Die Besessenheit von Anneliese Michel ist aus mehreren Gründen ein besonderer Fall in der Geschichte der Kirche. Noch nie ist nämlich bekannt geworden, dass ein vom zuständigen Bischof genehmigter und angeordneter Exorzismus nicht zum Ziel, zur endgültigen Vertreibung der Dämonen geführt hat und das Opfer starb. Auch ist es wohl selten gewesen, dass ein besessener Mensch direkt oder indirekt, körperlich oder seelisch so sehr gepeinigt worden ist wie Anneliese.
Nun sind noch die dämonische Besatzung und deren Aussagen einer Betrachtung zu unterziehen. Mächtige der Hölle, bekannte Dämonen aus alter Zeit, aber auch bisher nicht in Erscheinung getretene Menschendämonen aus neuerer Zeit hatten sich bei Anneliese einquartiert; einige sogleich nach der Verwünschung noch vor ihrer Geburt, einige erst im Laufe der Zeit, und zwar:
Luzifer, als einziger Engeldämon, der oberste von den abgefallenen Engeln und der Hölle,
Judas Iskariot, der erste Verräter in der Gefolgschaft Jesu,
Nero, als Vertreter einer alten Weltmacht, die die junge Kirche blutigst verfolgte,
Kain, der erste Brudermörder in der Menschheitsgeschichte,
Hitler, der Massenmörder und Feind der Kirche aus der Neuzeit,
Fleischmann, ein unwürdiger Priester aus dem 16. Jahrhundert,
weitere Verdammte aus alter und neuer Zeit. Welch eine bunte Mannschaft!
Was sollen uns die verschiedenen Dämonen wohl bedeuten? Haben sie nicht zahllose Nachfolger bei uns in der ganzen Welt, z. B. in jenen sogenannten Intellektuellen, die ihr Haupt und ihre Knie nicht beugen vor dem Schöpfer und Erlöser wie einst ein Luzifer,
in den Verrätern, die die Kirche Christi ihren Feinden ausliefern wie einst Judas,
in den weltlichen Machthabern, die die Kirche und die Christen blutig verfolgen wie einst Nero,
in den Gewaltverbrechern, Mördern, Terroristen, die einem Kain gleichen, dessen Mord am Bruder um Rache zum Himmel schrie, in jenen, die vergöttert sein wollen und Tyrannen und Massenmörder sind wie ein Hitler,
in jenen, die durch Zugehörigkeit zu christentumsfeindlichen Organisationen ins ewige Verderben rasen, wie jene aus dem Dritten Reich, die sich wohlweislich nicht gemeldet haben,
in jenen, die ihre Verbrechen nicht bereuen und nicht dafür sühnen wollen wie einst der linke Schächer,
in jenen, deren Vergnügungssucht und modernes Leben ein Hindernis für Kinder ist wie schließlich bei den verdammten Frauen.
Welchen Auftrag hatten die Dämonen auszuführen?
Vier Evangelisten haben uns einst die wahre Lehre Christi aufgeschrieben und überliefert zu unserem Seelenheil, im Auftrag von oben.
Vier Dämonen, die Hauptsprecher beim Exorzismus in Klingenberg, nämlich Luzifer, Judas, Nero und Fleischmann, mussten uns nun durch ihre Aussagen an die wahre Lehre Christi erinnern, ebenfalls im Auftrag von oben, auch zu unserem Seelenheil und damit einen Religionsunterricht geben, weil die Lehre Christi von kath. Theologen z. T. verfälscht und verwässert oder ignoriert wird. Es ist interessant, dass diese vier Sprecher aus der Unterwelt z. B. einzeln dem Herrn Pfarrer Alt von Ettleben den Auftrag übermitteln mussten, die Tonbandaufnahmen über ihre Aussagen dem „Oberen von Würzburg", dem Bischof, zu überbringen, damit er sie der Öffentlichkeit bekannt mache. Weitere wichtige Aufträge bzw. Aussagen, z. B. dass Priester als solche durch ihre Kleidung erkenntlich sein sollen, dass Hand- und Stehkommunion das Werk der Hölle seien usw. usw., mussten ebenfalls von mehreren Dämonen überbracht werden.
Haben sie gelogen, oder haben sie die Wahrheit gesagt? Wiederholt haben sich einige von ihnen als „Vater der Lüge" selbst bezeichnet. Soll dies etwa nicht wahr sein? Gleichsam zum Beweis hat sich Luzifer als Lügner gezeigt durch seine Behauptung, er sei das oberste Geisteswesen, das doch nur Gott ist. Aber er musste auch unter dem Zwang von oben bekennen, dass er nur ein Geschöpf und nur der oberste Dämon in der Hölle ist. Judas konnte sich nicht damit abfinden, dass er verdammt ist, während Petrus „von Oben" herabschaut und sagt, er sei auch da oben, wo die anderen sind; er sei nicht verdammt. Aber Lügen haben auch hier kurze Beine. Er musste postwendend mehrmals bekennen, dass er verdammt ist auf ewig; dies in markerschütternden Schreien!
Mit diesem Judas hatte einmal in den Fünfziger-Jahren ein ehemaliger Mesner Bekanntschaft gemacht. Dieser erzählte mir, dass er Gelegenheit hatte, als Gast einem Exorzismus beizuwohnen. Judas sprach aus einer Frau, ohne dass sich deren Mund oder Lippen bewegten. Er gab sich auch hier als Vater der Lüge aus und hielt ihm dann seine ungebeichteten Sünden vor. „Das stimmt, was er sagt! Diesmal lügt er nicht" rief der Mesner dem Exorzisten zu und ließ sich die Lossprechung geben. Er hatte dann in der Folgezeit keine Lust mehr, nochmals zum Exorzismus zu kommen. Als anlässlich des Exorzismusprozesses von Aschaffenburg vom Fernsehen auch eine Tonbandaufnahme wiedergegeben wurde, erkannte er die Stimme des Judas wieder. i
Womit man bei dämonischen Aussagen außer der direkten Lüge noch zu rechnen hat, ist die Übertreibung und die Verallgemeinerung, so z. B. wenn Nero am 10.10.75 sagte, die holländischen Bischöfe sind Ketzer oder dass auch Bischöfe in die Hölle kommen.
Im höchsten Maß ordinär, eben von der Unterwelt, ist die Ausdrucksweise der Dämonen über Christus, die Heiligen, die Bischöfe, die Exorzisten, gegenüber anderen Anwesenden, ja selbst untereinander. In ihr kommen der abgrundtiefe Hass und die grenzenlose Grausamkeit zum Vorschein. Es sind Ausdrücke, wie man sie auch von bösen Menschen hört, z. B. Drecksau, Dreckhund, Sch...kerl. Wagte es eine Frau, sich beim Exorzismus in das Gespräch einzumischen, so wurde ihr vom Dämon sofort entgegengeschleudert: „Halt dei Maul, du Drecksau!" Gott ließ diese Ausdrucksweise und auch die Grausamkeit bei der Behandlung ihres Opfers zu, damit wir erkennen, was denen blüht, die ewig in die Klauen dieser Bestien kommen, und dass wir durch Gebet und Sühne solches Unglück verhindern helfen müssen. Einzig und allein scheint die Gottesmutter von den dämonischen Ausdrücken verschont zu sein. Sie hat ja ihren Fuß auf dem Kopf des Drachen. Von ihr sprachen sie, wenn sie in ihrem Auftrag Aussagen machen mussten, als „von der da", wobei Anneliese auf die Statue der Gottesmutter zeigen musste, oder „im Auftrag der Dame", „der Hohen", „der Madam".
Äußerst verhasst und daher nicht aussprechbar sind den Dämonen geweihte Dinge, z. B. die Stola, Statuen, Kreuze, Reliquien usw.. Das Weihwasser ist für sie das „Dreckwasser", die Stola das „Drecksding", der Exorzismus der „Sch....dreck", das Rosenkranzgebet „das Geplapper". Ein Gnadenort bzw. Wallfahrtsort ist für sie „das Sch....loch". Nicht immer gelingt es dem Exorzisten, den Dämon zur Berichtigung seiner Ausdrucksweise zu bringen. „Das kann ich nicht" oder „das geht nicht" oder mit einem entschiedenen Nein lehnt er es ab, der Aufforderung nachzukommen. Meist muss der Exorzist fragen, z. B „Meinst du den Wallfahrtsort San Damiano oder Montichiari", „die hl. Kommunion", „die Kirche?" oder dgl., worauf dann der Dämon ggf. antwortete „ja". Im nachstehenden sollen die dämonischen Ausdrücke höchstens angedeutet werden.
Es ist nicht anzunehmen, dass sich ein Dämon bei einer Aussage auf den Auftrag Christi oder der Gottesmutter berufen durfte, wenn dies nicht zutraf. Manchmal ist ein Auftrag von Oben auch durch den gepressten Ton des Dämonen erkenntlich. Man merkt, dass er dazu gezwungen wurde. Doch auch bei der Ausführung eines Auftrags ist ein Dämon bemüht, eine Lüge anzuhängen und anzubringen. Wenn man bei ihren Äußerungen auch vorsichtig sein muss, so wäre es doch grundfalsch, sie von vornherein unter den Tisch zu kehren, sie zu ignorieren. Dies wäre wohl genau so falsch, wie die Aussagen ohne weiteres zu glauben und zu akzeptieren, wie dies offensichtlich beim Exorzismus in „Mahnung aus dem Jenseits" wiederholt passiert ist. H. Pater Arnold Renz hat in seinem Geleitwort zu dieser Schrift selbst gesagt, dass die Dämonen immer wieder versuchen, beim Exorzismus zu lügen. Die Aussagen sind daher gründlich zu prüfen. Gelegenheit dazu ist gegeben durch Vergleich mit dem Evangelium, den Lehraussagen der Kirche, den Offenbarungen an Begnadete usw.
Wie schon einmal erwähnt, kamen die Aussagen bunt durcheinander, bald dieses, bald jenes. Der Ordnungssinn ist ihnen anscheinend verlorengegangen. Wir wollen aber wissen, was sagen die Dämonen von sich selbst, von anderen Dämonen und von der Hölle, wie sind sie mit ihrem Opfer umgegangen, was haben sie bezüglich Anneliese geäußert, was wissen sie über die Zustände in unserer Zeit, vor allem in der Kirche, welche Aufträge hatten sie an diese zu überbringen, wie haben sie sich gegenüber den Exorzisten verhalten, was hatten sie sonst noch zu sagen. Nachstehende Übersicht soll dies berücksichtigen. Sie wurde übernommen und zusammengestellt aus einer während der exorzistischen Sitzungen gemachten Aufzeichnung.
Auszug aus dem Buch "Anneliese Michel und die Aussagen der Dämonen" von Kaspar Bullinger
Das Leben und Sterben der Anneliese Michel und die Aussagen der Dämonen
Ruhland-Verlag, Rudolf-Diesel-Str. 5, 84503 Altötting
DIN A5, 164-seitig, Best.-Nr. 035, 8,50 €