Anneliese Michel: Exorzismus und Tod
Dämonen müssen aussagen
„Die Bänke müssen wieder rein!" fängt er an und
meint die Kommunionbänke, die man ohne Auftrag von Rom fast überall aus den
Kirchen entfernt hatte. „Das sage ich nicht gern", fährt er fort,
„aber die Dame zwingt mich, die Hohe!"
Dann kommt er auf Anneliese zu sprechen, die für ihn nur die
Rotznase ist, die er nicht kriegt, weil sie unter dem Schutz der Madonna steht.
Sie hat die Schriften der Barbara Weigand gelesen, die ihm verhasst sind (s.
Abschn. II, S. 100) . Herrn Hein wirft er vor, dass seine Frau ihm in San
Damiano so viele Seelen abspenstig gemacht hat. Mit Ausdrücken abscheulicher
Art belegt er sie in seiner Wut.
Er weiß, dass der von Ettleben (Herr Pfarrer Alt) da unten (in San
Damiano) war, und regt sich auf, wenn er vom Exorzisten beim Namen genannt wird,
was ihn wohl an die Schmach erinnert, die auf einem Verräter lastet.
Er bekennt: „Ich bin verdammt in Ewigkeit, in Ewigkeit, in
Ewigkeit! Ihr Kerle, wenn ihr euch nur vorstellen könntet, verdammt in alle
Ewigkeit! Ich bin verdammt in alle Ewigkeit!"
Er verrät, dass noch jener in ihr (Anneliese) drinnen ist, „der
neben ihm am Kreuz gehängt ist". Dessen Namen sagt er nicht. Es ist der
linke Schächer. Schrecklich ist es für ihn, vor sich im Exorzisten
einen Priester zu haben, weil dieser geweiht ist und an den er nicht herankommt,
weil er unter ihrem (der Gottesmutter) Schutz steht.
Er weiß, dass der Exorzist in China war, wo er ihm genug (Seelen)
abspenstig gemacht hat.
Dass die Rotznase besessen ist, bezeichnet er als „unser
Werk", und nun gibt er den ersten Hinweis auf die Ursache der vielen
Erkrankungen ihres Lebens, indem er sagt: „Das andere Zeug hat sie nämlich
auch von mir." Man erkennt dieses Geständnis vielleicht noch nicht in der
ganzen Tragweite, weil noch andere Aussagen folgen, so muss er N... im Auftrag
von oben ausrichten, was seine Angehörigen tun müssen, damit er sie nicht
holen kann.
Auch die Schwester von Anneliese, Gertraud, bezeichnet er als
„Rotznase", weil sie da unten (in Fatima/Portugal) fast ohne Bezahlung
Vorträge hält über die Erscheinungen von 1917 und ihm dort so viele
abspenstig macht. Er kündigt ihren baldigen Besuch an.
Wie es in manchen Klöstern aussieht, weiß Judas trotz der Klausur
anscheinend sehr genau, wenn er den Klosterschwestern vorwirft, vor dem
Fernseher zu sitzen und nicht genug zu beten, sich nicht zu knien und dass sie
die Pfötchen hinhalten. Er meint damit die Steh- und Handkommunion.
Er würde Tag und Nacht vor dem da (Tabernakel) knien, wenn er könnte.
Der von Frankfurt (Pater Rodewyk) habe ihn schon wiederholt ausgetrieben. Nun könne
er nicht mehr, weil er zu alt sei.
So geht es weiter; manches wird wiederholt.
Man erkennt an diesem Tag, dass die Dämonen gegen ihren Willen
einen Auftrag zu erledigen haben, vor dessen Erfüllung an eine Vertreibung
nicht zu denken ist. Auch am 1. Oktober 1975 ist Judas zum Sprechen dran. Ihm
folgt am gleichen Tag Luzifer. der Oberste aus der Hölle. Diesen erkennt man am
Knirschen mit den Zähnen. Das Knirschen war so stark, dass man glaubte, die Zähne
müssten zerspringen.
Er will nicht so blöd sein, sich nicht verraten wie sein
Vorredner, „der sich verquasselt hat." Doch auch er muss bekennen, wenn
er auch zunächst eine Lüge vorbringt. Er möchte nämlich das oberste
Geisteswesen sein. Nach seinen Worten reichen die Sünden der Menschen bis zum
Himmel, und es dauert nicht mehr lange, bis die Plage kommt. Die von 17
habe es gesagt. Er meint die Ankündigung der Gottesmutter bei ihrer Erscheinung
in Fatima im Jahr 1917. Bis 21.30 Uhr dauert in der Regel der Exorzismus.
Es folgen weitere
Sitzungen zunächst am 4.10., 6.10., 7.10., 10.10., 13.10.. 15.10., 17.10.,
20.10., 24.10., 27.10., 28.10. und 31.10.1975.
Als „dritter im
Bunde" meldet sich am 10. Oktober Nero, der große Christenverfolger des 1.
Jahrhunderts, am 13. Oktober Hitler und Kain und am 24. Oktober ein verdammter
Priester namens Fleischmann. Den Nachforschungen von Herrn Pfarrer Alt zufolge
war dieser von 1572 bis 1575 in Ettleben. Er, der nach seinem Bekenntnis Frauen
gehabt und somit gegen den Zölibat verstoßen hatte, muss nun der heutigen Zeit
u. a. sagen, dass Priester nicht heiraten dürfen. Sie sind Priester auf ewig
und müssen in ihrer Kleidung als Priester erkenntlich sein.
Alle Anwesenden,
auch Anneliese, hören es nun von ihm, dass sie schon vor ihrer Geburt von Frau
N..., einem „Neidhammel" aus der Heimat der Mutter, verflucht wurde, und
dass jene weit unten hockt und für sie gebetet werden solle. Nicht zu fassen!
Anneliese als hilfloses und unschuldiges Wesen der Verfügungsgewalt der Dämonen
übergeben, bevor sie das Licht der Welt erblickte, bevor sie einen Namen hatte!
Wie konnte Gott nur so etwas zulassen, so werden sich viele fragen. Da kann man
hören, wie die Dämonen mit ihrem Opfer umgingen, aber auch, was sie über sich
selbst und über andere Dämonen sowie über die Hölle sagen mussten. Wir
erfahren ferner, welches Zerstörungswerk sie bereits in der Kirche angerichtet
haben, so z. B. dass der Modernismus ihr Werk sei. Oftmals wurde von den Dämonen
an Herrn Pfarrer Alt der Auftrag „von oben" übermittelt, die
Tonbandaufnahmen dem „Oberen von Würzburg" zu überbringen zwecks
Bekanntgabe an die Öffentlichkeit.
Einige der Dämonen,
so Luzifer, gaben an, „von Anfang an", also seit der Verwünschung in ihr
zu sein. Andere kamen später hinzu. Doch durften sie sich zunächst noch nicht
bemerkbar machen, sondern mussten sich still verhalten, Sie mussten wenigstens
einigermaßen in Annelieses
Kindheit auf ihre körperliche
und geistige Entwicklung Rücksicht nehmen. Immerhin aber bescherten sie ihr in
den ersten Lebensjahren drei „Kinderkrankheiten", die das Kind jahrelang
beeinträchtigten. Über 10 Jahre später aber fingen sie an mit einzelnen Anfällen
und Überfällen. Immer schlimmer wurden diese, immer mehr wurde Anneliese ins
Martyrium unter den Dämonen hineingenommen, so dass man sich fragen muss. ob
einer der in der Hl. Schrift genannten Besessenheitsfälle ebenso furchtbar
gewesen ist. In ihrer vollen Brutalität, Bosheit und Grausamkeit
zeigten sich diese Geister. Was hat Anneliese in all diesen Jahren außer den körperlichen
Qualen besonders an Seelenqualen ausgehalten?
Ein mitleidvolles Herz hat Gott den Seherkindern von Fatima
gegeben. Als sie am 13. 7. 1917 in einem einzigen Moment die Qualen der
Verdammten sahen, waren sie bereit, für die Sünder zu beten und zu opfern,
damit ihnen Gott die Gnade der Bekehrung schenken möge und sie von der
Verdammnis verschont bleiben. Auch Anneliese hatte ein mitleidvolles Herz, das
bereit war, für die Bekehrung und Rettung der Sünder zu leiden. Sie musste es
Gott überlassen, in welcher Weise und in welchem Ausmaß sie die Leiden zu
ertragen habe. Nur durch ihre tiefe Religiosität und mit der Gnade Gottes und
dem Gebetsbeistand ihrer Umgebung konnte sie damit bisher fertig werden.
Am 20. Oktober kündete Luzifer das Ausfahren „in der
(Gottesmutter) ihrem Monat" an. Später wurde das Ausfahren für den 31.
Oktober abends 10.00 Uhr angegeben.
Auch der Himmel zur Seite
Anneliese war nicht hilflos der Macht der Dämonen ausgeliefert. Sie wurde nicht nur von den Eingebungen und Belästigungen der Dämonen bearbeitet. Es standen ihr auch Vertreter des Himmels zur Seite. So erhielt sie Eingebungen von Christus und Seiner heiligsten Mutter. Sie merkte die Anwesenheit verstorbener Angehöriger, wie ihrer verstorbenen Schwester Martha und ihrer Omas Fürg und Michel, von Barbara Weigand, die sie sehr verehrte, des 20jährigen Neffen von Herrn Kaplan Roth, der Therese Neumann, von Pater Pio, Bruder Konrad und anderen. Die Dämonen müssen dem Exorzisten jeweils sagen, „wer von oben herunterschaut." Sie müssen sogar Grüße bestellen. Mindestens einmal muss Anneliese außerhalb der Krise die Gottesmutter in ihrer Schönheit gesehen haben; denn sie war einmal ganz entzückt und rief aus: ,.Muttergottes, bist Du schön!" Zum Zeichen ihrer Auserwählung als Sühneopfer durfte sie an ihren Füßen die Wundmale Christi empfangen. An ihren Händen waren sie wohl auch spürbar, jedoch nicht sichtbar.
Dämonen sollen nun ausfahren
Der Rosenkranzmonat Oktober
1975 ging seinem Ende zu. Nach der Ankündigung sollen nun die Dämonen
ausfahren. Auf das oftmalige Verlangen des Exorzisten an diesem Tage sagt Kain:
„Erst soll der Hitler raus, ich gehe nicht raus. Um 10.00 (abends) gehen wir
raus, nicht eher und nicht später!" Pater Arnold verlangt von ihnen zu
ihrer Demütigung jeweils beim Ausfahren den Gruß des Erzengels Gabriel an
Maria zu sprechen: „Gegrüßet seist Du, Maria, voll der Gnade!" Und
einzeln treten die bösen Geister zur angegebenen Zeit an und melden sich mit
dem verlangten Gruß an Maria und unter Angabe des Grundes ihrer Verdammung ab:
Fleischmann, Hitler, Kain, Nero, Judas, Luzifer. Es meldet sich dann aber noch
ein weiterer Verdammter mit den Worten: ,,Ich habe mich nie genannt.
Ich gehe nicht raus. Ich bin noch einer vom Dritten Reich. Wir sind außerdem
noch zwei." Und dann sagt noch eine Stimme: „Ihr müsst noch beten! Ich
bin eine verdammte Frau. Ich bin einer Freundin erschienen, die war gläubig. In
der DRM (Erklärung S. 61) stand es. Wir sind noch fünf. Ich bin von Anfang an
hier."
Und dann meinte man, die ganze Meute der Teufel sei in die Hölle
zurückgekehrt. Und man freut sich und singt Dankeslieder.
Sie sind wieder da
Doch man hat sich zu bald gefreut. Jene aus dem Dritten Reich und
die verdammten Frauen sind anscheinend nicht ausgefahren. Auch jener nicht, der
zur Linken Christi gekreuzigt worden war und seinen Namen ebenfalls nicht
genannt hatte. Die ausgefahrenen Dämonen kehrten alsbald unter Brüllen zurück
mit der Ankündigung: „Die Rotznase bringen wir noch um."
Welch eine Enttäuschung für alle, insbesondere für Anneliese!
Der Exorzismus wurde dann bis Mitternacht fortgesetzt. Und weitere
Sitzungen folgten vorerst am 3.11., 9.11., 10.11., 16.11., 17.11., 23.11.,
24.11., 30.11., dann am 7.12., 12.12., 14.12., 19.12. und 30.12.1975, 6.1.,
16.1. und 23.1.1976.
Am 3. November 1975 meldet sich Judas beim Exorzismus und freut
sich diebisch: „Wir gehen noch nicht raus, es dauert noch eine Weile. Da haben
wir euch schön drangekriegt. Wir gehen nicht raus. Hören Sie auf mit Ihrem
Sch....dreck (gemeint ist der Exorzismus), das hilft ja doch nichts. Wir müssen
noch nicht raus. Wir piesacken die Rotznase erst noch ein bisschen." Er
regt sich auf, dass die „Rotznase" an diesem Tag in der Kirche war, und
droht damit, das nächste Mal zu brüllen. Am 9. November gibt Judas auf die
Frage, wer da ist, außer seinem Namen auch Luzifer, Kain, Hitler und Nero an.
Der andere (Fleischmann) sei ab und zu da. Von der Hohen Dame muss er
ausrichten, dass sie Geduld haben müssen.
Am 23.11.75 kommt außer Judas noch ein anderer Dämon kurz zu Wort
und sagt: „Wissen Sie, wer ich bin? Hitler!" Er verlangt, das Zeug
hinauszuschmeißen, und meint die geweihten Gegenstände. Die Kruzifixe konnte
er bereits als „Führer der Großdeutschen Reiche«" nicht leiden und ließ
sie aus den Schulen entfernen. Am 12. Dezember regte sich Luzifer darüber
auf, dass die „Rotznase" zum Kommunizieren ging und sich dabei auch noch
hinkniete. Das nächste Mal will er das „Ding" ausspucken.
Am 19. Dezember verrät einer: „Außerdem sind noch mehr (Dämonen)
da, die wisst ihr überhaupt nicht. Wir wollen auch hinauf (in den Himmel i. Wir
wollen raus, wir wollen raus, wir sind verdammt, verdammt." Auf die
Aufforderung von Pater Arnold: „Geht doch raus!", antwortet der Dämon:
„Das geht nicht, weil Er (Gott) es nicht zulässt. Der da oben, der will das
nicht. Der will, dass wir noch bleiben. Die geht (zum Kommunizieren! jeden Tag.
Das ist nicht zum Aushalten. Wir wollen raus, raus, raus, und der da oben lässt
uns nicht....." Anneliese ist ihnen zum Gefängnis geworden. Was hat Gott
nur mit diesem Besessenheitsfall noch vor? Warum befreit er das Opfer nicht von
seinen Feinden? Ist ihr Sühneopfer noch nicht genügend?
Pater Arnold hatte bereits am 18.10.75 und erneut am 23.1.76 seinem
Bischof über die bisherigen exorzistischen Sitzungen berichtet. Auch Herr
Pfarrer Alt verständigt ihn am 13.11.75. Anneliese sei nun wesentlich freier
als vorher, setze ihr Studium in Würzburg fort, mache ihre Teilprüfungen und könne
zum beichten und kommunizieren. Am 27.11.75 erhielt sie die „Missio
Canonica", d. i. die kirchliche Lehrbefugnis für die Erteilung des
Religionsunterrichts. Sie hätte nur noch eine Probekatechese machen müssen.
Auch machte sie später die Teilprüfung in Politik.
Es wird noch schlimmer
Am 1. Dezember 1975 kam Gertraud, die Schwester von Anneliese, aus
Fatima zu Besuch. Anneliese aber wird weiterhin von den Dämonen drangsaliert.
Am 23. Januar 1976 erwähnt Pater Arnold in seinem Bericht an den Bischof, dass
Anneliese sich in der Faschingszeit wie eine Besessene benehme. Judas hatte dies
am gleichen Tage angekündigt mit den Worten: „Ich haue sie noch kurz und
klein." Er ist voller Wut über ihre Sühnebereitschaft.
Am 1. Februar 1976 erzählt Anneliese dem Pater, der auch ihr
Seelenführer ist, während einer Pause im Exorzismus über entsetzliche
Vorkommnisse in der vorausgegangenen Woche in Würzburg. Nach den einführenden
Bemerkungen über das schreckliche Grausen, das sie in der Woche vor diesem
Gespräch erlebt hatte . . . und wie sie an die Todesschauer des Heilands auf
dem Ölberg habe denken müssen, so muss es gewesen sein, nur unvorstellbar
schlimmer noch, fuhr Anneliese fort: „Das andere habe ich ja die ganze Woche gehabt, dass ich
nichts habe essen dürfen oder nur ganz wenig. Einen Tag habe ich überhaupt
nichts essen dürfen...." Pater: „Wieso weißt Du das?" Anneliese:
„Das fühle ich. Wenn ich einen riesigen Hunger habe, und ich will essen, dann
ist eine Schranke vor, das ist wie ein Zwang. Ich darf das nicht!..... Es war
auch so, dass ich keine Handschuhe anziehen und keine Kappe aufsetzen durfte,
obgleich es doch so kalt draußen war. Es ist eigentlich nicht so schlimm, aber
wenn es so kalt war wie in der Woche, mich hat es ganz schön abgeschüttelt!
Und nachts durfte ich mich nicht gescheit zudecken...." Pater:
„Vielleicht hast Du auch daran gedacht, was er (der Dämon) das letzte Mal
gesagt hatte. Er hat doch gesagt, er werde die piesacken, die da oben diese Plätze
einnehmen sollen",.... Anneliese: „Ich weiß es nicht....O, Herr
Pater, ich hatte mir immer gedacht, ich will auch für die anderen Leute leiden,
damit die nicht in die Hölle kommen, aber dass das so schlimm ist und so
grausam und so furchtbar! Da denkt man: Leiden, das ist so eine leichte Sache.
Aber wenn es dann wirklich schlimm wird, dann will man überhaupt nicht mehr,
dann will man keinen Schritt mehr!" ....
In diesem
Zusammenhang sei erwähnt, welche Antwort einmal der Konvertit Dr. Gerlich auf
seine Frage nach dem Sinn des Sühneleidens von Therese Neumann im Zustand der
erhobenen Ruhe erhielt:
„Sieh mal! Der
Heiland ist gerecht. Deswegen muss er strafen. Er ist aber auch gütig und will
helfen. Die Sünde, die geschehen ist, muss er bestrafen. Wenn aber ein anderer
das Leiden übernimmt, so geschieht der Gerechtigkeit Genüge, und der Heiland
erhält Freiheit für seine Güte."
Dr. Gerlich fragte
noch, wie sie (Therese N.) innerlich zum Leiden stehe. Er glaubte nämlich,
beobachtet zu haben, dass sie das Leiden fürchtet und es mit großer
Willensanstrengung und nur aus Gehorsamsbereitschaft gegenüber der göttlichen
Fügung, die ihr dieses Kreuz auferlegt hat, zu ertragen versucht. Sie
antwortete auf seine Frage: „Sieh mal! Das Leiden kann niemand gern haben.
Auch ich habe es nicht gern. Kein Mensch hat den Schmerz gern, und ich bin auch
ein Mensch. Ich hab den Willen des Heilands gern. Und wenn er ein Leiden
schickt, so nehme ich es an, weil er es will; aber das Leiden hab ich nicht
gern."
Noch viele
Einzelheiten über den Zwang, den die Dämonen auf sie ausgeübt hatten,
berichtete sie dem Pater.
Am 1.2.1976 kündigte
Judas beim Exorzismus an, dass sie (Anneliese) die nächste Woche nicht essen dürfe......die
soll fasten, die dumme Kuh; wir wollen sie piesacken und außerdem, fasten ist
doch nützlich; die verhungert schon nicht. Für die Prüfung darf sie essen . .
." Am 8.2. sagte er, dass sie noch nicht
raus dürfen und dass es im Sommer wieder rund gehe.
Am 23.2. bekannte Judas: „Im Fasching sind wir losgelassen."
Er meint wohl, dass sie in dieser Zeit besonders darauf ausgehen. Beute zu
machen durch Verführung der Menschen zur Sünde.
Die letzte Aufschreibung über dämonische Aussagen ist vom
27.2.76. Judas: „Die Rotznase machen wir noch zu Dreck, kapiert l Jawohl, die
piesack ich heute nacht dermaßen...."
Pater: „Ich verbiete es dir!"
Judas: ,,Nein! Warum? Weil ich sie zertret, das blöde Aas. Die
ganze Nacht hat sie keine Ruh! Es ist Fasching, und da braucht die Hohe Dame
Ersatz für die anderen, die nach mir tanzen. Jawohl, ich stell ihr nach. Sie
ist ein Mensch, sie muss nicht äußerlich toben, das geht auch anders...."
Wohl mit Seelenqualen?!
Sein letztes Bekenntnis: „Wir sind verdammt."
Wenn die Dämonen nun in der Folgezeit zwar keine Aussagen mehr
machten, so machten sie sich doch noch durch Brüllen und Toben bemerkbar,
hauptsächlich während des Exorzismus. Anscheinend hatten sie nun nichts mehr
auszusagen. Der diesbezügliche Auftrag war erledigt.
Einmal wurde Anneliese von den Dämonen die Heimfahrt von Würzburg
nach Klingenberg unmöglich gemacht. Anneliese war bereits am Bahnsteig des
Bahnhofes; doch da war es ihr unmöglich, den Zug zu besteigen. Ihre Beine waren
völlig steif und unbeweglich. Sie wollte es dann mit dem Bus probieren. Auch
diesen konnte sie nicht besteigen, und sie musste unverrichteter Dinge wieder
zurück ins Ferdinandeum. Dagegen war es ein paar Tage später ohne weiteres möglich,
mit dem Zug nach Sulzbach/M, zu reisen, um Frau Thea zu besuchen. Sie ließ sich
von Frau Thea Hein am Bahnhof Sulzbach mit dem Auto abholen. In der Wohnung bat
sie Frau Hein dann wiederholt wie schon früher inständig auf den Knien, doch
zu verhindern, dass sie einmal in eine Nervenklinik eingewiesen werde. Sie hatte
diese Gefahr schon lange vorausgesehen und bereits ihre Eltern und die beiden
Priester gebeten, sich dagegen zu stellen.
Schließlich hatte sie zu befürchten, dass ein Aufenthalt in einer
solchen Klinik ihr einmal die Berufung als Lehrerin erschweren werde. Nun war
diese Gefahr wieder groß, nachdem Judas bereits angekündigt hatte, dass es
„im Sommer wieder rund gehe", d. h. ihr Zustand sich besonders
verschlimmern werde. Erst nachdem auch Frau Kein ihr diesbezügliches
Versprechen gegeben hatte, ließ sie sich von ihr wieder zum Bahnhof Sulzbach
zurückfahren. Doch bevor sie den Bahnhof erreichten, ließ Anneliese das Auto
anhalten und kündigte an, dass es gleich wieder einen Brandgestank geben werde.
Dies geschah sofort, und erst nach genügender Autolüftung konnten sie die
Fahrt fortsetzen.
In Würzburg machte Anneliese auf ihre Mitstudentinnen seinerzeit
einen apathischen Eindruck. Ab Karwoche 1976 trat eine erhebliche
Verschlechterung ein. So wurde sie am Sprechen behindert und hatte am f Gründonnerstag
Todesängste auszustehen. Sie erlitt starke Schmerzen l an Händen und Füßen.
Trotzdem ging sie zur Kirche.
Peter fuhr am Karfreitag nach Würzburg und traf vor dem
Ferdinandeum Frl. Kleinhenz. Sie sagte, Anneliese sei schon drei Stunden in der
Kirche und ginge nicht raus. Peter fand sie in der Kirche und betete.
Als es spät wurde, drängte Peter, nach Hause zu gehen; aber
Anneliese konnte nicht. Gegen 20.00 Uhr kam der Mesner und sperrte die Türen
zu. Als er an die letzte Türe kam, konnte Anneliese plötzlich wieder gehen.
Am Karsamstag lag sie wie steif im Bett, war jedoch ansprechbar und
konnte sogar essen. Die Woche darauf hatte sie keinen Anfall und konnte noch
essen. Anschließend machten sich aber die Dämonen in ihr wieder durch Brüllen
und Toben in ihrem Zimmer in Würzburg bemerkbar. Sie hatte Schlafstörungen und
aß und trank nur noch wenig. Pater Arnold berichtete am 2. Mai 1976 dem Bischof
über die Zustände bei Anneliese. Am 1. Mai ging es ihr besonders schlimm.
Daher kam Herr Pfarrer Alt nach Würzburg und betete über sie den Exorzismus.
Er nahm sie und Roswitha, die ihre Schwester in Würzburg betreut hatte, mit
nach Ettleben. Zunächst ging es ihr gut. Sie aß und trank und war guter Laune.
Doch bald ging es wieder in der alten Weise weiter mit Brüllen und Toben, so
dass sie ihr Vater am 9. Mai nach Klingenberg zurückholen musste. Beim
Verbringen ins Auto war sie so schwer, dass mehrere Männer sie kaum tragen
konnten.
Kommt die Wende?
Im Elternhaus tobte sie weiter und nahm nur wenig Nahrung. Hatte
sie etwas gegessen, so musste sie es wieder erbrechen. Bereits am 1. Mai hatte
sie ihrem Peter und Herrn Pfarrer Alt erzählt, dass sie bis Juli viel zu leiden
haben werde, dass es aber im Juli eine Wende gebe. Sie hatte sich davor sehr gefürchtet
und war darüber sehr traurig. Trotz ihrer Entkräftung arbeitete sie daheim an
ihrer Lehramtsprüfung und diktierte ihrer Schwester mehrere Stunden lang in die
Schreibmaschine. Es war höchste Zeit für die Ablieferung ihrer Arbeit. Als
diese fertig war, war sie nicht in der Lage, sie zu unterschreiben. Erst nach
dem Rosenkranzgebet war dies möglich.
Dem Bericht von Pater Arnold vom 2.6.76 an den Bischof zufolge
musste sich Anneliese unter der Einwirkung der Dämonen mit den Fäusten blau,
rot und schwarz schlagen. Einmal bat sie ihre Angehörigen, sie an Händen und Füßen
zu fesseln, da sie sonst an diesem Tage in die Luft gehen müsse. Sie hatten es
schon erlebt, dass sie etwa 10 cm frei über dem Boden schwebte.
Im letzten Brief des Herrn Pater Arnold vom 20.6.76 an den Bischof
hieß es: „Im Gesicht hat sie alles wieder an ihren Verletzungen verloren. Die
Augen sind wieder in Ordnung; jedoch sind noch Wunden an Nase und Knie. Sie
macht eine Menge von Kniebeugen, bis zu 600 mal mit ganz kurzen Pausen. Manchen
Tag isst und trinkt sie fast gar nichts. Sie ist abgemagert."
Doch während des Schreibens kommt ein Anruf aus Klingenberg,
wonach es an diesem Tag mit Anneliese wieder ganz schlimm gewesen ist. Sie hat
furchtbar getobt und geschrien, hat sich hin- und hergeworfen und das Gesicht
ganz blutig geschlagen. Anschließend hat sie sich wieder beruhigt und ist
abends im Gottesdienst gewesen. Sie musste ihn aber vorzeitig verlassen und
Galle erbrechen.
Herr Pfarrer Alt war am 8. Juni 1976 zum letzten Mal nach
Klingenberg gekommen. Am 24.6.76 schrieb er dem Bischof, dass die linke Kopfhälfte
von Anneliese so verschwollen sei, dass sie nicht mehr aus dem Auge sehen könne.
Sie ging mit dem Kopf durch die Glastür, ohne sich allerdings dabei zu
verletzen. Sie war gewalttätig gegen alle und konnte nur manchmal etwas essen
oder trinken, was sie dann aber wieder ausspucken musste bis auf den letzten
Bissen.
Die Beterschar beim Exorzismus war recht klein geworden. Außer
Peter und Herrn Pater Arnold waren nur noch die Familienangehörigen anwesend.
Die Schwester Gertraud war noch während des Aufenthalts von Anneliese in Würzburg
nach Fatima zurückgekehrt. Frau Hein hatte mit ihren Bus-Wallfahrten zu tun.
Ihr Mann konnte wegen Erkrankung nicht kommen.
Von irgendwoher hatte Anneliese die Gewissheit, dass die Dämonen
von ihr weichen würden, wenn sich der Bischof einmal am Exorzismus beteiligen würde.
Sie sagte: „Ich bekomme das zu wissen." Doch so sehr sich ihre Eltern und
die beiden Priester darum bemühten, der Bischof kam nicht. Mit ihren Kräften
schien Anneliese am Ende zu sein; denn sie klagte wiederholt, es nicht mehr
aushalten zu können. Kein Wunder: denn einer Übermacht von Dämonen standen
nur wenige Beter gegenüber.
Am Sonntag, dem 27. Juni 1976, stellte sich bei ihr Fieber von 39,9°C
ein, weshalb sie mit kalten Überschlägen behandelt wurde. Am Tag darauf aß
und trank sie überhaupt nichts. Ihre Schwester Roswitha riet ihr, einen Arzt
zuzuziehen; doch Anneliese lehnte das ganz entschieden ab. Auch am 30.6. betrug
das Fieber 39,9 Grad. Sie musste wieder ungezählte Kniebeugen machen. Nun
hoffte alles auf die Wende, die ihr für den Juli angekündigt worden war.
Werden die Dämonen jetzt endgültig ausfahren und Anneliese endlich in Ruhe
lassen? Hat sie nicht genug gelitten? Würde dann doch noch alles wieder gut
werden? Wo wird sie dann als Lehrerin wirken? Für den Herbst hatten Peter und
Anneliese bereits die Hochzeit geplant. Doch der Mensch denkt, und Gott lenkt.
Anneliese wollte ja ihren Beitrag dazu leisten, dass die Sünder
sich bekehren und nicht ewig der Gewalt der Teufel, nicht der ewigen Verdammnis
in der Hölle ausgeliefert werden. Genügte da ihr bisheriges Martyrium der
Besessenheit, von welchem außer ihren Angehörigen nur der Bischof und einige
Priester und Bekannte erfahren hatten?
Peinlich war man ja darauf bedacht, dass niemand weiter etwas davon
erfuhr, was sich im Hause Michel abspielte, dass dort wirklich der Teufel los
war. Anneliese wusste zuletzt, dass sie ihre Zukunftspläne und Hoffnungen
aufgeben, dass sie alles opfern solle, auch ihr junges Leben. Gott und den Sündern
zuliebe. Sie erbat am 30.6.76 von Pater Arnold die Absolution, die Lossprechung
von ihren Sünden. Diese wurde ihr sofort erteilt.
Der Pater verabschiedete sich anschließend, ebenso auch Peter. Die
Mutter blieb noch bei Anneliese, weil sie von ihrem Kind darum gebeten wurde.
Anneliese fürchtete sich. Später löste sie der Vater ab und betete. Es war
Mitternacht geworden. Daher sagte er ihr. dass nunmehr Juli sei, die Wende
komme, und die Dämonen dürften sie jetzt nicht mehr belästigen.
Er
beschwor die Dämonen: „Es ist jetzt Juli. Im Namen der Allerheiligsten
Dreifaltigkeit befehle ich euch, jetzt auszufahren und Anneliese in Ruhe zu
lassen." Und siehe, das furchtbare, wochenlange Brüllen hörte plötzlich
auf, Anneliese drehte sich auf die rechte Seite und schlief nach kurzer Zeit
ein.
Erlösung durch den Tod
Herr Michel hatte sich dann auch zur Ruhe gelegt. Früh musste er
bald auf eine Baustelle. Da Anneliese sich ruhig verhielt, nahm er an, dass sie
noch schlafe. Als sich später die Mutter nach ihr umsah, erkannte sie, dass Anneliese
tot war. Anneliese lebte nicht mehr. Es war nicht zu fassen. Bestürzung und
Fassungslosigkeit in der Familie und im Bekanntenkreis. Mit ihrem Tod hatte man
nicht gerechnet. So war aber eingetroffen, was angekündigt war, nämlich, dass
im Juli alles aus sein werde.... Ihr Todestag, der erste Juli, der Tag des
Kostbaren Blutes Christi! Sie war nun geborgen bei Christus, ihrem göttlichen
Freund und Heiland.
Am Herz-Mariä-Sühne- und Priestersamstag, dem 3. Juli 1976, wurde
sie in heimatlicher Erde beigesetzt.
In raffinierter Weise hatten die Dämonen ihren Tod herbeigeführt.
Wie einst bei dem im Evangelium erwähnten mondsüchtigen Knaben
hatten sie Anfälle und damit Epilepsie vorgetäuscht, die Anneliese in
Wirklichkeit laut fünfmaliger Untersuchung mittels Hirnstrombild nicht haben
konnte. So erreichten sie die Verabreichung zunächst von Zentropil, dessen schädliche
Nebenwirkungen bereits erwähnt wurden, und später von Tegretal, Medikamente,
die selbst von Ärzten als gefährlich betrachtet werden, gefährlich besonders
dann, wenn Epilepsie gar nicht vorliegt. So kann bei Tegretal u. a. auftreten:
Leukopenie = krankhafte Verminderung der weißen Blutkörperchen
unter 5500,
Thrombozytopenie = Verminderung der Blutblättchen,
Agranulozytose = akutes, schweres, meist hochfieberhaftes Krankheitsbild
mit Defekt des Granulozytensystems (Schwund der neutrophilen Leukozyten im
Blut). Das hohe Fieber in den letzten Lebenstagen von A. ist wohl darauf zurückzuführen.
Es muss der Wissenschaftlerin Frau Prof. Dr. Goodman zugestimmt
werden, wenn sie bei A. Erstickungstod infolge vermehrten Sauerstoffmangels
annimmt, wodurch Herz, Lunge und Gehirn sehr stark geschädigt wurden.
Ferner verursachten die Dämonen in den letzten Lebenstagen bei A.
bis zu 600 Kniebeugen, mit denen sie wohl verehrt sein wollten, die aber einen
vermehrten Sauerstoffbedarf zur Folge hatten, der nicht befriedigt werden
konnte. So wurde sie zur völligen Erschöpfung gebracht, die ein Herzversagen
begünstigte.
Auch verhinderten die Dämonen bei A. in den letzten Wochen die Aufnahme
von Nahrung oder verursachten das Erbrechen von eingenommener Speise, so wie
einst ein Dämon den im Evangelium erwähnten stummen Knaben am Sprechen
hinderte. Anneliese starb sicher nicht durch Verhungern, was das Fehlen von
Aufliegestellen beweist; sie wurde jedoch durch das erzwungene Fasten sehr entkräftet.
Ferner täuschten die Dämonen bei Anneliese in der Krise
Wahnkrankheit vor wie einst bei zwei lt. Evangelium von Besessenheit befallenen
Männern aus Gerasa. Bei A. wollten sie, wie sie im Exorzismus bekannten, die
Verbringung in eine Nervenklinik erreichen. Auch dort hätte sie wegen ihrer
Besessenheit nicht erfolgreich behandelt werden können. Sie wäre aber ohne die
Hilfe durch die exorzistischen Gebete gewesen und wäre gestorben, ohne dass die
Öffentlichkeit etwas von ihrem Martyrium durch die Dämonen erfahren hätte.
Anneliese hatte rechtzeitig die Gefahr ihrer Einweisung in eine solche Klinik
erkannt und deshalb ihre Eltern und die beiden Priester gebeten,
eine solche zu verhindern Dies war ihr gutes Recht. Schließlich musste sie
durch einen Aufenthalt in einer Nervenklinik ihr angestrebtes Berufsziel gefährdet
sehen.
Anneliese konnte nun von den Dämonen nicht mehr gequält werden
Sie ist ihrem Heiland bis in den Tod nachgefolgt. Ihre Liebe zu ihm und zu den
von der Verdammnis bedrohten Mitmenschen hat gesiegt über den unbändigen Hass
der Dämonen zu uns Menschen.
Die Rache der Dämonen
Da sich die Dämonen an Anneliese nicht mehr rächen konnten, rächten
sie sich nun an jenen, die ihr am meisten durch ihr Gebet in ihrem Martyrium
beistanden, ihr zum Durchhalten verhalfen, nämlich an ihren Eltern und den
beiden Exorzisten.
Der tragische Tod von Anneliese war nicht zu verheimlichen. Der
Hausarzt, der den Totenschein auszustellen hatte, nahm als Todesursache infolge
großer Abmagerung Verhungern an und veranlasst die gerichtsmedizinische
Untersuchung. Durch diese wurde die Annahme des Arztes bestätigt. Niemand von
den Medizinern, Staatsanwälten und Richtern erkannte, dass Anneliese in
Wirklichkeit von den Dämonen zu Tode gequält worden war, durch direkte und
indirekte Einwirkung. An deren Existenz glauben ja diese Herren nicht. Und so
gab man den Eltern und f den beiden Exorzisten die Schuld an ihrem Tod, weil sie
in den letzten Monaten keinen Arzt mehr zugezogen hatten. Sie wurden vom Gericht
für schuldig befunden und, wie eingangs erwähnt, verurteilt. Völlig und
offensichtlich mit Absicht hat man in Aschaffenburg die Tatsache der von vielen
Zeugen bestätigten Besessenheit bei Anneliese unberücksichtigt gelassen und
damit die Gegnerschaft zum Glauben der Kirche über die Existenz der Dämonen
und die Möglichkeit einer Besessenheit zum Ausdruck gebracht.
Als Folge der Verurteilung waren auch die hohen Prozesskosten zu
tragen. Damit nicht genug! Familie Michel und Familie Hein. die fast bei jedem
Exorzismus zugegen waren, wurden nun auch in wirtschaftlicher Hinsicht schwer
geschädigt, indem sie von ihren Kunden gemieden wurden.
Sinn des erlittenen Martyriums
In einer Zeit, in der kath. Theologen dem Teufel, dem Urheber aller
Übeltaten, den Abschied gaben, musste Gott ein besonderes Zeichen geben. Er ließ
es daher zu, dass Anneliese verwünscht und damit der Gewalt der Dämonen
ausgeliefert wurde. In furchtbarer Weise haben diese ihr Opfer im Laufe ihres
Lebens, besonders in den letzten Lebensjahren, gemartert, weil A. zur Rettung
der Sünder beitragen wollte. Sie wollten sie sogar zum Selbstmord bringen, um
damit ihrer Sühnebereitschaft ein Ende zu setzen. Verständlich, dass Anneliese
am 18.10.75 den Heiland bat, das Leiden wieder abzunehmen, da sie es nicht mehr
aushalten könne. Nachdem Er sie aber daran erinnert hatte, dass sie ihr völliges
Jawort gegeben hat, ein Zurück von diesem freiwillig gegebenen Jawort nicht möglich
sei, hat sie die Opfer weiterhin ertragen. Ihrer Sühnebereitschaft hatte sie
keine Grenzen gesetzt. Sie hatte sich für die Rettung der Priester, der
ungeborenen Kinder und der Jugend zur Verfügung gestellt. Das gleiche Ziel wie
einst die Seherkinder von Fatima und wie viele andere Sühneseelen, nämlich die
Rettung der Sünder vor der ewigen Verdammnis, hatte auch Anneliese im Auge.
Daher ist sie den Einsprechungen Christi, ihres ersten Seelenführers, gefolgt.
Aus ihr, die Religionslehrerin werden wollte, mussten die Dämonen
beim Exorzismus Religionsunterricht geben an eine Welt, die nicht mehr an die
Existenz der Dämonen und an die Gefahr der ewigen Verdammnis
glauben
will. Hier haben wir die Antwort auf die Frage, warum hat Gott dies alles
zugelassen; warum durfte ihre Besessenheit und ihr Tod nicht geheim bleiben?
Warum führte der Exorzismus nicht zur Austreibung der Dämonen?
Von anderer Art war ihr Martyrium, wie etwa bei einer Anna Kath.
Emmerich, einer Anna Schaff er, einer Therese Neumann, einem Pater Pio oder bei
den Seherkindern von Fatima. denen auch kein Arzt helfen konnte. Mit ihnen allen
aber hatte sie gemeinsam das Ziel, Sünder zu bekehren und sie vor der
Verdammnis zu retten.
Klingenberg liegt in einer Linie zwischen Fatima und Moskau. Soll
das, was hier mit Anneliese Michel mit dem Eingriff aus der Übernatur geschehen
ist, nicht ein Zeichen und ein Bollwerk gegen jene sein, die die Existenz Gottes
und jegliche Übernatur leugnen und die Kirche verfolgen?
Eine Frage wird manche Leser bewegen, nämlich: Warum erhielt
Anneliese die Wundmale Christi an ihren Füßen so sichtbar, während sie an den
anderen Stellen nur angedeutet waren? Die Antwort finden wir wohl im Gebet für
die Kirche (Anhang I). Bei der Verehrung der hl. Wunden der Füße beten wir für
die verstockten Sünder, die die Welt mehr heben, die also böse Wege gehen. Kür
diese hat sich Anneliese geopfert. Daher wohl die Auszeichnung an ihren Füßen!
So manche Frage mag noch im Zusammenhang mit der Besessenheit von
Anneliese und ihrem Martyrium auftauchen, so z. B. warum hat der Teufel seine
Anwesenheit in Anneliese zunächst einem Laien, nämlich Frau Thea Hein, gegenüber
verraten? Gegen sie hatte er offensichtlich wegen ihres Einsatzes für die
Bekehrung der Sünder eine große Wut, die er nicht verbergen konnte und in der
Krise der Anneliese zu erkennen gab. Als Fügung Gottes muss es betrachtet
werden, dass dann Herr Kaplan Alt auf den Fall Anneliese aufmerksam wurde und
sich um sie annahm, desgleichen auch, dass sie im Exorzisten, Herrn Pater
Arnold, einen väterlichen und selbstlosen Priester fand.
Anteil am Leiden Christi
Anneliese hat der Herr in seine Leidensschule genommen. wozu Er sie
durch eine tiefreligiöse Erziehung vorbereiten ließ. Geduldig hat sie das
Martyrium ertragen, das ihr die Dämonen mit den vielen Krankheiten. Belästigungen
und Trübsalen jahrelang bereitet hüben. Wer kann bestreiten, dass sie Sühne
geleistet hat z. B. für die Sunden der Faschingszeit, wenn sie gerade während
dieser Zeit von den Dämonen so sehr gemartert wurde? Hat sie nicht mit Christus
Qualen der Angst gelitten. wenn sie am Gründonnerstag abends Todesängste
auszustehen hatte, so sehr, dass ihre Kleider vor Angstschweiß ganz nass
wurden?
War es nicht eine Art Geißelung und Dornenkrönung, wenn sie durch
die Einwirkung der Dämonen am ganzen Körper Verletzungen bekam? War nicht ein
großer Teil ihres Lebens mit den vielen Krankheiten usw. ein Kreuztragen? War
es zuletzt nicht für sie eine Kreuzigung, all ihre Berufs- und Lebenspläne in
den letzten Tagen und Stunden ihres Lebens aufgeben und begraben zu müssen?
Schon wiederholt haben mir Priester versichert, dass sie in ihren
priesterlichen Anliegen nicht umsonst zu Anneliese gebetet haben. Möge
Anneliese auch von der Kirche als Fürbitterin in den Nöten der Zeit erkannt
und empfohlen werden, für die sie gelitten hat und gestorben ist!
Im Gebetsschatz von Anneliese, den sie wahrscheinlich von Barbara
Weigand übernommen hat, fand sich folgender Eintrag. Er gibt wohl Aufschluss über
ihre innere Verfassung, über ihr Innenleben, ihr Hinwenden zu Christus.
„Ich hab soviel geweint, gelitten,
zu Gott gewandt den nassen Blick,
bis zu Ihm mich durchgestritten,
nun kann ich ewig nicht zurück!
O gönnet mir auch meine Freuden,
wenn selig mir das Auge bricht!
All’ meine Schmerzen, meine Leiden,
es waren nur Schatten, sie sind nun ein Licht!“
Im Zusammenhang mit dem Besessenheitsfall von Klingenberg ist wohl
eine Botschaft beachtenswert, die ein Priester in Italien vor einigen Jahren
erhalten hat. Sie sei daher nachstehend als Anhang II auszugsweise
wiedergegeben.
Auszug aus dem Buch "Anneliese Michel und die Aussagen der Dämonen" von Kaspar Bullinger
Das Leben und Sterben der Anneliese Michel und die Aussagen der Dämonen
Ruhland-Verlag, Rudolf-Diesel-Str. 5, 84503 Altötting
DIN A5, 164-seitig, Best.-Nr. 035, 8,50 €