dass Pius XI. anlässlich des 19. Zentenariums (1933) der Erlösung des Menschengeschlechtes das Gedächtnis des Kostbaren Blutes zum Fest erster Klasse erhob, „damit die Verehrung des Kostbaren Blutes des Erlösers nachdrücklich gefördert werde und die Früchte dieses göttlichen Blutes noch reicher auf die Menschheit niederströme“.

Zuvor schon hatte Johannes XXIII. am 3. März 1960 der bis dahin nur privat erlaubten Litanei vom Kostbaren Blut persönlich die höchste kirchliche Approbation erteilt. — In dem päpstlichen Schreiben ist auch betont hingewiesen auf die charismatischen Mitteilungen des Heiligen Geistes an die heilige Margareta Alacoque und auf die Bemühungen des heiligen Paters Caspar del Bufalo bezüglich der Verehrung des göttlichen Herzens Jesu, die wiederum wesentlich zur Förderung der Verehrung des Kostbaren Blutes und zur Einführung der liturgischen Feier desselben beigetragen hat.

Dies alles klingt doch wie eine mindestens indirekte Bezugnahme auf die charismatischen Vorgänge um das Kostbare Erlöserblut in deutschen Landen und berechtigt zu der Annahme, dass die positiven Zeugnisse hierfür schließlich doch auch in die Hände des Vikarius Christi gelangt waren. „Erit Sanguis vobis in signum in aedibus, in quibus eritis. Das Blut soll euch zum Zeichen sein in den Häusern, in denen ihr wohnt“ (Ex 12, 13). Will hier der die Bibel inspirierende Heilige Geist eine geistige Verbindung aufzeigen zwischen dem vorbildlichen Opferblut an den Türen der Häuser, in denen die gläubigen Israeliten wohnten, und dem wahren Opferblut „Jesu Christi, des makellosen und unbefleckten Lammes“ (1 Ptr 1, 9), das im Hause gläubiger Christen geflossen ist? — Oder muss erst Martyrerblut fließen, bis Christi Blut wieder zur Geltung kommt?

 

VIII. Litanei zum Kostbaren Blut

Herr, erbarme Dich unser!

Christus erbarme Dich unser!

Herr, erbarme Dich unser!

Christus, höre uns!

Christus, erhöre uns!

Gott Vater, vom Himmel, erbarme Dich unser!

Gott Sohn, Erlöser der Welt, erbarme Dich unser!

Gott Heiliger Geist, erbarme Dich unser!

Heilige Dreifaltigkeit, ein einiger Gott, erbarme Dich unser!

Blut Christi, des Eingeborenen des ewigen Vaters, rette uns!

Blut Christi, des menschgewordenen Wortes Gottes, rette uns!

Blut Christi, des Neuen und Ewigen Bundes, rette uns!

Blut Christi, in der Todesangst zur Erde geronnen, rette uns!

Blut Christi, bei der Geißelung vergossen, rette uns!

Blut Christi, bei der Dornenkrönung verströmt, rette uns!

Blut Christi, am Kreuze ausgegossen, rette uns!

Blut Christi, Kaufpreis unseres Heiles, rette uns!

Blut Christi, einzige Vergebung der Sünden, rette uns!

Blut Christi, im Altarsakrament Trank und Reinigung der Seelen, rette uns!

Blut Christi, Strom der Barmherzigkeit, rette uns!

Blut Christi, Besieger aller bösen Geister, rette uns!

Blut Christi, Starkmut der Märtyrer, rette uns!

Blut Christi, Kraft der Bekenner, rette uns!

Blut Christi, Lebensquell der Jungfrauen, rette uns!

Blut Christi, Stütze der Gefährdeten, rette uns!

Blut Christi, Linderung der Leidenden, rette uns!

Blut Christi, Trost der Weinenden, ' rette uns!

Blut Christi, Hoffnung der Büßenden, rette uns!

Blut Christi, Zuflucht der Sterbenden, rette uns!

Blut Christi, Friede und Wonne aller Herzen, rette uns!

Blut Christi, Unterpfand des ewigen Lebens, rette uns!

Blut Christi, Erlösung aus den Tiefen des Reinigungsortes, rette uns!

Blut Christi, aller Herrlichkeit und Ehre überaus würdig, rette uns!

Lamm Gottes, Du nimmst hinweg die Sünden der Welt, verschone uns, o Herr!

Lamm Gottes, Du nimmst hinweg die Sünden der Welt, erhöre uns, o Herr!

Lamm Gottes, Du nimmst hinweg die Sünden der Welt, erbarme Dich unser, o Herr!

 

Sei uns gegrüßt, o Kostbares Blut, komm uns und den armen Seelen zu-gut!

Anbetungswürdiges Blut meines Erlösers! Ich grüße, ehre und bete Dich an und bitte alle Engel und Heiligen, Dich mit mir zu grüßen und anbeten zu wollen.

Göttliches Blut, auf Dich setze ich das ganze Vertrauen meines Heiles, denn Dein Wert ist unendlich und Deine Kraft unschätzbar.

Heiliges Blut, reinige meine Seele von allen Makeln und schmücke sie mit Deiner Schönheit!

Hochwürdigstes Blut! Ich opfere Dich durch die Hände der reinsten Jungfrau Maria der allerheiligsten Dreifaltigkeit auf und rufe: „Lob, Preis, Dank, Ehre und Anbetung sei dem dreieinigen Gott durch das Kostbare Blut Jesu Christi.“ Amen.

 

Flehentliches Gebet zum Kostbaren Blut Jesu Christi

(Besonders für eine Novene geeignet).

Im Namen des Kostbaren Blutes komme ich zu Dir, o Jesus, Dich zu bitte Dich zu drängen, Dich anzuflehen. Obwohl Du meine Bitten zurückzuweisen scheinst, werde ich Deine bluttriefenden Füße nicht verlassen, ehe Du mich erhört hast. Zuviel Gnade, zuviel Barmherzigkeit ist mir schon von Deinen heiligen Wunden zugeflossen, als dass ich nicht bis zum Ende auf die Wirksamkeit Deines göttlichen Blutes vertrauen würde.

Deshalb, o Jesus, durch Deine sieben Blutvergießungen, durch jeden Tropfen jenes hochheiligen Kaufpreises meiner Erlösung und durch die Tränen Deiner unbefleckten Mutter bitte und beschwöre ich Dich, mein Gebet bald zu erhören.

O Maria, Quelle des Kostbaren Blutes, ich beschwöre dich, lass diese Gelegenheit nicht vorübergehen, ohne das Blut zu verherrlichen, das Dich unbefleckt erhalten hat. Amen.

Wir bitten Dich, o Herr, komme Deinen Dienern zu Hilfe, die Du mit Deinem Kostbaren Blut erlöst hast.

 

Kommunionsgedanken über das Kostbare Blut

„Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der hat das ewige Leben und Ich werde ihn auferwecken am jüngsten Tage.“ (Joh 6, 54)

„Sooft ihr dieses Brot esset und diesen Kelch trinket, verkündet ihr den Tod des Herrn, bis Er wiederkommt.“ (1 Kor 11, 26)

„Schön ist es, von der Welt hinweg in Gott unterzugehen, um in Ihm neu aufzugehen. Jenes Gottesbrot begehre Ich, das das Fleisch Jesu Christi ist; und als Trank begehre ich Sein Kostbares Blut, das unvergängliche Liebe ist.“ (hl. Ignatius von Antiochien)

„Einem Weinstocke gleich bringe ich süße duftende Früchte hervor; und meine Blüten tragen herrliche Edelfrucht“ (Eccl 24, 17). Die Früchte des Weinstocks, nämlich der allerseligsten Jungfrau, sind Traube und Wein, das ist Leib und Blut Christi. Der Edelwein, stammend von der Blüte des Weinstocks, ist Christi Blut, geboren aus der Jungfräulichkeit der Mutter.“ (hl. Albertus Magnus).

„Komm, o komm, Fleisch, meines Heilandes glühende Kohle, reinige meine Lippen, entflamme mich mit der Liebe, die Dich dem Tode auslieferte. Komm, o Blut, vergossen durch die Liebe; fließ in mein Herz, Du Flammenstrom! O Heiland, das ist also Dein Leib, derselbe Leib, der von den Wunden durchbohrt wurde. Ich vereinige mich mit all Deinen Wunden; durch sie entfloss all Dein Blut für mich.“ (Bossuet).

„Was für den Leib Speise und Trank, das ist für die Seele das Licht der Wahrheit und Herrlichkeit und der Glutstrom der Liebe; und bei Christus entspricht eben Sein menschliches Fleisch der Lichthülle der Herrlichkeit, womit Er in Seinem göttlichen Wesen bekleidet ist, Sein menschliches Blut dem Strome des Lebens und der Liebe, die aus Seinem göttlichen Herzen sprudelt. So werden wir durch den Genuss Seines Fleisches von dem Lichte der ewigen Wahrheit erleuchtet, von ihrer Herrlichkeit verklärt und umgestaltet und in Seinem Blute ergießt sich der Strom ewigen Lebens und göttlicher Liebe in unsere Herzen. Durch die im Fleische des Herrn wohnende göttliche Kraft werden wir der Seele nach in das Bild Seiner göttlichen Herrlichkeit, dem Leibe nach in das Bild Seines eigenen verklärten Leibes umgestaltet, wie durch die in Seinem Blut fließende Kraft des Heiligen Geistes unsere Seele und unser Leib mit göttlichem, unvergänglichem Leben erfüllt wird.“

 

1. Juli

IX. Fest des Kostbaren Blutes unseres Herrn Jesus Christus

1. Klasse — rot

Das Fest des Kostbaren Blutes ist ein Fest der Erlösung, für die wir nie genug danken können. In Wasser und Blut, die aus der Seitenwunde des Gekreuzigten herausflossen, sah man immer den gottmenschlichen Lebensstrom, der vom Kreuz herab durch die Kirche in Taufe und Eucharistie alle erreicht zur Reinigung, zur Heiligung und zur innigsten Verbundenheit mit Christus. Wir werden aber auch erinnert an das Opferblut, das der Hohepriester Jesus Christus dem himmlischen Vater zur Versöhnung für die Sünden der Welt dargebracht hat. Der Kommunionvers fordert uns auf, in der Kraft des Blutes Christi, das wir in der Messfeier als Unterpfand der Erlösung empfangen, für sein Kommen am Ende der Weltzeit bereit zu sein. Wir alle sind aufgefordert, durch unser ganzes Leben zu beweisen, dass das Blut Christi nicht vergeblich vergossen wird.

 

Introitus-Antiphon (Offb 5, 9-10)

Herr, du hast uns mit deinem Blute erkauft aus allen Stämmen, Sprachen, Völkern und Nationen und hast uns zum Königreiche gemacht für unsern Gott.

Psalm 88. Des Herrn Barmherzigkeit will ich besingen ewiglich, will von Geschlecht zu Geschlecht mit meinem Munde deine Treue künden ... Ehre sei dem Vater. Gloria

 

Tagesgebet

Allmächtiger ewiger Gott, du hast deinen eingeborenen Sohn zum Erlöser der Welt eingesetzt und wolltest durch sein Blut dich versöhnen lassen; so lass uns denn, wir bitten dich, den Lösepreis unsres Heiles in festlicher Feier verehren und durch seine Kraft vor den Übeln dieses Lebens auf Erden beschirmt werden, so dass wir uns im Himmel ewig seiner Frucht erfreuen dürfen: durch ihn, unsern Herrn.

 

Lesung (Hebr 9, 11-15)

aus dem Briefe des heiligen Apostels Paulus an die Hebräer. Brüder! Christus erschien als Hoherpriester der künftigen [himmlischen] Güter. Er ging durch das erhabenere und vollkommenere Zelt [den Himmel], das nicht von Menschenhand gemacht, das heißt, nicht von dieser Welt ist, auch nicht mit dem Blute von Böcken und Stieren, sondern mit seinem eigenen Blut ein für allemal in das Allerheiligste, nachdem er ewige Erlösung bewirkt hatte. Denn wenn schon das Blut von Böcken und Stieren und die Asche einer Kuh bei der Besprengung die Verunreinigten heiligt, so dass sie leiblich rein werden, um wie viel mehr wird dann das Blut Christi, der sich selbst im Heiligen Geiste als ein unbeflecktes Opfer Gott dargebracht hat, unser Gewissen von toten Werken [Sünden] reinigen, auf dass wir dem lebendigen Gotte dienen? Darum ist er Mittler des Neuen Bundes, damit durch seinen Tod, den er zur Erlösung von den unter dem ersten Bunde begangenen Sünden erlitt, die Berufenen das verheißene, ewige Erbe erhielten in Christus Jesus, unsrem Herrn.

 

Graduale (1 Jo 5, 6; 7-8)

Dieser ist es, Jesus Christus, der durch Wasser und Blut gekommen ist, nicht im Wasser allein, sondern im Wasser und im Blut. Drei sind, die Zeugnis geben im Himmel: der Vater, das Wort und der Heilige Geist, und diese drei sind eins. Und drei sind, die Zeugnis geben auf Erden: der Geist, das Wasser und das Blut, und diese drei sind eins.

 

Allelujavers (1 Jo 5, 9)

Alleluja, alleluja. „Wenn wir schon der Menschen Zeugnis annehmen, so ist doch Gottes Zeugnis größer. Alleluja.

 

In Votivmessen

In der Vorfasten- und Fastenzeit Statt des Allelujaverses folgt auf das Graduale der

 

Tractus (Eph 1, 6-8; Rom 3, 24-25)

Gott hat uns in seinem geliebten Sohne begnadet; in ihm besitzen wir die Erlösung durch sein Blut: Y Den Nachlass der Sünden dank dem Reichtum seiner Gnade, die er in Überfülle über uns ausgoss Y Umsonst ward uns die Rechtfertigung geschenkt durch seine Gnade kraft der Erlösung in Christus Jesus. Y Ihn hat Gott in seinem Blute als Sühneopfer dargestellt, [das] durch den Glauben [wirksam ist].

 

In der Osterzeit

Statt Graduale und Allelujavers folgen als Zwischengesänge:

 

Erster Allelujavers (Offb 5, 9)

Alleluja, alleluja. Würdig bist du, o Herr, das Buch zu empfangen und seine Siegel zu lösen; denn du wurdest getötet und hast uns durch dein Blut für Gott erkauft.

 

Zweiter Allelujavers (2 Mos 12, 13)

Alleluja. Das Blut aber wird zum Zeichen für euch sein: wenn ich das Blut sehe, werde ich an euch vorübergehen, und die verderbenbringende Plage wird nicht über euch kommen. Alleluja.

Dem Introitus werden zwei Alleluja beigefügt, Offertorium und Communio erhalten je ein Alleluja.

 

Evangelium (Jo 19, 30-35)

nach Johannes. In jener Zeit sprach Jesus, als er den Essig genommen hatte: Es ist vollbracht. Dann neigte er sein Haupt und gab seinen Geist auf. Damit nun die Leichname nicht über den Sabbat am Kreuze verblieben, baten die Juden den Pilatus, dass er ihnen die Gebeine zerbrechen und sie abnehmen lasse. (Es war nämlich Rüsttag, und jener Sabbat war großer Festtag.) So kamen denn die Soldaten und zerschlugen dem ersten die Gebeine und auch dem andern, der mit ihm gekreuzigt war. Als sie aber zu Jesus kamen, sahen sie, dass er schon tot war; sie zerschlugen ihm daher die Gebeine nicht, sondern einer von den Soldaten öffnete mit einer Lanze seine Seite, und sogleich floss Blut und Wasser heraus. Der dies gesehen hat [Johannes], bezeugt es, und sein Zeugnis ist wahr. Credo

 

Offertoriums-Antiphon (1 Kor 10, 16)

Der Kelch der Segnung, den wir segnen, ist er nicht die Teilnahme am Blute Christi? Und das Brot, das wir brechen, ist es nicht die Teilnahme am Leibe des Herrn? Psalm 115

 

Gabengebet

Wir bitten Dich, lass uns durch diese göttlichen Mysterien zu Jesus, dem Mittler des Neuen Bundes, hintreten und auf deinem Altar, o Herr der Heerscharen, die Besprengung mit dem Blute erneuern, das besser redet als das Blut Abels, das nicht um Versöhnung, sondern um Rache zum Himmel schrie: durch Ihn, unsern Herrn Jesus Christus.

 

Präfation vom hl. Kreuz Communio -Antiphon

Einmal hat sich Christus geopfert, um die Sünden vieler zu tragen; beim zweitenmal hat Er nichts mit der Sünde zu schaffen: Er wird zum Heile derer erscheinen, die seiner harren.

 

Schlussgebet — Postcommunio

Herr, zum heiligen Tische zugelassen, schöpfen wir freudig Wasser aus den Quellen des Heilands; nun bitten wir: Sein Blut werde uns zum Quell, der fortströmt ins ewige Leben: Durch unseren Herrn Jesus Christus, der mit Dir lebt und herrscht in der Einheit des Heiligen Geistes, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

 

X, 1. Blutzeichen in Großaufnahme mit Eintragung der geometrischen Zeichnungen

A-B Durchmesser des um das Blutzeichen gezogenen Kreises = 27 cm. M-A Radius = 13,50 cm. — Gesamtgröße des Blutbildes = 27 cm. Höhe des Kelches = ½ der Gesamthöhe = 13,50 cm. Herzspitze bis oberem Kelchrand ebenfalls = 13, 50 cm. K¹-K² = Breite des Kelchrandes = 10,20 cm (= Goldene Strecke). S-T = Breite des Kelchfußes = 6,50 cm. — Durchmesser der Hostie = 4 cm. S-T-R²-K²-K¹-R¹-S = Gestalt des kleinen stilisierten Kelches. X-Y-P-V-U-P²-X = Gestalt des großen stilisierten Kelches.

1* Dieses Stück wurde für die Untersuchung des Blutzeichens herausgeschnitten. Gerichtsmedizinisches Institut, Univ. B., 12. 11. 53. Ergebnis: „Vorhandensein von Menscheneiweiß, mit hoher Wahrscheinlichkeit von Blut. Entweder Blutgruppe 0 oder keine Blutgruppensubstanz.“ Originalbericht beim Autor.

 

 

X, 2. Die zwei geometrisch errechneten stilisierten Kelchformen

Kleiner Kelch (Messkelch)

Gesamthöhe D-M = 13,5 cm; Oberer Kelchrand K¹-K² = 10,2 cm; Kelchfuß S-T = 6,5; Tiefe der Kelchkuppa M-R = 5, 1 cm; Kelchknauf R¹-R² = 2,5 cm; Kelchfußhöhe D-R = 8,5 cm.

Großer Kelch (Speisekelch)

Gesamthöhe D-C = 27 cm; Oberer Kelchrand U-V = 20,4 cm; Kelchfuß X-Y = 10,2 cm; Tiefe der Kelchkuppa P¹-C = 10,2 cm; Kelchknauf P²-P = 4 cm (Hostiendurchmesser); Kelchfußhöhe D-P¹ = 16,8 cm.

 

X, 3. Grundriss für einen Sakralraum

Die beiden Langseiten E-C und D-H je = 23,30 cm. Die beiden Breitseiten E-D und C-H je = 13,50 cm. Die Mittellinie Z-A¹ geht in P durch die Hostienmitte. Die Querlinie N-L teilt das ganze Rechteck so, dass der obere, kleinere Teil NLHC ein Drittel vom ganzen ist. In P (Hostienmitte) liegt zugleich der Goldene Schnitt des Längenmaßes Z-A¹.

 

 

4. Messkelch

S-T = 6,5 cm; D-M = 13,5 cm; K¹-K² = 10,2 cm; M-R = 5, 1 cm; R¹-R² = 2,5 cm.

 

5. Speisekelch

X-Y = 10,20 cm; D-C = 27 cm; U-V = 20,40 cm; C-P¹ = 10,20; P2-P = 4 cm (Hostiendurchmesser).

 

AEW etwa 6 Wochen vor ihrem Hinscheiden.

 

AEW „in der Ruhe" (15.00-18.00 Uhr) nach Erleidung der Passion Christi. Das einzige ihrer Schwester Maria gelungene Photo dieser Art, einige Zeit vor ihrem Tode.

 

Lobpreisung

des Kostbaren Blutes Christi

Ich preise die Wunden und das Blut des Lammes, das Heil die Gebrechen meines Leibes.

Ich preise die Wunden und das Blut des Lammes, das heilt die Gebrechen meiner Seele.

Ich preise die Wunden und das Blut des Lammes, das heilt die Gebrechen meines Geistes.

Anbetung dem Lamm Gottes,

das Sein Blut für uns vergossen hat unter Qualen.

In Seinem Blut ist vergebende Macht, in Seinem Blut ist reinigende Macht, in Seinem Blut ist lösende Macht, in Seinem Blut ist befreiende Macht, in Seinem Blut ist sieghafte Macht, in Seinem Blut ist erneuernde Macht, in Seinem Blut ist bewahrende Macht.

Dem, der der Kraft des Blutes Jesu glaubt, ist nichts unmöglich.

Ich preise das Blut des Lammes,

das mich reinwäscht von allen meinen Sünden,

so dass ich schneeweiß werde. Ich preise das Blut des Lammes,

in dem Kraft ist, mich von allen meinen

Gebundenheiten und Sündenketten zu lösen. Ich preise das Blut des Lammes,

das stärker ist als mein eigenes Blut

und mich gleichgestaltet dem Bilde Gottes. Ich preise das Blut des Lammes,

in dem Sieg ist über alle Mächte, die mich

bedrücken wollen, über jede Feindesmacht. Ich preise das Blut des Lammes,

das mir das hochzeitliche Kleid bereitet. Ich preise das Blut des Lammes,

das alles, alles neu macht.

Halleluja! — Amen.

M. Basilea Schlink

Marienschwestern. Darmstadt

 

Gebet zu Unserer Lieben Frau
vom Kostbaren Blut

O Königin des Weltalls, unsere liebe Mutter. In Dir und durch Dich preisen wir das wunderbare Geheimnis des Blutes Jesu, die große Versöhnungsmacht.

Im strahlenden Glanz Deiner unbefleckten Empfängnis hast Du an dem herrlichen Sieg des Blutes unserer Erlösung mitgewirkt, bist neben Jesus, dem Erlöser, Miterlöserin und Mutter aller Menschen geworden.

O Maria, in Deiner erhabenen und machtvollen Stellung grüßen wir Dich, Herrin und Königin des Kostbaren Blutes: besprenge unsere Seelen mit diesem glorreichen und stärkenden Blut, dass wir alle Nachstellungen des bösen Feindes überwinden und mit heiligem Eifer auf dem Weg der Tugend voran schreiten.

Schreibe mit diesem Blut unsere Namen in das Buch des Lebens ein, damit wir als seine Verehrer hier auf Erden, dereinst mit Dir und allen Auserwählten dieses Kostbare Blut in der ewigen Herrlichkeit lobpreisen.

Imprimatur: 12.7. 1960

Erzb. Ordinariat Salzburg

* * *

Gnade und Erbarmen,
o mein Jesus,
in der gegenwärtigen Gefahr;
bedecke uns mit Deinem Kostbaren Blute.

* * *

Jesus, sei gelobt, gebenedeit,
der uns in Seinem Blute hat befreit!